Direkt zum Inhalt

Wie du eine Texterörterung vorbereitest

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Fasse das Thema des Zeitungsartikels „Wunschziel USA“ in einem Satz zusammen.

Schritt 1: Erfasse die Aufgabenstellung

Arbeitsauftrag

Die textgebundene Erörterung verlangt von dir eine argumentative Auseinandersetzung mit einem Text, in dem ein Problem behandelt oder eine strittige Frage diskutiert wird. Als Textgrundlage dienen fiktionale (lyrische, epische, dramatische) oder nicht fiktionale Texte (Sachtexte).
Häufig schließt sich eine Erörterungsfrage an die Analyse eines Sachtextes an. Bei dieser Aufgabenstellung sollst du zeigen, dass du zum einen die Intention des Textes verstanden hast und zum anderen dazu in der Lage bist, davon ausgehend zentrale Themen zu reflektieren und zu diskutieren.
Die literarische Erörterung befasst sich mit Problemstellungen der Literatur und Literaturwissenschaft. Als Textgrundlage können vollständige Texte (Gedichte, Parabeln) oder Ausschnitte verwendet werden. Meist dient der Text als Beispiel für ein bestimmtes Phänomen, an dem etwas gezeigt werden soll. 

Typische Aufgabenstellungen

  • Erörtern Sie die im Text angesprochene Problematik: Arbeiten Sie Kernaussagen heraus, setzen Sie sich kritisch mit den Thesen und Argumenten auseinander und nehmen Sie Stellung zur Problematik.
  • Untersuchen Sie die Rolle der Person X im vorliegenden Text. Erörtern Sie, inwieweit die Rolle exemplarisch für die Entstehungszeit des Textes ist.

Operatoren

Lies die Aufgabenstellung genau. Im Arbeitsauftrag weisen dich bestimmte Operatoren darauf hin, was von dir verlangt wird. Bestimme zunächst, was die Operatoren bedeuten, und überlege, was genau du erörtern sollst.

  • Erörtern: sich mit einem Text bzw. Thema kritisch, argumentativ und differenziert auseinandersetzen und eine begründete Stellungnahme formulieren
  • Begründen: eine Meinung bzw. eine These sachlich, anhand von stichhaltigen Beispielen, untermauern
  • Diskutieren: sich argumentativ mit einem Text bzw. einem Thema befassen
  • Sich auseinandersetzen mit: mit einem Text oder einem Problem in Beziehung treten und verschiedene mögliche Positionen ausloten
  • Kritisch reflektieren / kritisch Stellung nehmen: sich mit einem Sachverhalt oder einem Text auseinandersetzen, indem Für und Wider abgewogen werden und eine eigene, sachlich begründbare Position herausgearbeitet wird
  • Überprüfen: die Gültigkeit einer Behauptung anhand eines Textes oder anhand weiterführender Argumente untersuchen
  • Beurteilen: eine fundierte, objektive und in der Sache nachvollziehbare Ansicht zu einem Sachverhalt äußern
  • Bewerten: eine subjektive, eigenen Normen verpflichtete Einschätzung zu einem Sachverhalt abgeben

Schritt 2: Bereite den Text vor

Textverständnis gewinnen

Erfasse den Text zunächst inhaltlich und strukturell. Lies ihn dazu mehrmals gründlich im Hinblick auf die Aufgabenstellung und sortiere die Informationen.

  • Schlage unbekannte Wörter nach.
  • Gliedere den Text in Sinnabschnitte. Du kannst sie zur besseren Orientierung mit einer Überschrift versehen.
  • Lies den Text abschnittsweise und markiere farblich die Argumente (These, Begründung, Beispiel).
  • Notiere am Rand die Kernargumente bzw. Hauptthesen und wichtige Schlüsselbegriffe.
  • Lege eventuell eine Strukturskizze des Textes an.
  • Beziehe eventuelle Zusatzmaterialien wie z. B. Grafiken, Schaubilder, Statistiken, Bilder etc. in deine Betrachtungen mit ein.
  • Aktiviere dein Vorwissen zum Thema. Wurde das Thema bereits im Unterricht behandelt? Welche Aspekte, Fragestellungen, Positionen etc. zum Thema sind dir bekannt?

Bei literarischen Texten arbeitest du strukturelle, inhaltliche und stilistische Merkmale heraus. Besteht der Arbeitsauftrag lediglich in der Erörterung (ohne vorangehende Analyse), kannst du dich auf eine verkürzte Analyse beschränken und nur die Aspekte herausgreifen, die zu der Fragestellung bzw. dem zu erörternden Sachverhalt passen.

Erste Ergebnisse festhalten

  • Formuliere präzise das Kernproblem, mit dem sich der Autor des Textes befasst. Formuliere mit deinen eigenen Worten die Frage, die der Autor an das Kernproblem richtet.
  • Halte deinen ersten Eindruck und deine ersten Ergebnisse stichpunktartig fest. Sie dienen als Arbeitshypothese.

Lösung

Der Zeitungsartikel „Wunschziel USA“ diskutiert anlässlich der steigenden Nachfrage nach einem Highschool-Jahr in den USA die Vor- und Nachteile eines längeren Auslandsaufenthaltes von Schülerinnen und Schülern.

Texterörterung vorbereiten

Wie du dich für eine Erörterungsstrategie entscheidest

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Medienerziehung im Kindesalter ist ein wichtiger Bestandteil der Sozialisation.
Formuliere Pro- und Kontra-Argumente für den Hauptteil deiner Erörterung.

Schritt 1: Bedenke die Pro-und-Kontra-Erörterung

Die häufigste Form der freien Erörterung ist die Pro-und-Kontra-Erörterung (dialektische Erörterung). Dabei geht es darum, Argumente für zwei gegensätzliche Positionen gegeneinander abzuwägen.

Wann ist eine Pro-und-Kontra-Erörterung geeignet?

  • Das Thema ist als Behauptung, Forderung oder Entscheidungsfrage formuliert.
  • Zum zugrundeliegenden Sachverhalt gibt es unterschiedliche Positionen (Pro- und Kontra-Argumente), die gegeneinander abgewogen werden.
  • Ziel ist eine Stellungnahme zu einem Problem bzw. zu einer Themafrage.
  • Diese Form bietet sich in der Regel für Problemerörterungen an.

Im Hauptteil der Pro-und-Kontra-Erörterung stellst du die Argumente der gegensätzlichen Positionen vor und stützt sie mit Beispielen, Belegen oder Zitaten. Für die Gliederung des Hauptteils der Pro-und-Kontra-Erörterung hast du verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, wie du die Pro- und Kontra-Argumente einander gegenüberstellst und ob du für die These oder die Gegenthese Position beziehst.

Erste Möglichkeit: Entscheidung für die These

Ordne die Argumente im Block an:

  • Formuliere die Gegenthese und gib alle Argumente, die sie stützen, mit Belegen und Beispielen.
  • Formuliere die These und gib alle Argumente, die sie stützen, mit Belegen und Beispielen.

Zweite Möglichkeit: Entscheidung für die Gegenthese

Ordne die Argumente im Block an:

  • Formuliere die These und gib alle Argumente, die sie stützen, mit Belegen und Beispielen.
  • Formuliere die Gegenthese und gib alle Argumente, die sie stützen, mit Belegen und Beispielen.

Dritte Möglichkeit: Keine eindeutige Entscheidung

Hier stellst du Argumente und Gegenargumente laufend einander gegenüber:

  • Formuliere das erste Argument mit Beleg oder Beispiel zur Stützung der These.
  • Formuliere das erste Gegenargument mit Beleg oder Beispiel zur Stützung der Gegenthese.
  • Formuliere das zweite Argument mit Beleg oder Beispiel.
  • Formuliere das zweite Gegenargument mit Beleg oder Beispiel usw.

Achte auf die Anordnung der Argumente. Die Reihenfolge der Argumente kann darüber entscheiden, welchen Eindruck deine Argumentation beim Leser hinterlässt. Es empfiehlt sich folgende Anordnung:

  • erstes Argument = das überzeugendste Argument
  • zweites Argument = ein gutes Argument
  • drittes und weitere Argumente = verhältnismäßig schwache Argumente

Steht das wichtigste Argument am Anfang, ist der Leser davon oftmals so überzeugt, dass er die folgenden Argumente höher einschätzt, als ihr tatsächlicher Wert ist. Wenn du mit dem schwachen Argument beginnst, wird der Leser kritisch und kritisiert unter Umständen auch das gute Argument.

Schritt 2: Ziehe die steigende Erörterung in Betracht

Die steigernde Erörterung (lineare Erörterung) ist eine Form der freien Erörterung, bei der nur der eigene Standpunkt begründet wird. Dazu baust du die Argumente, die deine Meinung begründen, der Wichtigkeit nach aufeinander auf, sodass das stärkste Argument am Schluss steht.

Wann ist eine steigernde Erörterung geeignet?

  • Das Thema ist als Sach- oder Ergänzungsfrage formuliert (W-Fragen).
  • Der Sachverhalt ist meist unstrittig.
  • Argumente und Sachurteile werden zusammengetragen und mit stichhaltigen Begründungen und Beispielen versehen.
  • Ziel ist die Darstellung und Beurteilung eines Problems bzw. einer Themafrage.
  • Häufig findet sich eine Gliederung nach Ursachen, Folgen und Konsequenzen.
  • Diese Form bietet sich in der Regel bei literarischen Erörterungsthemen an.

Bei der steigernden Erörterung wird nur die Darstellung einer Seite eines Problems verlangt. Die Gliederung des Hauptteils der steigernden Erörterung ist daher linear. Reihe die Argumente für die Positionen aneinander und stütze sie mit Beispielen, Belegen oder Zitaten. Gegenargumente bringst du (wenn überhaupt) nur am Rande ein, um Bedenken gegen deine Argumente auszuräumen.

Gliedere die steigernde Erörterung folgendermaßen, achte darauf, dass du die Argumente so anordnest, dass das wichtigste am Schluss steht:

  • Formuliere die These zur Fragestellung.
  • Formuliere das erste Argument für die These mit Beispiel, Beleg oder Zitat.
  • Formuliere das zweite Argument für die These mit Beispiel, Beleg oder Zitat.
  • Formuliere das dritte Argument für die These mit Beispiel, Beleg oder Zitat usw.

Achte bei der sprachlichen Gestaltung darauf, dass du die Argumente mit besonderen Wendungen logisch miteinander verknüpfst.

Wendungen für die Reihung der Argumente

  • Außerdem sollte man bedenken, dass …
  • Als zusätzliches Argument könnte man anführen …
  • Noch etwas spricht für …
  • Ein weiterer Grund für … ist …
  • Zu bedenken ist auch …
  • Darüber hinaus …
  • Neben dem Argument … stützt auch … die These

Lösung

Kontra: Kinder sollten möglichst spät mit den modernen Medien in Berührung kommen.
1. Fernsehen und Computer wirken sich negativ auf die Entwicklung von Kleinkindern und Kindern aus, denn beides beeinträchtigt in zunehmendem Maße ihre Konzentrationsfähigkeit und Aufnahmefähigkeit (Stichwort: schlechte Lesefertigkeit besonders bei Jungen).
2. Kinder, die viel mit den elektronischen Medien zu tun haben, sind durch eine Unterhaltung jenseits solcher Medien schnell gelangweilt, da sie eine schnelle Bildfolge gewöhnt sind.
3. Fernsehen und Computer im Kindesalter gefährden die Kreativität der Kinder und führen zu zunehmender Isolation.

Pro: Kinder sollten möglichst früh mit den modernen Medien konfrontiert werden.
1. Um sich in der digitalisierten Welt zurechtzufinden, ist es notwendig, den Kindern einen frühen Zugang zu den entsprechenden Medien zu ermöglichen.
2. Eine frühe und vernünftige Medienerziehung schützt vor Missbrauch.
3. Medien haben einen pädagogischen Wert, da Fernsehen auch Wissen vermittelt und Computer (besonders bestimmte Strategiespiele) gezielt Fähigkeiten eines Kindes fordern und fördern können.

Wie du eine Texterörterung gliederst und verfasst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1: Formuliere die Einleitung

Nenne in der Einleitung die Grundinformationen zu dem Text wie Autor, Titel, Thema, Erscheinungsjahr, Erscheinungsort und ggf. Adressaten. Benenne anschließend das in dem Text behandelte Kernthema bzw. die Problemfrage. Formuliere das Thema bzw. Problem so präzise wie möglich, fasse es weder zu weit noch zu eng.

Schritt 2: Schreibe den Hauptteil

Gib die zentralen Thesen bzw. Forderungen des Verfassers wieder. Erläutere die Argumentation bzw. den Gedankengang im Text. Beziehe dabei die Ergebnisse deiner Textanalyse mit ein. Erläutere, inwiefern der Autor sprachlich-stilistische Mittel einsetzt, um seine Argumentation zu stützen bzw. den Leser zu überzeugen.

Sprachliche Gestaltung

Beachte bei der sprachlichen Darstellung deiner textgebundenen Erörterung folgende Aspekte:

  • Verwende indirekte Rede, wenn du Thesen oder Argumente des Textes wiedergibst.
  • Stütze deine Aussagen mit Belegen und Zitaten aus dem Text.
  • Verfasse deine Darstellung in einer angemessenen Sprache.
  • Gliedere deinen Aufsatz mit Absätzen.

Setze dich kritisch mit der Argumentation des Verfassers auseinander. Greife dazu auf die Ergebnisse deiner Texterörterung zurück. Für den Aufbau deiner Darstellung hast du zwei Möglichkeiten:

  • Du kannst zunächst die Argumente des Textes strukturiert (z. B. gegliedert nach Sinnabschnitten) wiedergeben und dich dann argumentativ damit auseinandersetzen. Hier besteht die Gefahr, dass du dich wiederholst, weil du dich möglicherweise nochmals auf bereits erläuterte Argumente beziehen musst.
  • Du kannst aber auch im unmittelbaren Anschluss an das jeweilige Argument des Autors eine begründete Stellungnahme formulieren. Diese kann jeweils zustimmend, einschränkend oder ablehnend sein.

Argumente formulieren

Um die einzelnen Argumente logisch und sinnvoll zueinander in Beziehung zu setzen, helfen dir Konjunktionen, Adverbien oder feste Wendungen.

Konjunktionen und Adverbien festehenende Wendungen

kausal (Begründung)

denn, weil, da

 

 

Der Grund dafür ist...

...liegt begründet in...

konsektutiv (Folgerung)

daher, deshalb, infolgedessen,
sodass, folglich, demzufolge

 

Aus... folgt...
 

konditional (Bedingung)

wenn, falls, andernfalls
 

 

Dies setzt voraus, dass...
Dies hängt davon ab, dass...

konzessiv (Einräumung)

obwohl, auch wenn, wenngleich
trotzdem

 

Man muss zugeben/einräumen
 

final (Ziel, Absicht)

damit, um zu
 

 

Ziel ist...
...bezweckt...

adversativ (Entgegensetzung)

aber, jedoch wohingegen,
einerseits - andererseits,
zwar - aber, obwohl,
selbst wenn... dann,
vor dem Hintergrund

 

im Gegesatz/Unterschied dazu...
Dagegen lässt sich einwenden...

 

 

Schritt 3: Verfasse den Schluss

Fasse die Abwägung der Argumente zusammen und bewerte die Überzeugungskraft des Textes. Formuliere ein abschließendes Urteil. Daran kannst du einen Appell oder einen Ausblick anschließen, indem du auf weitere Aspekte, mögliche Folgen, einen Zusammenhang mit aktuellen Problemen oder einen übergreifenden Zusammenhang verweist.

Texterörterung gliedern und verfassen

Wie du richtig erörterst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Erörtere die Vor- und Nachteile eines Auslandsaufenthaltes in den USA.
Finde Argumente, um die Position des Verfassers zu stützen, und Gegenargumente, um die Position des Verfassers zu widerlegen.

Schritt 1: Bilde dir eine Meinung

Lege deinen Standpunkt zu dem zentralen Thema bzw. Problem des Textes fest. Lege dazu zunächst eine Stoffsammlung zum Thema an:

  • Sichte dein Vorwissen z. B. aus dem Unterricht oder eigenen Erfahrungen. Sammle Fakten, Argumente, Gegenargumente, Zitate und Beispiele.
  • Überlege, welche Punkte deiner Vorwissensammlung für die Aufgabe wichtig sind. Bringe nicht alles ein, was du weißt, sondern wähle nur das aus, was relevant für die Aufgabenstellung ist.
  • Sortiere die ausgewählten Fakten, Thesen, Argumente, Belege und Beispiele zu den einzelnen Aspekten und ordne sie sinnvoll an. Dafür eignet sich eine Tabelle oder eine Mindmap. Du kannst die Stichpunkte auch thematisch zusammenfassen und durchnummerieren.
  • Überlege, wie du dein Wissen zielgerichtet einsetzen kannst.
  • Kläre abschließend deine eigene Position zu dem Thema bzw. Problem.

Schritt 2: Setze dich kritisch mit dem Text auseinander

Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Erörterung ist, dass du deine eigene Einstellung gegenüber den Thesen und Argumenten des Verfassers herausarbeitest.

  • Überlege, welche Kernthesen und -argumente für dich nicht überzeugend sind. Wie lassen sie sich entkräften? Finde Gegenargumente.
  • Welche Schwächen im Argumentationsaufbau kannst du feststellen? Welche wichtigen Aspekte der Problematik werden nicht angesprochen? An welchen Stellen wird unzulässig verallgemeinert oder verkürzt?
  • Entscheide, ob du mit der Position des Verfassers teilweise, ganz oder gar nicht übereinstimmst.

Mögliche Positionen

  • Widerspruch: Du stimmst mit den Thesen im Text grundsätzlich nicht überein.
  • Teilweise Übereinstimmung: Einige der Argumente decken sich mit deiner eigenen Position, einigen widersprichst du.
  • Zustimmung: Deine Meinung deckt sich mit der des Autors.

Schritt 3: Verfolge eine Erörterungsstrategie

Je nach Übereinstimmungsgrad deiner Position mit der des Autors ergeben sich verschiedene Strategien für das Verfassen deiner Erörterung.

Deine Ansichten und die des Verfassers widersprechen sich völlig: Du formulierst Gegenthesen und begründest diese stichhaltig.

  • Überprüfe die Voraussetzungen der Argumentation und stelle sie infrage. Prüfe die Qualität der Argumente und die Schlüssigkeit der Argumentation. Werden Schwerpunkte verlagert oder gibt es Widersprüche?
  • Schränke einzelne Thesen in ihrer Gültigkeit ein. Entkräfte einzelne Argumente des Textes. Formuliere Gegenthesen und -argumente.
  • Stelle einzelne Begründungen oder Beispiele als unzureichend dar.

Deine Ansichten und die des Verfassers widersprechen sich teilweise: Dies ist bei der Texterörterung am häufigsten der Fall. Du entkräftest die Argumente, mit denen du nicht übereinstimmst, und grenzt die Grundaussage des Textes ein, indem du nur manchen Thesen zustimmst.

  • Begründe, warum du mit einigen Argumenten und Thesen übereinstimmst.
  • Ergänze diejenigen Thesen, mit denen du übereinstimmst, um weitere Pro-Argumente, die die Argumentation des Verfassers unterstützen.
  • Begründe, warum du mit anderen Thesen bzw. Argumenten nicht übereinstimmst.
  • Formuliere Gegenargumente, die die Argumentation des Verfassers infrage stellen.

Deine Ansichten stimmen mit denen des Verfassers völlig überein: Du bringst diese Übereinstimmung zur Sprache, formulierst aber dennoch mögliche Gegenargumente.

  • Ergänze die Argumente des Verfassers um weitere und stütze die Position. Führe weitere passende Beispiele und Belege an.
  • Entkräfte mögliche Gegenargumente und Einwände, die der Verfasser nicht berücksichtigt hat.

Weiterführende Problematisierung: Du entwickelst, von der Argumentation des Textes ausgehend, weitere Verknüpfungen, bringst weitere Aspekte zur Sprache und formulierst mögliche Konsequenzen.

Lösung

Argumente, um die Position des Verfassers zu stützen:

  • Zeitverschwendung – das schnelle Abschließen der Schulausbildung ist wichtiger
  • Englisch ist für den Berufswunsch des Schülers unwichtig
  • wenig Lust, sich auf etwas Neues einzulassen 

Gegenargumente, um die Position des Verfassers zu widerlegen:

  • gründliches Erlernen der englischen Sprache
  • Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit

Wie du eine freie Erörterung vorbereitest

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1: Erfasse die Aufgabenstellung

Arbeitsauftrag

Die freie Erörterung verlangt von dir, ein in Frage- oder Aussageform formuliertes Problem zu diskutieren. Häufig geht dem Arbeitsauftrag oder der Fragestellung eine Behauptung oder ein Zitat voraus. Die Frage kann sowohl auf ein Sachthema (Problemerörterung) als auch auf ein literarisches Thema Bezug nehmen.

Typische Aufgabenstellungen

  • Setzen Sie sich unter Einbeziehung … mit dieser These auseinander.
  • Untersuchen Sie die Ursachen, die zu … geführt haben.
  • Ist … zu befürworten?
  • Geben Sie eine Einschätzung der gegenwärtigen Situation.
  • Welchen Stellenwert hat …?
  • Welche Bedeutung kommt Ihrer Meinung nach … zu?

Operatoren

Lies die Aufgabenstellung genau. Im Arbeitsauftrag weisen dich bestimmte Operatoren darauf hin, was von dir verlangt wird. Bestimme zunächst, was die Operatoren bedeuten, und überlege, was genau du erörtern sollst.

Schritt 2: Lege eine Stoffsammlung an

Hintergrundwissen aktivieren und strukturieren

Überlege, welches Vorwissen du zu dem Thema hast:

  • Wurde das Thema bereits im Unterricht behandelt? Kennst du es aus eigener Erfahrung?
  • Welche Aspekte, Fragestellungen, Positionen etc. zum Thema sind dir bekannt?
  • Handelt es sich um ein literarisches Thema, überlege, welches Hintergrundwissen du hast. Was weißt du zum literarhistorischen Hintergrund, zum Autor, zur Epoche? Kennst du relevante Werke oder Texte zu dem Thema? Sammle je nach Fragestellung Einzelheiten zu Motiven, Stoffen, literarischen Figuren usw.

Argumente sammeln und ordnen

Arbeite deine Position heraus, formuliere These und Gegenthese, überlege dir Argumente und Gegenargumente und ordne sie nach ihrer Wichtigkeit:

  • Wie stehst du zum gefragten Sachverhalt?
  • Welche Argumente und Gegenargumente fallen dir zu der Frage ein? Wie lassen sich die Argumente thesenartig formulieren?
  • Überlege, welche Aspekte und Punkte deiner Materialsammlung für die Aufgabe wichtig sind. Welche Punkte lassen sich deinen Thesen und Argumenten als Begründungen, Belege und Beispiele zuordnen?
  • Ordne Thesen, Argumente und Beispiele zu den Aspekten der Fragestellung sinnvoll an. Dazu eignet sich eine Mindmap.
  • Ordne die Argumente und erstelle eine Argumentationshierarchie: Welche Argumentationsreihenfolge bietet sich an? Welches Argument ist das wichtigste bzw. stärkste? Welche Argumente sind weniger stark?

These und Argument

Ein Argument begründet eine These und wird in der Regel mit einem Beweis bzw. einem Beispiel untermauert.

  • These: Das Recht auf öffentliche Meinungsäußerung ist in einer Demokratie unverzichtbar…
  • Begründung (Argument): … weil nur auf diese Weise ein objektiver Meinungsbildungsprozess in Gang gesetzt werden kann.
  • Beweis: Werden Wähler beispielsweise nicht über die unterschiedlichen Argumente zu einem politischen Thema informiert, können sie sich keine eigene Meinung bilden.

Wie du eine freie Erörterung gliederst und verfasst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Formuliere eine Einleitung für deine Erörterung für oder gegen Medienerziehung im Kindesalter. Wähle einen anschaulichen Einstieg in das Thema.

Schritt 1: Verfasse die Einleitung

In der Einleitung führst du zum Thema hin, z. B. durch einen Verweis auf die Bedeutung und die Aktualität der Themenstellung. Anschließend zeigst du die gegensätzlichen Positionen der Frage auf und formulierst These und Gegenthese. Vermeide eine zu abstrakte Einleitung, die den Leser weder motiviert noch zum Thema hinführt. Wähle stattdessen einen griffigen und anschaulichen Einstieg.

Möglichkeiten für den Einstieg

  • aktuelles Ereignis oder aktueller Anlass
  • historische Einbettung des Themas
  • passendes Zitat
  • Sprichwort, treffende Redewendung
  • Begriffsklärung
  • Verweis auf eine Statistik
  • Schilderung einer persönlichen Erfahrung

Schritt 2: Schreibe den Hauptteil

Im Hauptteil stellst du die Thesen und Argumente vor, je nachdem, für welche Erörterungsstrategie du dich entschieden hast. Achte auf folgende Aspekte, um deine Position zu verdeutlichen:

  • Vermeide Gedankensprünge, Widersprüche, Abschweifungen.
  • Vermeide wenig stichhaltige Begründungen, die möglichen Einwänden nicht standhalten können.
  • Vermeide Gemeinplätze (z. B. „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“).
  • Verwende Beispiele, die deine Argumente veranschaulichen.
  • Achte auf eine angemessene sprachliche Darstellung.

Schritt 3: Formuliere den Schluss

Im Schlussteil rundest du deine Erörterung ab; hier werden keine neuen Argumente mehr formuliert. Wäge zunächst die Argumente des Hauptteils zusammenfassend ab.

  • Hast du eine Pro-und-Kontra-Erörterung verfasst, entscheide dich für die These oder die Gegenthese, wobei dies durchaus mit Einschränkungen geschehen kann.
  • Hast du eine steigernde Erörterung verfasst, greife den Gedanken aus der Einleitung wieder auf und beantworte die Frage abschließend.

Darüber hinaus sind für die Gestaltung des Schlusses auch folgende Aspekte denkbar.
Du kannst:

  • einen Ausblick formulieren,
  • auf eine weiterführende Fragestellung verweisen,
  • einen Appell formulieren,
  • mögliche Grenzen der Argumentation aufweisen,
  • Folgerungen entwickeln,
  • Schlüsse für das eigene Handeln ziehen.

Lösung

Einleitung: Dreijährige malen auf dem iPad, Grundschüler haben selbstverständlich ein Handy, 80 Prozent der 6- bis 13-Jährigen schauen jeden Tag fern. Kinder werden zunehmend schon sehr früh mit Computern, Handys, Tablet-PCs und dem Fernsehen konfrontiert. Ist eine frühe Medienerziehung für die Sozialisation von Kindern sinnvoll?

Wie du die Textanalyse einer Erörterung durchführst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Welche Vor- und Nachteile eines Auslandsaufenthaltes in den USA erwähnt der Autor in dem Zeitungsartikel?

Schritt 1: Bestimme die Textsorte und die Kommunikationssituation

Ist der Erörterungsauftrag ein Teil einer größeren Aufgabenstellung und schließt sich die Erörterung an die Analyse eines Textes an, hast du dich schon intensiv mit dem Text auseinandergesetzt und kannst auf deine Analyseergebnisse zurückgreifen.

Verlangt die Aufgabenstellung nur die Erörterung eines vorgegebenen Textes, musst du zunächst den Text inhaltlich erfassen, die Position des Autors herausarbeiten und untersuchen, wie er seine Position sprachlich und methodisch entfaltet. Du kannst dich in diesem Fall auf eine verkürzte Analyse bzw. Interpretation beschränken und greifst nur die Aspekte auf, die zum Sachverhalt passen, der erörtert werden soll.

Bestimme aufgrund der der sprachlichen und inhaltlichen Einzelheiten, welche Textsorte vorliegt, und verdeutliche dir, welche (hauptsächliche) Funktion mit dieser Textsorte einhergeht.

Funktionen von Textsorten

  • Informierende Funktion: Die Vermittlung von Informationen steht im Vordergrund.
  • Argumentierende Funktion: Zu bestimmten Sachverhalten wird Position bezogen.
  • Appellierende Funktion: Diese Texte sollen eine Verhaltensänderung beim Leser herbeiführen.

Kommunikationssituation

  • Überlege, welche Rezeption der Autor beim Verfassen seines Textes beabsichtigt hat. Welchen Zweck oder welche Absicht verfolgt der Verfasser? Ist die Absicht ausdrücklich formuliert oder steht sie zwischen den Zeilen?
  • Wendet sich der Verfasser an eine individuelle Leserschaft oder ein Massenpublikum? (Publikationsort, Inhalt und Sprachstil beachten)
  • Wendet der Verfasser sich eher an den Verstand, das Gefühl, das moralische Gewissen?

Schritt 2: Analysiere Thema, Inhalt und Kernaussage

Erfasse den Text inhaltlich und arbeite die Position des Autors heraus:

  • Lege fest, welcher Sachverhalt, welches zentrale Problem oder welches Thema in dem Text behandelt wird. Beachte dabei auch gesondert die Überschrift. Du kannst auf die Ergebnisse zurückgreifen, die du während deiner Analysevorbereitung gewonnen hast. Überprüfe sie am Text.
  • Überprüfe dein Textverständnis, indem du den Inhalt mit eigenen Worten wiedergibst. Gehe dabei Abschnitt für Abschnitt vor und benenne jeweils die wichtigsten Einzelheiten. Die kurze Inhaltsangabe kannst du später für deinen Aufsatz verwenden.
  • Arbeite die Kernaussage bzw. die zentrale Textaussage heraus und fasse sie in einem Satz zusammen. Diesen Satz kannst du später in der Einleitung verwenden.

Schritt 3: Ermittle die Argumentationsstruktur

Arbeite heraus, wie der Autor seine Gedankenfolge inhaltlich präsentiert bzw. wie er seine Argumentation aufbaut.

  • Mit welchen Argumenten begründet der Verfasser seinen Standpunkt bzw. seine Thesen?
  • Mit welchen Beispielen stützt er seine Behauptung?
  • Wie versucht der Verfasser, den Leser für seine Meinung einzunehmen?
  • Beziehe die einzelnen Sinnabschnitte aufeinander und konzentriere dich auf die Funktion, die sie erfüllen. Dabei kann dir zur Verdeutlichung eine Strukturskizze helfen.

Elemente der Argumentation

  • These: Behauptung, die bewiesen werden muss.
  • Antithese: Gegenbehauptung, die die These in Zweifel zieht.
  • Argument: Aussage, die eine Behauptung oder eine These einleuchtend begründet.
  • Beispiel: dient der Veranschaulichung eines Arguments.
  • Beleg: sichert ein Argument ab (Aussage eines Experten, Statistik usw.).

Schritt 4: Beschreibe die sprachlich-stilistische Gestaltung

Untersuche, wie der Autor seine Position sprachlich-stilistisch entfaltet:

  • Bestimme, welche Stilebene der Verfasser verwendet (Wort- und Satzebene).
  • Gibt es Auffälligkeiten in der Wortwahl oder im Satzbau, z. B. eine Häufung von Aussage-, Frage- und Ausrufesätzen?
  • Bestimme, welche rhetorischen Mittel der Text verwendet, und analysiere, wie er sie einsetzt. Verdeutliche dir immer die intendierten bzw. tatsächlich erreichten Wirkungen der einzelnen rhetorischen Figuren.

Lösung

Vorteile

  • Ein Austauschjahr im Ausland bietet die „Möglichkeit einer zusätzlichen Ausbildung“ (Z. 9).
  • Der Austausch dient der „Völkerverständigung“ (Z. 31).

Nachteile

  • Die kompletten Kosten für einen Auslandsaufenthalt von 10 Monaten betragen 11 860 Euro (Z. 13).
  • Die im Ausland erbrachten schulischen Leistungen werden häufig nicht von der Schulleitung der deutschen Schule anerkannt, sodass man oftmals nach der Rückkehr nach Deutschland keine Klasse überspringen kann (Z. 26 ff.).
  • Die Konfrontation mit fremden Menschen und Sitten überfordert manche Jugendliche, wenn sie nicht entsprechend vorbereitet wurden (Z. 29 ff.).
  • Ein vorzeitiger Abbruch des Aufenthalts kann unter Umständen neben der psychischen Belastung für den Schüler auch finanzielle Verluste bedeuten (Z. 39 ff.).