Gedichtanalyse im Abi – Wir zeigen dir, wie es geht

Besonders beliebt ist im Deutsch-Abitur die Gedichtanalyse. Damit du optimal für deine Abiprüfung in Deutsch gewappnet bist, bekommst du hier eine ausführliche Übersicht über alle wichtigen und relevanten Informationen und To Dos.

So gehst du bei der Gedichtanalyse vor!

  1. Aufgabenstellung erfassen: Analyseschwerpunkte und Operatoren
    Die Gedichtanalyse setzt immer an einem Beispieltext an, den du analysieren und interpretieren sollst. Dabei wird von dir entweder eine allgemeine Erschließung in Bezug auf Form, Sprache und Inhalt verlangt, oder es werden bereits konkrete Anhaltspunkte für die Analyse vorgegeben. Dabei musst du erkennen, ob es sich um eine offene Aufgabenstellung handelt oder um eine Aufgabe mit Analyseschwerpunkten. Operatoren sind Hinweise in der Aufgabenstellung, die dir sagen, was genau analysiert werden soll.
  2. Gedichtanalyse vorbereiten: Erster Eindruck und Deutungshypothese
    Lies das Gedicht mehrmals gründlich und halte deine ersten Eindrücke fest. Notiere dir die wichtigsten Schlüsselbegriffe. Erstelle eine vorläufige Deutungshypothese. Du kannst dir auch Probleme und Fragen notieren.
  3. Bauform und äußere Kennzeichen erfassen: Visuelle Signale und Bauform
    Die meisten Gedichte weisen Besonderheiten im Schriftbild auf. Sie helfen, bestimmte Effekte zu verstärken oder Aussagen optisch zu unterstreichen. Diese visuellen Signale bedürfen einer besonderen Betrachtung. Achte dabei auf Leerzeilen, eingerückte Verszeilen, verschiedene Schrifttypen und die Länge der einzelnen Verszeilen. Auch die Bauform bedarf Beachtung und sollte von dir bestimmt werden können. Um welche charakteristische Bauform handelt es sich beim vorliegenden Gedicht? Ballade, Elegie, Hymne oder Sonett? Eine Übersicht der Definitionen bekommst du in diesem Video zur Gedichtanalyse.
  4. Klangliche Gestaltungsmittel untersuchen: Versmaß, Reime und Kadenzen, Klangfiguren
    Schau dir als erstes Versfuß und Versmaß an. Beim Versfuß unterscheidest du zwischen Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst. Versmaße sind der Blankvers, Alexandriner, Hexameter, Pentameter, Distichon und freie Rhythmen. Um den Reim und das Reimschema bestimmen zu können, musst wissen, wie Endreime, Binnenreime, Anfangsreime, reine und unreine Reime aussehen. Zusätzlich musst wissen, was ein Paarreim, Kreuzreim, umarmender Reim, Schweifreim und ein Waise ist. Falls du noch einmal nachschauen möchtest, findest du hier eine kurze Übersicht der unterschiedlichen Reimschemata in einer Gedichtanalyse.
    Neben dem Reim sind auch die Kadenzen für die Versschlüsse bedeutsam. Untersuche dazu, ob der Vers mit einer Hebung oder einer Senkung endet. Hauptsächlich unterscheidet man zwischen der männlichen (stumpfen) Kadenz (Wind/Kind), der weiblichen (klingenden) Kadenz (Gipfel/Wipfel) und der dreisilbigen (gleitenden) Kadenz (Singende/Springende).
    Klangfiguren basieren meist auf der Wiederholung von Lauten oder Wörtern. Benenne die Klangfiguren und untersuche ihre Funktion und Wirkung für die Textaussage. Hier musst du zwischen der Assonanz, Alliteration, Onomatopöie, Paronomasie und der Häufung gleichartiger Vokale unterscheiden sowie zwischen Refrain, Anapher oder Epipher, Polyptoton und Polysyndeton sein.
  5. Inhalt erfassen: Thema, Gedankengang und Titel, Motive und Stoffe, Sprecher und Adressat
    Bestimme, welches Thema das Gedicht behandelt, und prüfe, wie die Inhalte gestaltet werden. Geht es um Erlebnisse oder Empfindungen (bildhafte Lyrik), oder werden weltanschauliche Themen oder theoretische Fragen behandelt (Gedankenlyrik)? Untersuche anschließend den gedanklichen Aufbau des Gedichts. Erscheinen Gedanken, Empfindungen, Wahrnehmungen aneinandergereiht, z. B. in chronologischer Folge (linearer Aufbau), stehen sie sich als Gegensätze gegenüber (antithetischer Aufbau) oder laufen die Teile auf eine Forderung, ein Urteil oder Fazit hinaus (argumentativer Aufbau)?
    Berücksichtige zusätzlich, welche Gedankenfiguren in dem Gedicht auftauchen. Handelt es sich um eine Anrede, rhetorische Frage, Antithese oder um Ironie? Prüfe außerdem, ob und wenn ja, welche Motive, Stoffe, Situationen und Personen im Gedicht besprochen werden? Beschreibe auch den Ort und die Zeit, wenn sie im Gedicht klar erkennbar von ihnen gesprochen wird.
    Danach musst du das Gedicht auf Sprecher und Adressat prüfen. Aus welcher Perspektive wird die Handlung geschildert (das lyrische Ich, Figur als Sprecher, der verdeckte Sprecher)? Welche Eigenschaften sind typisch für den jeweiligen Sprecher?
  6. Sprachliche Gestaltungsmittel untersuchen: Satzbau und Versbau, Wortwahl, Sprachbilder
    Geht es um sprachliche Gestaltungsmittel, richte dein Augenmerk dabei vor allem auf die Verszeilen und Sätze, ungewöhnliche Satzstellungen (Inversion, Ellipse, Prolepse) und Stilmittel der Wiederholung. Auch auf die Wortwahl und Sprachbilder solltest du in dem Gedicht beachten. Sprachliche Bilder machen literarische Texte vieldeutig. Sie bringen etwas anderes zum Ausdruck als das, was sie normalerweise bezeichnen. Notiere oder unterstreiche die Sprachbilder in dem Gedicht. Achte besonders auf Sinnbilder wie Allegorien und Symbole. Sie dienen der Verbildlichung abstrakter Ideen und Begriffe.
    Schaue immer dann genauer hin, wenn Ausdrücke auf der wörtlichen Ebene keinen Sinn ergeben. Kläre die abweichende Bedeutung der Wörter im Textzusammenhang und deute sie im Bezug zu dessen Aussage. Achte auf Hinweise des Autors, wie bestimmte Sprachbilder zu verstehen sind. Häufig wird das Gemeinte im Titel genannt, manchmal am Anfang oder am Ende des Textes erläutert. Bei Sprachbildern solltest du wissen, was eine Metapher, Vergleich, Chiffre, Personifikation und Synästhesie ist.
  7. Gliederung und Verfassen deiner Gedichtanalyse: Einleitung, Hauptteil, Schluss
    Gliedere deine Gedichtanalyse schriftlich in drei Teile. Du beginnst mit der Einleitung und nennst die Grundinformationen zu dem Gedicht wie Autor, Titel, Entstehungszeit und Thema. Formuliere anschließend deinen Eindruck oder eine Art Vorverständnis des Gedichts oder deine Deutungshypothese aufstellen.
    Im zweiten Teil, dem Hauptteil, gibst du zunächst einen Überblick über die äußere Gliederung des Gedichts an. Stelle deine Untersuchungsergebnisse zu Rhythmus und Klangcharakter dar. Bestimme, um welchen Typ von Sprecher es sich handelt, und gib den Hauptinhalt des Gedichts wieder. Analysiere nun die einzelnen Versgruppen (Strophen) detailliert. Bei einer aspektorientierten Aufgabenstellung kannst du nun auf die verschiedenen Untersuchungsaspekte eingehen. Wichtig ist, dass du bei der Darstellung darauf achtest, Aussagen zu Inhalt, Form, Stil und Bedeutung immer zueinander in Beziehung zu setzen. Beschreibe nicht nur die Textmerkmale, sondern erläutere ihre Wirkung und Bedeutung für die inhaltliche Aussage des Gedichts und begründe deine Deutungen, indem du sie mit aussagekräftigen Zitaten des Gedichts untermauerst.
    Der letzte Teil ist der Schluss, in welchem du deine Ergebnisse zusammenfasst und eine abschließende Deutung des gesamten Gedichts formulierst. Anschließend vergleichst du dein Fazit mit deinem Vorverständnis und deiner Deutungshypothese. Falls es in der Aufgabenstellung verlangt ist, ordne das Gedicht in seinen historischen und/oder literaturgeschichtlichen Zusammenhang ein.
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Über den Autor

Ich unterrichte in den Fächern Englisch und Deutsch schon seit mehr als 9 Jahren. Sprachen lernen und verstehen ist nicht nur wichtig, sondern kann auch Spaß machen.

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