Wie sinnvoll ist Inklusion in der Schule?

Inklusion ist in der heutigen Zeit ein umstrittener Begriff. Die Befürworter begrüßen die Erfüllung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN). Die Gegner halten die vollständige Umsetzung der Konvention für unmöglich. Wie sinnvoll ist Inklusion in der Schule?

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Inklusion bedeutet, dass die Gesellschaft niemanden ausschließt. Das heißt, jeder Mensch kann an den Prozessen der Gemeinschaft teilnehmen.

Voraussetzung ist, Menschen aufgrund von Alter, Geschlecht, ethischer oder sozialer Herkunft oder individuellen Fähigkeiten nicht zu diskriminieren.

Die Behindertenrechtskonvention der UN von 2006 sieht dies vor. Deutschland hat die Konvention 2009 ratifiziert. Somit steht die Politik in der Pflicht, Menschen mit Behinderung gleichberechtigt am täglichen Leben teilnehmen zu lassen.

Sie sollen unter anderem die Möglichkeit besitzen, einer Arbeit nachzugehen und mobil zu sein. Zudem sollen Informationen, Kommunikationsmittel und Bildung frei zugänglich sein.

Vor allem am letzten Punkt scheiden sich die Geister. Denn Schüler sollen unabhängig vom Grad der Beeinträchtigung am Unterricht in Regelschulen teilnehmen.

Was die Gegner der Inklusion sagen

Die Gegner dieses Modells befürchten eine Störung des homogenen Gefüges in den Klassen. Somit wäre die beste Förderung für die Schüler nicht mehr gewährleistet.

Vor allem verhaltensauffällige Kinder würden den Unterricht stören und die anderen Schüler daran hindern, sich adäquat auf ihr Lernziel vorzubereiten.

Zudem ist der Großteil der Lehrkräfte nicht im Umgang mit förderbedürftigen Kindern geschult. Eine angemessene Umsetzung der Integration ist damit gefährdet. Davon profitiert kein einziger Schüler.

Inklusion widerspricht den gegliederten Schulsystemen der Bundesländer

Des Weiteren widerspricht der Ansatz der Inklusion den gegliederten Schulsystemen in den Bundesländern.

Während andere Schüler aufgrund schwacher Leistungen eine weiterführende Schule nicht besuchen, ist im Rahmen des Inklusionsmodells die freie Wahl der Schule möglich. Um Gleichberechtigung zu erreichen, müssten alle Schüler die Option bekommen, die Schulart unabhängig von ihren Noten frei zu wählen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Schulen nicht über die Infrastruktur verfügen, um die Behindertenrechtskonvention umzusetzen. Hierfür benötigen sie Zeit und Geld, um die notwendigen Umbauten an und in den Gebäuden zu gewährleisten.

Außerdem fehlt es an einem Konzept und den finanziellen Ressourcen, die eine gute Implementierung der Idee ermöglichen. Vielfach erhalten inklusive Schulen nur die Mittel, die die Sonderschulen vorher erhielten.

Diese Beträge reichen nicht aus, um Umbauten vorzunehmen und zusätzliches, speziell geschultes Personal zur Verfügung zu stellen. All diese Probleme führen zu Überforderung, Unzufriedenheit und Frustration bei allen Beteiligten.

Was die Befürworter der Inklusion sagen

Die Befürworter der Inklusion sind der Ansicht, dass bereits jetzt Lehrer Integration zu einem gewissen Grad leben. Denn sie müssen sich mit den Stärken, Schwächen, Problemen und Störungen ihrer Schüler auseinandersetzen.

Gerade emotional-soziale Defizite stellen eine Herausforderung für Lehrkräfte dar. Diese Schüler müssen teilweise unter großem Aufwand in den Schulunterricht einbezogen werden.

Vielfalt als Bereicherung

Durch eine inklusive Schule lernen Kinder Vielfalt als Bereicherung kennen und bauen Vorurteile durch direkten Kontakt ab. Insgesamt erfahren die Kinder durch die intensivere Betreuung eine Förderung ihrer Individualität.

Gerade das „Anderssein“ der neuen Mitschüler bewegt die anderen, sich mit ihren Eigenheiten und Unterschiedlichkeiten zu zeigen.

Inklusive Schulen fördern außerdem lernschwächere Schüler, sodass diese öfter den Abschluss schaffen als an Förderschulen.

Davon profitiert die Gesellschaft, weil die förderbedürftigen Schüler qualifiziert sind, einen Beruf zu ergreifen und sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Somit ist ein weiteres Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention erreicht.

Inklusion? Ja, aber richtig!

Beide Seiten bringen wichtige Argumente, die zeigen, dass die Inklusion in ihrer derzeitigen Form nicht ausreichend umgesetzt ist. Im Gegenteil: Es entsteht der Eindruck, die Reform ist überstürzt und ohne vorheriges Konzept auf den Weg gebracht worden.

Die Implementierung der Inklusion benötigt sowohl eine bessere Planung als auch deutlich mehr Geldmittel, um erfolgreich zu sein.

Zusätzlich sollten die Lehrkräfte angemessen geschult sein, damit etwaige Komplikationen und Überforderungen ausbleiben.

Zur Vermeidung der Frustration auf allen Seiten empfiehlt es sich, ein Konzept an einigen Schulen zu erproben, bevor es flächendeckend übernommen wird.

Dadurch werden Fehler vermieden und Mehrwerte erzeugt. Dann gelingt ein inklusives Miteinander an den Schulen, von dem alle Seiten profitieren.

Was denkst du eigentlich über das Thema “Getrennter Unterricht”? Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau einfach in unserem Blogeintrag “Mädchen und Jungs getrennt unterrichten” nach.