„Geisterteilchen“ und die unsichtbaren Geschichtsschreiber – die Nobelpreise für Physik und Literatur

Die Nobelpreise für Physik und Literatur gehen dieses Jahr an Preisträger, die sich mit Themen beschäftigen, die im Verborgenen liegen. Dennoch sind sie nicht weniger bedeutend. Wir stellen sie euch vor!

Die Nobelpreistäger für Physik und Literatur

Schon mal was von Takaaki Kajita und Arthur McDonald oder Swetlana Alexijewitsch gehört? Das sind die Namen der diesjährigen Nobelpreisträger, die wir euch nun vorstellen werden.

Der Nobelpreis für Physik

Takaaki Kajita und Arthur McDonald erhielten dieses Jahr den Nobelpreis für Physik. Sie haben nachgewiesen, dass Neutrinos Masse besitzen.

Neutrinos sind elektrisch neutral und gehören zur Gruppe der Leptonen, die eine Untergruppe der Elementarteilchen darstellen. Elementarteilchen wiederum sind Untereinheiten von Atomen.

Neutrinos entstanden durch den Urknall und entstehen weiterhin durch den Zerfall anderer instabiler Teilchen sowie den Aufprall kosmischer Strahlung auf der Erdoberfläche. Sie fliegen in billionenfacher Anzahl mit beinahe Lichtgeschwindigkeit durchs Universum.

Mehr als 50 Jahre ging die moderne Physik davon aus, dass Neutrinos keine Masse haben. Denn von denjenigen Neutrinos, die uns von der Sonne erreichen müssten, kommen nur zwei Drittel auf der Erde an. Der Verbleib des restlichen Drittels war bislang ein Rätsel. Die allgemeine Ansicht war, dass die Teilchen auf dem Weg zu unserem Planeten verloren gehen.

Kajita und McDonald haben gezeigt, dass die Neutrinos weder verschwinden noch masselos sind. Grund dafür ist die Fähigkeit der Teilchen, eine Zustandsumwandlung vorzunehmen. Dieser Vorgang heißt Oszillation. Teilchen können nur oszillieren, wenn sie Masse besitzen. Folglich sind Neutrinos massehaltig und alle kommen auf der Erde an, wenn auch in anderer Form.

Neutrinos treten auf drei verschiedene Arten in Erscheinung: Als Elektron-Neutrinos, als Tau-Neutrinos und als Myon-Neutrinos. Zwischen diesen drei Zustandsformen wechseln die Neutrinos mit einer speziellen Regelmäßigkeit. Diese Periodizität ermöglicht Vorhersagen, bei welcher Wellenlänge und Frequenz die jeweiligen Transformationen eintreten.

Was haben wir nun von diesen preisgekrönten Erkenntnissen? Sie helfen der Wissenschaft und somit uns zu verstehen, wie das Universum entstand. Der Entstehungsprozess des Weltalls gibt uns noch viele Rätsel auf, deren Lösung wohl noch weitere Nobelpreise nach sich zieht.

Der Nobelpreis für Literatur

Die belarussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch erhält dieses Jahr den Literaturnobelpreis. Sie ist erst die 14. Frau in der Geschichte dieses Preises.

Die russland- und belaruskritische Autorin lebte lange Zeit im Ausland (unter anderem in Paris, Berlin und Stockholm), bevor sie 2011 in ihre Heimat zurückkehrte. Neben weiteren Auszeichnungen erhielt sie 2013 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. In Weißrussland sind ihre Werke seit den 1990er-Jahren verboten.

Alexijewitsch bekommt die Auszeichnung für die poetische Verarbeitung von Interviews mit Zeitzeugen. Mit ihrem dokumentarischen Erzählen zeigt sie die Einzelschicksale der Menschen ihres Landes im Schatten historisch bedeutender Ereignisse. So beschäftigt sich beispielsweise ihr erstes Werk von 1983 mit Frauen, die im Zweiten Weltkrieg aktiv gegen das nationalsozialistische Deutschland kämpften. Die Taten der Frauen erfuhren keine Würdigung, was schon der Titel des Buches formuliert: „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“.

Weitere Werke, die sie publiziert hat, beschäftigen sich mit dem Afghanistan-Feldzug der Sowjetunion und der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

Alexijewitsch beschreibt die Motivation ihres Schreibens so: Für die Geschichtsschreibung sei nicht relevant, welche Ereignisse stattgefunden haben, sondern wie diese das Leben des einzelnen Menschen beeinflusst haben. Oder mit ihren eigenen Worten:

I’m writing a history of human feelings. What people thought, understood and remembered during the event.