Effi Briest, John Maynard, Herr von Ribbeck auf Ribbeck – die Figuren aus den Werken von Theodor Fontane sind nicht nur dank des Deutschunterrichtes sehr bekannt. Heute wäre Fontanes 196. Geburtstag. Zeit, einem der wichtigsten Vertreter des Realismus ein Porträt zu widmen.
Das Leben von Theodor Fontane
Einen Tag vor Silvester wurde Theodor Fontane als Sohn eines Apothekers im Jahr 1819 in Neuruppin, im heutigen Brandenburg, geboren.
Nach seinem Abschluss am Gymnasium eiferte Theodor Fontane seinem Vater nach und begann eine Ausbildung als Apotheker, die er 1839 abschloss. Von da an arbeitete er zunächst als Gehilfe in verschiedenen Apotheken und erhielt 1847 seine Approbation als „Apotheker erster Klasse“.
Seine spätere Frau Emilie Rouanet-Kummer lernte Fontane bereits 1836 im Alter von 16 Jahren kennen, die beiden heirateten aber erst 1850. Sie bekamen sechs Söhne und eine Tochter.
1849 beschloss Theodor Fontane, sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen. Da er zunächst keine Anstellung fand, ging es ihm und seiner Frau in der ersten Zeit finanziell sehr schlecht. 1851 begann er schließlich als Auslandskorrespondent zu arbeiten und berichtete aus Großbritannien.
Nach seiner Tätigkeit als Korrespondent widmete sich Fontane den Reiseberichten, aus denen im Jahr 1861 auch das erste Buch entstand, das ab der 2. Auflage „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ hieß.
Ab 1870 arbeitete Fontane dann als Theaterkritiker. Von dieser Tätigkeit ließ er sich zeitweise beurlauben, um als Kriegsberichterstatter vom Deutsch-Französischen Krieg zu berichten. Während eines Aufenthalts in Frankreich geriet Fontane in Kriegsgefangenschaft und wurde nur auf Drängen Otto von Bismarcks wieder freigelassen.
1876 entschied sich Fontane schließlich seine Tätigkeit als Journalist vollständig an den Nagel zu hängen und widmete sich ausschließlich der Schriftstellerei. Es entstanden Werke wie „Irrungen, Wirrungen“, „John Maynard“ und „Frau Jenny Treibel“.
Als Theodor Fontane 1892 an einer Gehirnischämie erkrankte, riet ihm sein Arzt seine Kindheitserinnerungen aufzuschreiben. Doch Fontane stellte bis zu seinem Tod 1898 nicht nur seine Memoiren fertig, sondern auch zwei weitere Romane und sein wohl bekanntestes Werk, „Effi Briest“.
Die wichtigsten Werke
Als einer der wichtigsten Vertreter des Realismus setzte sich Theodor Fontane in seinen Werken immer wieder mit realen Begebenheiten und Figuren auseinander. Die Konflikte, die Theodor Fontane beschrieb, resultierten aus dem Bedürfnis der Figuren nach gesellschaftlicher Anerkennung und ihrem Verzicht auf Glück und Liebe aus Angst vor einem Skandal oder gesellschaftlicher Isolierung
- Effi Briest (1895)
Fontanes wohl bekanntester Roman ist „Effi Briest“. Heldin des Romans ist die 17-jährige Effi, die mit dem 21 Jahre älteren Baron von Instetten verheiratet wird. Die beiden ziehen aufs Land. Doch der Baron vernachlässigt seine junge Frau, und als diese den Offizier Crampas trifft, beginnt sie eine kurze Affäre mit ihm.
Sechs Jahre später findet ihr Ehemann die Liebesbriefe des Offiziers an seine Frau. Eifersüchtig liefert er sich ein Duell mit seinem Nebenbuhler und tötet ihn. Anschließend lässt er sich von Effi scheiden, wohl wissend, dass sie dadurch gesellschaftlich isoliert wird.
Fontanes Roman war der Wegbereiter für den modernen Gesellschaftsroman, wie zum Beispiel für „Buddenbrooks“ von Thomas Mann. - John Maynard (1886)
Neben zahlreichen Romanen sind auch die Balladen von Theodor Fontane sehr bekannt, vor allem die über den Steuermann John Maynard. Sie beruht auf einer wahren Geschichte und handelt von der Überfahrt eines Schiffes von Buffalo nach Erie. Während der Fahrt gerät das Schiff in Brand. Der Steuermann John Maynard bleibt an Bord, steuert das Schiff weiter und rettet dadurch das Leben aller Passagiere, verliert aber sein eigenes.
Im Gegensatz zur Ballade konnten bei dem wahren Schiffsunglück lediglich 29 von ca. 200–300 Passagieren gerettet werden. - Irrungen, Wirrungen (1888)
In „Irrungen, Wirrungen“ erzählt Fontane von der nicht standesgemäßen Liebe zwischen einem Baron und der Schneidermamsell Lene. Während der Baron von einer Liebe mit einem ehrlichen und natürlichen Mädchen träumt, ist Lene durchaus bewusst, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat. Als die Familie des Barons in Geldnot gerät, hat er keine andere Wahl und heiratet eine reichere Frau seines Standes. Auch Lene vermählt sich nach Jahren mit einem Mann aus ihrem Stand, denn: „Die Sitte gilt und muß gelten, aber daß sie’s muß, ist mitunter hart.“ - Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (1889)
Die Ballade erzählt die Geschichte des großzügigen Herrn von Ribbeck, der die Birnen seines Birnbaumes immer an die Kinder verschenkte. Sein Sohn hingegen ist geizig. Das weiß der alte Ribbeck, und als er im Sterben liegt, verlangt er, dass eine Birne in sein Grab gelegt wird. Nach seinem Tod umzäunt sein Sohn Haus und Garten. Doch aus dem Grab des Herrn von Ribbeck wächst ein neuer Birnbaum, sodass er die Kinder auch nach seinem Tod mit Birnen versorgt.
Auch die Ballade über den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland beruht auf einem realen Menschen: Hans Georg von Ribbeck. Und auch aus dessen Grab wuchs mal ein Birnbaum, der aber einem Sturm zum Opfer fiel.