Der Beginn eines neuen Schuljahrs ist ein bisschen so wie der Start ins neue Jahr nach der Silvesternacht. „Dieses Jahr wird alles anders!“ Ganz typisch für diesen Neustart sind die guten Vorsätze: Mehr Sport machen, weniger Schokolade essen, häufiger bei den Großeltern melden. Ganz ähnliche Vorsätze kann man auch für die neue Klassenstufe beschließen. Im Gegensatz zu den Neujahrsvorsätzen sollten sie aber nicht nach den ersten Monaten wieder über Bord geworfen werden. Wie das klappt, erklären wir dir hier.
Warum sollte ich mir Lernziele setzen?
In unseren Tipps für eine bessere School-Life-Balance haben wir dir bereits erklärt, wie dir ein Ziel bei der Lernmotivation helfen kann. Heute gehen wir auf weitere Vorteile von Lernzielen ein.
Orientierungshilfe
Im Unterricht hast du als Schülerin oder Schüler oft wenig Freiheiten, dir auszusuchen, was du lernen möchtest. Die Inhalte und somit auch die Lernziele der Schulstunden werden von deiner Lehrkraft beziehungsweise vom Lehrplan festgelegt. Aber spätestens nach dem Abitur bist du auf dich allein gestellt und musst dir selbst überlegen, was du machen möchtest. Hier kannst und musst du dir deine eigenen beruflichen Ziele setzen. Das ist Fluch und Segen zugleich. Denn natürlich ist es toll, selbst zu entscheiden, auf welche Ausbildung oder welches Studium du Lust hast. Aber gleichzeitig ist es ganz schön ungewohnt, dass dir plötzlich niemand mehr vorgibt, was du machen und lernen musst. Deswegen ist es wichtig, dass du dir schon in den letzten Jahren deiner Schulzeit Gedanken machst, was deine Berufswünsche sind und was nötig ist, sie zu erreichen: Mit einer 5 in Mathe wird das Architekturstudium beispielsweise schwierig. Je häufiger du übst, dir Ziele zu setzen, desto einfach wird es und desto selbstbewusster und selbstständiger wirst du. Und vor allem: Desto näher kommst du deinem Traumjob!
Motivationshilfe
Kennst du das Gefühl, wenn du nach einem anstrengenden Lauf über die Ziellinie läufst? Das fühlt sich richtig gut an. Du freust dich und bist stolz, dass du durchgehalten hast. Diese beiden Gefühle – Freude und Stolz – verbindest du eher nicht mit dem Lernen? Doch, das geht: Wenn du dir die richtigen Lernziele setzt und sie erreichst! Nimm dir zum Beispiel vor, dich im nächsten Vokabeltest von 10 auf nur 5 Fehler zu verbessern. Dieses Ziel wird dich motivieren, die Vokabeln noch mal ordentlich vor dem Test zu wiederholen. Und das Erfolgserlebnis beim Erreichen des Zieles wird dir helfen, auch für die nächsten Tests zu lernen.
Was sind richtige Lernziele?
Der Duden definiert ein Ziel wie folgt: „etwas, worauf jemandes Handeln, Tun o. Ä. ganz bewusst gerichtet ist, was jemand als Sinn und Zweck, angestrebtes Ergebnis seines Handelns, Tuns zu erreichen sucht“. Ein Lernziel beschreibt also möglichst klar, was du am Ende einer Lernphase oder einer Klassenstufe erreichen möchtest.
Das richtige Ziel zu formulieren ist gar nicht so einfach. Ganz wichtig dabei ist, dass die Ziele nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig gesteckt sind. Wenn du nie eins deiner Ziele erreichst, bewirkt es das Gegenteil: Du wirst frustriert statt motiviert. Stell dir vor, du hattest mündlich eine 4 in Deutsch und nimmst dir jetzt vor, dich bei jeder Frage im Unterricht zu melden. Du wirst relativ schnell merken, dass das gar nicht klappen kann. Und das Resultat: Du hast überhaupt keine Lust mehr, dich überhaupt noch mal zu melden. Andersherum ist es auch nicht gut, wenn du deine Ziele immer ganz easy erreichst. Das ist auf Dauer langweilig, weil du dann nicht mehr das Gefühl hast, besonders erfolgreich gewesen zu sein.
Deswegen kannst du dich beim Formulieren der Ziele an die SMART-Formel halten. SMART steht für:
S – spezifisch -> Das Ziel sollte nicht zu schwammig, sondern möglichst klar formuliert werden. „Ich möchte berühmt werden“ ist beispielsweise viel zu ungenau. Womit? Was bedeutet berühmt für dich?
M – messbar -> Damit du weißt, wann dein Ziel erreicht ist, musst du bei der Formulierung angeben, an welchem Kriterium das gemessen wird. Wie lässt sich feststellen, ob du das Ziel geschafft hast? An der Note? An der Rückmeldung der Lehrerin?
A – akzeptiert -> Ganz wichtig ist, dass du mit dem Ziel einverstanden bist. Wenn du gar keinen Spaß an Chemie hast, deine Eltern dir aber vorschlagen, dein Ziel sollte eine 2 in Chemie sein, dann ist das keine gute Idee. Dein Lernziel motiviert dich nur, wenn es dich selbst auch anspricht.
R – realistisch -> Wie oben schon beschrieben, sollte dein Ziel kein ferner Traum sein. „In 5 Jahren bin ich Millionär.“ Klar, mit einem Lottogewinn könnte das klappen, aber das kannst du selbst gar nicht beeinflussen. Und außerdem ist es leider sehr unwahrscheinlich.
T – terminiert -> Bis wann möchtest du dein Ziel erreicht haben? Setz den Zeitpunkt nicht zu weit in die Zukunft. Denn dann verlierst du das Ziel leicht aus den Augen und verlierst den Ehrgeiz, es zu schaffen. Statt zu sagen: „Ich will mit 30 eine eigene Tierarztpraxis eröffnen“, solltest du dein Ziel in kleinere, zeitlich nähere Ereignisse einteilen, zum Beispiel: „Ich möchte im nächsten Zeugnis mindestens eine 2 in Biologie haben, weil ich nach der Schule Tiermedizin studieren möchte.“
Ein gut formuliertes Ziel wäre beispielsweise: „Am Ende des Halbjahres bin ich so sicher in meiner Rechtschreibung, dass ich mich einmal pro Stunde freiwillig melden kann.“ Du musst dabei nicht alle der Kriterien hundertprozentig berücksichtigen. Aber sieh sie als Anregung, deine Ziele möglichst klar und motivierend zu formulieren.
Wenn du gar nicht weißt, wie du die Definition deines Lernziels angehen sollst, setz dich mit deinen Eltern zusammen. Sie können dir anfangs helfen, das richtige Ziel für dich zu finden. Sie haben mehr Erfahrung und helfen dir sicher gern. Wichtig ist aber, dass sie darauf achten, dir nicht ihre Wünsche aufzudrücken. Dein Lernziel soll ja schließlich für dich eine Hilfe sein.
Was mache ich mit meinen Lernzielen?
Wenn du dein Lernziel formuliert hast und damit zufrieden bist, ist schon mal der erste Schritt geschafft. Aber was passiert dann? Eigentlich ganz einfach: Du musst es umsetzen.
Überlege dir dazu, was dir helfen könnte, das Ziel zu erreichen. Du brauchst jemanden, der dich Vokabeln abfragt? Dann sprich mit deinen Eltern oder Geschwistern, ob sie bereit sind, regelmäßige Übungseinheiten einzuplanen. Oder such dir eine Lerngruppe dafür. Du hättest gern noch mehr Übungsaufgaben zum Unterrichtsstoff? Dann schau mal in deinem Schulbuch, ob es noch Aufgaben gibt, die ihr in der Schule noch nicht bearbeitet habt. Oder registriere dich bei einer Lernplattform wie Learnattack. Dort findest du zahlreiche interaktive Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Weitere Lerntipps erhältst du in unserem Beitrag über Lernmethoden und -strategien. Wenn zu deinem Lernziel gehört, dich häufiger im Unterricht zu melden, dann lies unseren Beitrag über die mündliche Mitarbeit.
Damit du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst, schreib es auf einen großen Zettel und hänge es in der Nähe deines Schreibtisches auf. Dann hast du es beim Lernen immer im Blick. Das hilft dir, motiviert zu bleiben und dich zu konzentrieren. Außerdem kannst du dann zwischendurch immer mal abschätzen, wie weit du noch von deinem Ziel entfernt bist. Und wenn du dein Ziel geschafft hast, erzähl deinem Freundeskreis und deiner Familie davon. Deine Eltern oder Großeltern werden sicherlich auch stolz auf dich sein. Und wer weiß, vielleicht hast du dir damit ja auch eine Belohnung verdient?
Ein Lernziel zu formulieren ist gar nicht so einfach und erfordert etwas Übung. Aber ich hoffe, ich konnte dir Hilfestellungen für die Formulierungen geben und dir zeigen, welche Vorteile Lernziele haben. Probier es aus!