„Ihr lernt doch gar nicht, sondern quatscht nur und lenkt euch gegenseitig ab.“ Diesen oder ähnliche Kommentare müssen wir uns anhören, wenn wir erzählen, wir lernen mit unseren Klassenkameraden und Klassenkameradinnen in einer Lerngruppe. Das Lernen mit anderen Personen zusammen fordert tatsächlich einiges an Disziplin der Mitlernenden und sollte gut organisiert sein. Unter welchen Voraussetzungen eine Lerngruppe dir beim Lernen helfen kann, erfährst du hier.
Deine Lerngruppe sollte nicht zu groß sein. Ideal sind bis zu 4 Personen. Mit mehr als 4 Lernenden ist es schwieriger, konzentriert zu bleiben, und das Risiko der Ablenkung und des Durcheinanderplapperns steigt.
Auch wenn du das sicher ungern hörst, aber mit deinen besten Freunden und Freundinnen zusammen zu lernen ist nicht immer sinnvoll. Denn bei einer Lerngruppe ist es wichtig, dass alle etwa den gleichen Wissensstand haben und auch die gleichen Ziele verfolgen. Wenn du gern deine mündliche Note in Biologie verbessern möchtest, deine Freundin aber ihren Wortschatz in Französisch vergrößern möchte, sind das leider keine guten Voraussetzungen. Auch wenn einer von euch den Stoff noch gar nicht kennt, der oder die andere aber alles schon gelernt hat, bringt das gemeinsame Lernen nicht viel. Klärt daher vor der Zusammenstellung des Lernteams folgende Fragen: Für welche Fächer wollt ihr gemeinsam lernen? Wollt ihr euch auf eine bestimmte Prüfung vorbereiten oder kontinuierlich über das Schuljahr hinweg zusammen lernen? Welche Methoden wollt ihr in den Lernphasen anwenden? Welche Lernmethoden sich besonders für das Lernen in einer Gruppe anbieten, erklären wir dir übrigens weiter unten.
Wenn ihr euch in diesen Fragen alle einig seid, habt ihr den ersten Schritt zu einer perfekten Lerngruppe geschafft. Als Nächstes ist es wichtig, dass ihr an dieser Zusammensetzung der Gruppe auch festhaltet. Damit immer alle dabei sein können, versucht euch möglichst frühzeitig auf feste, regelmäßige Termine festzulegen. Mit der Zeit wird sich eine gewisse Routine bei euch einstellen, die die Lernphasen besonders effizient ablaufen lässt. Ein häufiger Wechsel der Teammitglieder ist daher nicht empfehlenswert, weil er diesen Ablauf durcheinanderbringen kann.

- Bei der Planung eurer Lerntreffen solltet ihr euch Gedanken über den Ort des Treffens machen. Könnt ihr euch in einem ruhigen Raum bei euch in der Schule treffen oder kann einer von euch sein Zimmer oder das Wohnzimmer zu Hause anbieten? Wichtig ist, dass ihr beim Lernen nicht von anderen Personen gestört werdet, ein lautes Café oder Restaurant ist beispielsweise ungeeignet.
- Damit ihr besonders wirksam zusammen lernen könnt, ist es wichtig, dass sich alle gut vorbereitet haben. Geht es an einem Tag beispielweise um die Analyse eines Textes, ist es frustrierend und zeitraubend, wenn manche von euch den Text beim Gruppentreffen das erste Mal durchlesen, während sich andere bereits Stichpunkte gemacht haben.
- Lerngruppen sind besonders für das Wiederholen und die Vertiefung von bereits bekanntem Stoff gut. Völlig neue Inhalte sollten erst in Einzelarbeit erlernt werden, beispielsweise mit anschaulichen Lernvideos. Dabei schaffst du dir eine gute Basis, auf die du in der Gruppe aufbauen kannst. In der Vorarbeit kannst du dir schon mögliche Fragen notieren, die du dann mit den anderen klären kannst.
- Macht Pausen! Genauso wie beim Alleinlernen ist es auch bei einer Gruppenarbeit wichtig, regelmäßig Pausen zu machen. Das gemeinsame Lernen soll schließlich auch Spaß machen. In diesen Pausen könnt ihr über andere Dinge quatschen und euch mit anderen Dingen als dem Lernstoff beschäftigen. Wichtig ist aber, dass ihr die Pausen nicht in die Länge zieht und ihr in der Lernphase nicht mehr rumgeblödelt habt als gelernt. Am besten stellt ihr euch einen Timer für die Dauer der Pause und kehrt nach dem Klingeln diszipliniert zum Lernstoff zurück.
- In einer Lerngruppe könnt ihr euch besonders gut auf mündliche oder praktische Prüfungen vorbereiten. Ihr könnt euch dafür gegenseitig Fragen stellen, die ihr als Karteikarten vorbereitet habt, und auf diese Weise Prüfungssituationen nachstellen. Im Gespräch lernt ihr, eure Ideen zu strukturieren, euren Standpunkt darzustellen und ihn mit Argumenten zu begründen. Das bereitet euch ideal auf den Tag der echten Prüfung vor. Diese Probeprüfung hilft euch, eure Prüfungsangst in den Griff zu bekommen.
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Motivation
Das Lernen mit einer Gruppe fühlt sich in der Regel weniger unangenehm und langweilig an. Durch den Austausch mit anderen läuft jede Lernphase etwas anders ab und bringt Abwechslung in den öden Lernalltag. Hat einer von euch ein Lerntief und absolut keine Lust, können ihn die anderen mitziehen und motivieren weiterzumachen.
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Weniger Hemmungen
Vor der Lehrkraft und der ganzen Klasse zuzugeben, dass man etwas nicht verstanden hat, ist vielen unangenehm. Die Hürde, mit Gleichaltrigen über deine Probleme zu sprechen, ist dagegen wesentlich geringer. Vielleicht geht es den anderen genauso. Entweder könnt ihr deine Fragen zusammen klären oder ihr geht gemeinsam noch mal auf euren Lehrer oder eure Lehrerin zu.
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Individuelle Stärken
In einer Gruppe lernst du, indem du dich austauschst. Ihr habt jeweils andere Stärken und Schwächen und in der Gruppe helft ihr euch gegenseitig. Lernende mit Schwierigkeiten können davon profitieren, dass Gleichaltrige ihnen das Thema auf ihre Weise erklären. Durch das Erklären festigen die anderen Kinder wiederum ihr Wissen und lernen, komplizierte Themen in einfacher Art zu umschreiben. Beide Parteien profitieren also voneinander.
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Soziale Kompetenz
Neben dem fachlichen Wissen lernst du in einer Gruppe auch ganz nebenbei soziale Kompetenzen. Anderen helfen, Rücksicht nehmen, zuverlässig und diszipliniert Aufgaben erledigen, sich in andere hineinversetzen … das alles sind sogenannte „Soft Skills“, die deine Teamfähigkeit stärken und dich auf dein späteres Arbeitsleben vorbereiten. Durch die Diskussionen in deiner Gruppe lernst du, den Standpunkt der anderen zu respektieren oder auch deinen eigenen durchzusetzen. Das ist später im Job auch sehr wichtig, wenn du deine Ergebnisse und Planungen rechtfertigen musst.

Und, kannst du dir vorstellen, in einer Lerngruppe zu lernen? Auch wenn es nicht für alle Lernenden geeignet ist, weil es Disziplin und Eigenverantwortung fordert, kann es dich und deine Mitlernenden weiterbringen. Sprich doch mal mit deinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden darüber, ob sie sich das auch vorstellen können.