Virginia Woolf war eine englische Schriftstellerin, Verlegerin und Gesellschaftskritikerin. Mit ihren Romanen wurde Virginia Woolf international berühmt und zählt bis heute zu den einflussreichsten Essayistinnen zum Thema Frauenbewegung.
Frühe Schicksalsschläge in der Jugend von Virginia Woolf
Virginia Woolf wurde als Adeline Virginia Stephen am 25. Januar 1882 in London geboren. Sie wuchs mit acht Geschwistern und Halbgeschwistern auf. Schon als junges Mädchen interessierte sich Virginia für Bücher und Literatur, da sie Zugang zu der großen Bibliothek ihres Vaters hatte. Eine schulische Ausbildung genoss sie jedoch nicht.
Als Virginia dreizehn Jahre alt war, starb ihre Mutter; neun Jahre später, im Jahr 1904, starb auch ihr Vater. Beide Tragödien stürzten Virginia in Depressionen und sie erlitt psychische Zusammenbrüche, die sie nur schwierig überwinden konnte.
Bloomsbury Group und Heirat mit Leonard Woolf
Noch im selben Jahr, in dem ihr Vater starb, gründete sie die “Bloomsbury Group” mit. Die Gruppe vereinte viele Künstler, Wissenschaftler und Literaten und ermöglichte es vor allem Virginia und zwei weiteren Frauen, sich von den moralischen Fesseln der viktorianischen Beschränkungen zu befreien, indem sie sich aktiv an gesellschaftlichen Aktivitäten beteiligen und ihre Meinung äußern konnten.
Außerdem wurde in der Bloomsbury Group die Möglichkeit geboten, sich mit moderner englischer und amerikanischer Literatur auseinanderzusetzen. So kam Virginia in den Folgejahren verstärkt ihrem Wunsch nach, Schriftstellerin zu werden. Sie begann für Zeitungen Artikel und Buchkritiken zu schreiben, unter anderem für das Times Literary Supplement und The Guardian. Außerdem unterrichtete sie am Morley College.
1912 heiratete Virginia den Schriftsteller Leonard Sidney Woolf. Sie litt erneut an psychischen Störungen, die sie so stark beeinträchtigten, dass sie im September desselben Jahres einen Suizidversuch unternahm.
Lebenslange psychische Zusammenbrüche
Virginia Woolf war ihr Leben lang von Depressionen und Zusammenbrüchen geplagt. Weshalb sie ständig erkrankte, blieb bis zu ihrem Tod uneindeutig. Bisher lassen sich ihre psychischen Erkrankungen durch die frühen Schicksalsschläge und durch Missbrauchsübergriffe ihrer Halbbrüder erklären. Trotz ihrer schwerwiegenden Krankheit schaffte es Virginia Woolf 1915, ihren ersten Roman “The Voyage Out” (Die Fahrt hinaus), zu veröffentlichen, und stieß auf positive Resonanz der Öffentlichkeit.
Zwei Jahre später gründete sie mit ihrem Ehemann einen eigenen Verlag, “The Hogarth Press”, in dem all ihre weiteren Werke erschienen, aber auch Werke anderer Schriftsteller. Nach und nach wurden in den Folgejahren Romane von Virginia Woolf veröffentlicht und sie erlangte immer mehr Bekanntheit und Ansehen.
1936 stellte sie ihren Roman “The Waves” (Die Wellen) fertig, erkrankte aber kurz darauf wieder. Ein Jahr später erschien ihr kritisches Werk “The Three Guineas” (Die Drei Guineen).
Ihre immer wiederkehrenden psychischen Erkrankungen und Zusammenbrüche bekam Virginia Woolf bis zu ihrem Lebensende nicht in den Griff. Zu stark litt sie unter ihren frühkindlichen Schicksalsschlägen. Am 28. März 1941 ertrank sich Virginia Woolf im Fluss Ouse selbst, im Ort Sussex, wohin sie und ihr Ehemann bereits 1919 gezogen waren. Posthum wurde kurz danach ihr letzter Roman veröffentlicht, “Between the Acts” (Zwischen den Akten).
Einfluss der Werke
In den 1970er-Jahren wurden Briefe, Tagebücher und Essays von Virginia Woolf entdeckt und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit richtete sich erneut auf die Schriftstellerin, vor allem auf ihre feministischen Schriften. Der Essay “A Room of One’s Own” (Ein Zimmer für sich allein) von 1929 gilt als einer der wichtigsten und meistzitierten Texte der neuen Frauenbewegung.
Virginia Woolf war also nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Essayistin, Verlegerin und Kritikerin. In ihren Romanen befasste sie sich überwiegend mit dem menschlichen Bewusstsein und der Psyche und versuchte diese zu ergründen. Außerdem kritisierte sie in ihrem Spätwerk “The Three Guineas” die patriarchalische Gesellschaftsordnung und verknüpfte sie mit dem damals aufstrebenden Militarismus und Krieg.
Bis heute wird Virginia Woolf vielfach diskutiert und zitiert, vor allem, wenn es um Geschlechterforschung und Feminismus geht.