40 wichtige rhetorische Mittel für deine nächste Textanalyse

Rhetorische Mittel sind heute in jedermanns Sprachgebrauch zu finden, doch sind wir uns dessen selten bewusst. Dabei helfen rhetorische Mittel die sprachliche Kompetenz deutlich zu verbessern und sie ansprechender aussehen zu lassen, zum Beispiel in Aufsätzen, Essays oder Vorträgen. In der Schule gehört es, unter anderem, zu den Kernkompetenzen Gedichtinterpretationen und Analysen zu schreiben und rhetorische Mittel zu erkennen und zu beschreiben. Dabei begegnen sie uns öfter als gedacht: in öffentlichen und politischen Reden, Werbetexten und vielen anderen Text- und Sprachformen.

Rhetorik wird vor allem verwendet, um eine bestimmte Wirkung beim Empfänger, also beim Leser, Zuschauer oder Zuhörer, zu erzielen und gegebenenfalls Reaktionen auszulösen. Dies geschieht, indem man durch rhetorische Mittel provoziert, Aufmerksamkeit erregt, heikle rhetorische Fragen stellt und Aufforderungen zum Nachdenken an die Rezipienten übermittelt. Hier ist der Grat zwischen positiver Überzeugungsarbeit und beabsichtigter Manipulation sehr schmal. Umso besser man die Rhetorik kennt und versteht, desto schneller kann zwischen dem einen und dem anderen unterschieden werden und die rhetorischen Mittel werden besser erkannt.

Wer seine rhetorischen Fähigkeiten verbessern möchte, kann dies mit verschiedenen Übungen tun. Viele davon sind im Netz zu finden. Eine kontinuierliche Anwendung macht vielen Schülern und Erwachsenen erst bewusst, welche Techniken sich in der eigenen Sprache verbergen und welche Vorteile sie bringen. Es heißt nicht umsonst „die Kunst der Rhetorik“, die seit über 2000 Jahren, seit der Antike, praktiziert wird. Große Philosophen wir Cicero, Platon und Sokrates nutzten die rhetorischen Stilmittel in ihren Schriften und mündlichen Vorträgen und erlangten dadurch großen Einfluss.

Wir wollen dir in einer Übersicht die wichtigsten rhetorischen Mittel inklusive einiger Beispiele vorstellen. Präge sie dir ein, dann wirst du keine Probleme haben, rhetorische Figuren in der nächsten Hausarbeit oder Gedichtanalyse zu erkennen. Außerdem kannst du deine sprachliche Ausdrucksweise verbessern.

20 rhetorische Mittel für Anfänger

Jeder fängt mal klein an, das gilt auch für die rhetorischen Mittel. Deshalb beginnen wir mit den einfachen und gängigen Stilmitteln. Einige davon kennt ihr vielleicht schon aus dem Deutschunterricht.

Akkumulation
Anhäufung von ähnlichen Begriffen oder Wörtern
Beispiel: Sonne, Mond und Sterne

Alliteration
Mindestens zwei benachbarte oder aufeinanderfolgende Wörter mit demselben Anfangslaut Beispiele: Mensch Meier, Kind und Kegel, sieben Siegel

Anapher
Wiederholung eines ganzen Wortes oder Satzteils am Anfang eines Verses oder einer Strophe
Beispiel: Ich wünsche mir Liebe. Ich wünsche mir Glück.

Assonanz
Wiederholung oder Häufung eines Vokals in benachbarten Wörtern, oftmals vokalischer Halbreim
Beispiel: Ohne Ottos Mops. / Die liebe Liebe liebt viel.

Ellipse
Auslassung eines Satzteils bzw. ein unvollständiger Satz
Beispiel: Ich darf gehen, du nicht. / Was? (statt: Was willst du?)

Hyperbel
Starke Übertreibung
Beispiele: Schneckentempo, todmüde, stinksauer, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Interjektion
kurzer Ausruf, Gefühlsausdruck
Beispiele: Oh!, Ah!, Ich!, Hey!, Aha!, Okay!, Ey!

Ironie
Aussage, die eigentlich etwas anderes meint als das tatsächlich Gesagte, und auch so verstanden wird
Beispiele: Schöne Bescherung! / Toll gemacht! / Ich liebe dich auch! (als Antwort auf eine Beleidigung)

Klimax
Dreigliedrige Steigerung bzw. Steigerung von einer schwächeren Aussage
Beispiele: Er ist fleißig, er arbeitet acht, neun, zehn Stunden am Tag. / Ich kam, sah und siegte.

Metapher
Bildlicher Vergleich und gleichzeitige Bedeutungsübertragung auf einen fremden Zusammenhang
Beispiele: rosarote Brille aufhaben, ein Meer von Menschen, die Kuh vom Eis kriegen, in die Hose machen, eine Glückssträhne haben

Neologismus
Wortneuschöpfung, sprachliche Neubildung von Wörtern
Beispiel: Hipster

Oxymoron
Zwei sich widersprechende Begriffe
Beispiele: offenes Geheimnis, bittersüß, Hassliebe, heißkalt

Paradoxon
Aussage mit scheinbarer Widersprüchlichkeit, widerspricht meist der öffentlichen Meinung
Beispiel: Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Parallelismus
Mindestens zwei identische oder ähnliche Satzgefüge, die parallel bzw. gleich angeordnet sind
Beispiele: Heiß ist der Sommer, kalt ist der Winter. / Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.

Parenthese
Einschub von teils ergänzenden, informativen Wörtern oder Satzteilen im Satz
Beispiel: Ich bin – wie gesagt – schwer enttäuscht.

Personifikation
Vermenschlichung von Nichtmenschlichem, Dingen, Begriffen, Tieren durch menschliche Eigenschaften
Beispiele: Mutter Natur / Der Finanzmarkt ist eingebrochen. / Sie weinte ein Meer aus Tränen. / Die Sonne lacht an diesem schönen Tage.

Rhetorische Frage
Scheinfrage bzw. Frage, auf die keine Antwort erwartet wird
Beispiele: Sehe ich so blöd aus? / Ist das dein Ernst?

Symbol
Bedeutungsträger, der Assoziationen für etwas abstrakt Vorstellbares auslöst, oft für etwas Unanschauliches
Beispiele: rotes Herz für Liebe; weiße Taube für Frieden; Totenkopf für Tod; Schnecke für Langsamkeit

Untertreibung
Herunterspielen einer Aussage; Wert der Aussage wird untertrieben, vermindert
Beispiel: Es war in Ordnung. Er hat es okay gemacht.

Vergleich
Gleichsetzung durch das Verknüpfen zweier Sachverhalte, Dinge, Personen
Beispiel: größer als ein Elefant; sie ist so schöne wie eine Blume

20 rhetorische Mittel für Profis

Für die Textanalysen in der 10. Klasse und in der Oberstufe brauchst du natürlich die rhetorischen Mittel für Profis. Wir zeigen dir, welche Stilmittel es noch gibt.

Adynaton
Vergleich mit etwas Unmöglichem, nicht Realem
Beispiele: Er wird dir dein Geld erst zurückgeben, wenn mein Hund sein erstes Wort gesprochen hat. / eher geht die Welt unter / fliegende Fische

Allegorie
Gesteigerte Form der Metapher mit einer meist kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung
Beispiele: weiße Taube für Frieden

Allusion
Anspielung auf einen bestimmten Sachverhalt
Beispiel: Du weißt ganz genau, was ich meine.

Antithese
Zusammenführung gegenteiliger bzw. entgegengesetzter Begriffe
Beispiel: Ihre Liebe war ein Segen. Ihre Ehe war die Hölle.

Chiasmus
Symmetrische Überkreuzung von zwei ähnlichen oder gleichen Wörtern oder Satzgliedern
Beispiel: Ich bin groß, klein bist du. / Sie ist klug, blöd ist er. / Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben.

Correctio
Korrektur oder Verbesserung einer Aussage
Beispiel: Der Abend war toll, nein, großartig! / Seine Frau ist schön, ach nein, wunderschön!

Conversio
Wiederholung eines Wortes am Satzende
Beispiele: Am Ende war alles vorbei, alles vorbei. / Alles, was sie wollte, war pures Glück, nur Glück.

Diminutiv
Verniedlichungs- oder Verkleinerungsform
Beispiele: Blümchen, Sümmchen, Tischchen, Häubchen, Kerlchen

Enumeration
Abschließende Aufzählung
Beispiele: Reiche mir bitte die roten, gelben, grünen und blauen Teller.

Epanalepse
Wiederholung eines Wortes am Satzanfang
Beispiel: Mein Mann, mein Mann, er ist gefangen.

Epipher
Wiederholung ganzer Wörter oder Wortbestandteile am Ende eines Verses, Satzes oder einer Strophe
Beispiel: Sie wollten Krieg, sie bekamen Krieg.

Euphemismus
Beschönigung von etwas, beschönigender Ausdruck
Beispiele: das Zeitliche segnen für sterben, kräftig für dick

Hendiadyoin
Zwei Begriffe, die dasselbe meinen bzw. zwei Wörter werden zu einem Begriff zusammengeführt
Beispiel: mit Stock und Hut / in Grund und Boden / Hab und Gut

Inversion
Veränderung der Wortstellung durch Vertauschen der Satzglieder, Hervorheben des Umgestellten
Beispiel: Ein Betrüger ist er!

Litotes
Verneinung oder doppelte Verneinung, oft Hervorhebung eines Begriffs durch Abschwächung, Untertreibung
Beispiele: nicht schlecht, nicht gerade wenig verdienen, meine Wenigkeit

Onomatopoese
Lautmalerei, eine Nachahmung von Lauten mit Worten
Beispiele: Muh! Quak! Peng! Bumm! Zisch!

Pleonasmus
Zwei Begriffe, die im Grunde dasselbe meinen, der eine Begriff benötigt nicht die Beschreibung des anderen
Beispiele: runde Kugel, tote Leiche, nasser Regen, weißer Schimmel, alter Greis

Polysyndeton
Mehrfaches Angliedern von Satzgefügen durch ein gleiches Satzglied
Beispiel: Das Haus war groß und sauber und schön.

Synästhesie
Unterschiedliche Sinneseindrücke oder Empfindungen werden miteinander verbunden
Beispiel: laues Frühlingswetter, herber Duft, kaltes Grün

Tautologie
Wiederholung zweier Begriffe einer gleichen oder ähnlichen Bedeutung; Worte, die dasselbe ausdrücken
Beispiele: immer und ewig, List und Tücke, Angst und Bange, nie und nimmer

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Über den Autor

Ich unterrichte in den Fächern Englisch und Deutsch schon seit mehr als 9 Jahren. Sprachen lernen und verstehen ist nicht nur wichtig, sondern kann auch Spaß machen.

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