10 wichtige Werke der Epoche des Sturm und Drang

Der Sturm und Drang entstand um 1770 in Auseinandersetzung mit der Aufklärung. In der Epoche der Aufklärung wurde die Vernunft zum obersten Prinzip des Denkens und Handelns erhoben. Beim Sturm und Drang hingegen standen Sinnlichkeit, Spontanität und Selbstverwirklichung des Individuums im Vordergrund.

Besonders wichtig für diese Epoche war der Geniegedanke, diesen Begriff solltest du dir auf jeden Fall merken. Der Sturm und Drang feierte das Genie als gottähnlich, denn es schuf seine Kunstwerke aus sich selbst heraus. Damit steht der Geniegedanke im Gegensatz zu der im Barock vertretenen Auffassung, dass das Dichten mithilfe von Regeln zu lernen sei. Ebenso wichtig ist im Sturm und Drang die Natur. Sie wird als Inbegriff alles Lebendigen und Schöpferischen, auch im Menschen selbst, anerkannt.

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Themen und Motive des Sturm und Drang:

  • Selbstverwirklichung des genialen Menschen
  • tragischer Zusammenstoß des Einzelnen mit dem notwendigen Gang des Ganzen
  • soziale Anklage gegen die Korruption der herrschenden Stände

10 wichtige Werke des Sturm und Drang

  1. Sesenheimer Lieder (1771)
    Willkommen und Abschied ist wohl das bekannteste der Sesenheimer Gedichte, die Goethe mit gerade mal 22 Jahren verfasst hat. Alle Sesenheimer Gedichte sind durch ein intensives Erlebnis der Natur geprägt, verbunden mit einem leidenschaftlichen Liebeserlebnis, weil die Entstehung der Gedichte unter dem Einfluss der Liebe Goethes zu Friederike Brion stand.
  2. Götz von Berlichingen (1773)
    „Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken“ – so Götz von Berlichingen gegenüber seinen Belagerern. Thematisiert wird in diesem Stück der Kampf zwischen Recht und Freiheit. Goethe wendet sich mit diesem Drama gegen die Einheit von Zeit, Handlung und Ort des klassizistischen Theaters, indem er für sein Theaterstück über 50 Handlungsorte auswählt und die zeitliche Dimension nicht auf einen Tag beschränkt.
  3. Die Leiden des jungen Werthers (1774)
    Goethes Briefroman ist das bekannteste Werk des Sturm und Drang. Vordergründig geht es um die unerfüllbare Liebe zwischen Werther und Lotte. Doch eigentlich ist das Scheitern des Individuums Thema des Romans. Das Individuum versucht sich durch das schwärmerische Erlebnis der Natur und der Liebe aus den „fatalen bürgerlichen Verhältnissen“ zu befreien. Doch die Befreiung führt in die gesellschaftliche Isolation und den Freitod Werthers. Goethe vereint in seinem Briefroman zahlreiche Merkmale, die die Epoche des Sturm und Drang auszeichnen: Naturerlebnisse, Selbstverwirklichung des Individuums, Sinnlichkeit.
  4. Prometheus (1774)
    Und noch einmal Goethe: Die in freien Rhythmen gestaltete Hymne Prometheus wurde zum Programmgedicht der Epoche. Sie verherrlicht das Genie, das sich trotzig von jeder höheren Autorität abwendet und selbstbewusst eigene Schöpfungen hervorbringt.
  5. Sturm und Drang (1776)
    Dieses Schauspiel von Friedrich Maximilian Klinger gab der literarischen Bewegung seinen Namen. Die „Romeo und Julia“-Geschichte spielt in den Wirren des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und endet, im Gegensatz zu vielen anderen Stücken aus dieser Zeit, glücklich. Klinger bringt damit seine Hoffnung auf Befreiung der Liebe zum Ausdruck, wenn diese nicht mehr den Standesnormen unterliegt.
  6. Die Kindermörderin (1776)
    Ein weiteres zentrales Motiv des Sturm und Drang ist das der Kindsmörderin, das von Heinrich Leopold Wagner in diesem Drama dargestellt wurde. In dem Drama geht es um eine junge Frau, die von einem Offizier vergewaltigt wird und anschließend dessen Kind erwartet. Der Offizier ist jedoch nicht gewillt, sie zu heiraten. Aufgrund der gesellschaftlichen Ächtung verzweifelt sie und tötet ihr Kind. Wagner wollte mit diesem Stück aufzeigen, dass die Opfer der gesellschaftlichen Umstände moralisch über der Gesellschaft stehen, die die Opfer verurteilt.
  7. Die Soldaten (1776)
    Ebenso wie Wagner in Die Kindermörderin spricht auch Jakob Reinhold Michael Lenz in seinem Stück Die Soldaten das Problem des entehrten Mädchens an. In seinem Stück geht es um Marie Wesener, Tochter eines Bürgerlichen, die – wie in dem Drama von Wagner – von einem Offizier verführt wird. Auch dieser Offizier hat keine ernsthaften Absichten und verlässt Marie, woraufhin sie von der Gesellschaft geächtet wird.
  8. Volkslieder (1778/79)
    Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Volksliedern, die Johann Gottfried Herder zusammengestellt hat. Im Sturm und Drang spielte das Völkische eine große Rolle. Die Sprache dieser Epoche war geprägt von Ausdrucksstärke und Betonung der Gefühle sowie einer drastischen Ausdrucksweise (siehe Götz von Berlichingen). Herder sammelte nicht nur Volkslieder aus den westlichen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Spanien. Er war auch an der osteuropäischen Kultur interessiert, deswegen finden sich auch Lieder aus Estland, Litauen und Polen in seiner Sammlung.
  9. Die Räuber (1781)
    Die Räuber ist das erste veröffentlichte Drama von Friedrich von Schiller. Schiller ließ sich von Goethes Götz beeinflussen und schildert den Konflikt zweier rivalisierender Brüder. Mithilfe der Motive des Bruderzwists und des verlorenen Sohnes thematisiert er den Konflikt zwischen dem Drang einer jungen Generation nach Freiheit und den einengenden Normen der bestehenden Gesellschaft.
  10. Kabale und Liebe (1784)
    Auch dieses Drama gehört zu den wichtigen Werken des Sturm und Drang. Friedrich von Schiller schildert darin die Liebe zwischen der Tochter eines Bürgerlichen und dem Sohn eines Adeligen, die durch Intrigen zerstört wird. Schiller bezeichnete das Stück als „bürgerliches Trauerspiel“ in der Tradition von Lessings Emilia Galotti und Miß Sara Sampson. Und ebenso wie Lessing wollte er damit deutlich machen, dass auch das Bürgertum zur Tragik fähig ist, nicht nur der Adel.


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Über den Autor

Ich unterrichte in den Fächern Englisch und Deutsch schon seit mehr als 9 Jahren. Sprachen lernen und verstehen ist nicht nur wichtig, sondern kann auch Spaß machen.

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