Wie Sie erkennen können, ob Ihr Kind in einem bestimmten Bereich eine besondere Begabung hat, haben wir Ihnen ja bereits in einem anderen Artikel erläutert. Aber wie sieht es mit allgemeiner Intelligenz aus? Wie ist diese definiert und vor allem: Wie misst man sie? Heute erfahren Sie alles Nötige über den IQ-Wert und Intelligenztests bei Kindern.
Der Begriff Intelligenz wird in der Psychologie für die kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen benutzt. Es ist die Fähigkeit, Dinge durch logisches Denken zu erkennen und Probleme zu lösen. In welchem Ausmaß dieses Vermögen bei einer Person vorhanden ist, lässt sich durch einen Intelligenztest feststellen. Dabei wird der Kandidatin oder dem Kandidaten eine Reihe von Problemstellungen vorgelegt, die sie oder er in einer bestimmten Zeit lösen muss. Das Ergebnis, also die Anzahl der richtigen Antworten, wird mit dem Mittelwert einer Normstichprobe verglichen. Diese sollte dem Kind möglichst ähnlich sein, also beispielsweise das gleiche Alter und Geschlecht haben. Das Verhältnis der beiden Zahlen ist der IQ, der Intelligenzquotient. Bei der Mehrheit der Menschen liegt dieser Wert etwa bei 100. Im Bereich von 70 bis 85 spricht man von niedriger Intelligenz, bei 115 bis 130 von überdurchschnittlicher Intelligenz.
Intelligenztests werden bei Kindern häufig zur Diagnose von Hochbegabung oder auf der anderen Seite von geistiger Behinderung oder Störungen, wie Legasthenie, herangezogen. Kinder mit Werten über 130 kann man als hochbegabt bezeichnen, alle unter 70 gelten als geistig behindert. Außer dem reinen IQ-Wert kann ein Intelligenztest aber noch mehr liefern. Wenn die Ergebnisse von einem Experten oder einer Expertin richtig interpretiert werden, stellen sie die Stärken und Schwächen eines Kindes dar. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie einen Intelligenztest von erfahrenen Pädagoginnen oder Pädagogen machen lassen und nicht auf Schnelltests im Internet zurückgreifen. Die Resultate können eine gute Grundlage für Förder- und Fordermöglichkeiten in Schule und Freizeit sein. Sie als Elternteil können das Verhalten Ihres Kindes damit besser nachvollziehen und Sie wissen, worauf sie in der Erziehung achten müssen. Das ist förderlich für die Entwicklung Ihres Kindes und kann durchaus auch zum Familienfrieden beitragen.
Je früher man bei einem Kind eine Hochbegabung oder eine geistige Beeinträchtigung diagnostiziert, desto besser kann man darauf reagieren und das Kind entsprechend unterstützen. Sollten Sie bei Ihrem Kind Verhaltensauffälligkeiten oder Unlust beobachten, können Sie den ersten Intelligenztest bereits vor der Schule im Kindergartenalter durchführen lassen. Über- oder Unterforderung kann sich auch darin äußern, dass Ihr Kind sich sehr zurückzieht oder aggressiv verhält und im Unterricht stört. Es ist unglücklich und findet keine Freunde. Behalten Sie im Hinterkopf, dass ein IQ-Ergebnis nur eine Momentaufnahme der Entwicklung Ihres Kindes ist. Wundern Sie sich daher nicht, wenn Ihr Kind zu einem späteren Zeitpunkt ein ganz anderes Ergebnis erlangt.
Ein IQ-Test ist wie jede andere Prüfung eine Stresssituation für Ihr Kind. Man kann und sollte nicht für einen Intelligenztest üben, da dies das Ergebnis verfälschen kann. Ihr Kind weiß nicht genau, was auf es zukommt. Es kann sich unter Druck gesetzt fühlen und kann Angst vor dem Ergebnis haben. Ob Sie Ihr Kind diesem Stress aussetzen, sollten Sie sich vorab gut überlegen. Ein IQ-Test ist außerdem auch für Sie als Elternteil aufwendig. Sie müssen zu verschiedenen Terminen erscheinen, Vorgespräche führen und sich die Ergebnisse detailliert erläutern lassen. Natürlich wünschen sich alle Eltern einen hohen IQ-Wert oder eine Hochbegabung für ihr Kind. Dennoch müssen Sie damit rechnen, dass das Ergebnis nicht wie gewünscht ausfallen kann. Das kann Enttäuschung bei Ihnen, aber auch bei Ihrem Kind auslösen, die im Gedächtnis hängen bleibt. Das Selbstwertgefühl Ihres Kindes wird dadurch massiv beeinflusst.
Von einem Intelligenztest aus Spaß oder weil Sie einfach mal wissen wollen, welchen Intelligenzquotienten Ihr Kind hat, ist also definitiv abzuraten. Zeigt Ihr Kind aber große Leistungsprobleme oder einen starken Leistungsabfall, deren Ursachen unklar sind, spricht vieles für die Durchführung eines Tests. Besprechen Sie sich in diesen Fällen am besten mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt, den Lehrkräften oder psychologischen Fachkräften in Beratungsstellen.