Den Schulweg alleine gehen – erste Schritte zur Eigenständigkeit

„Mama, Papa, fährt mich jemand von euch zur Schule?“ Ein Satz, den wahrscheinlich viele Mütter und auch Väter am Morgen oft zu hören bekommen. Ein kurzer Blick auf die Uhr reicht, um festzustellen, dass der Schützling doch eigentlich pünktlich zum Unterricht kommt, wenn er die nächste Bahn oder den Bus in fünf Minuten nimmt. Doch die Option, den Schulweg alleine zu beschreiten, rückt bei Eltern und Kindern oft weit in die Ferne. Warum eigentlich?

Den Schulweg alleine gehen als erster Schritt

Zum einen ist es die Gewohnheit. In der 1., 2., 3. Klasse in der Grundschule ist es noch vollkommenen legitim, das Kind sicher zur Schule zu bringen und wieder abzuholen. Viele Eltern leben stets in Angst um ihr Kind, was sie dazu veranlasst, es überall abzusetzen und wieder abzuholen. Wie lange ist das in Ordnung und ab wann sollte das Kind eigenständig werden und den Schulweg alleine gehen?

Für die Kinder ist es äußerst bequem, sich keine Gedanken über den Schulweg zu machen. Je älter sie werden, desto mehr gewöhnen sie sich an den Service und fordern diesen auch noch in der Sekundar- oder sogar Oberstufe ein. Eltern sollten versuchen, diese Gewohnheit möglichst früh zu durchbrechen, damit die Kinder schneller eigenständiger werden und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Das sind nur zwei der Vorteile, wenn der Schulweg alleine beschritten wird. Eltern, die besonders wachsam jeden Schritt ihres Kindes verfolgen und es von A bis Z betreuen, nennt man übrigens „Helikopter-Eltern“ – da sie wie ein Helikopter permanent ihre Kinder überwachen und sie zudem zu Höchstleistungen antreiben. Besonders gesund ist das für die Eltern-Kind-Beziehung nicht.

Mehr Eigenständigkeit, mehr Verantwortung, mehr Flexibilität

Der Schulweg ist bei jedem Kind anders, das ist klar. Bevor es das erste Mal ganz alleine mit Bus und Bahn durch die Stadt fährt, solltest du den geplanten Weg mit ihm gemeinsam abfahren, damit es sich an die Strecke gewöhnt. Zeig deinem Kind, worauf es achten soll und dass es zum Beispiel keine Abkürzungen laufen soll, die es nicht kennt. Nach den ersten Fahrten alleine zur Schule wird sich dein Kind immer schneller an den neuen Schulweg gewöhnen, bis er nur noch Routine ist. Möchtest du dein Kind immer noch nicht alleine gehen lassen, informier dich bei den Eltern anderer Schulkameraden. Mitschüler, die den gleichen Schulweg haben, können sich mit deinem Kind zusammentun und gemeinsam zur Schule fahren.

Sobald dein Kind den Schulweg alleine geht, lernt es nicht nur, eigenständig zu denken und zu handeln, sondern übernimmt Verantwortung für sich selbst und ist in der Tagesplanung viel flexibler – genauso wie du nun. Denn gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Eltern schwierig – fällt ein Part weg, bleibt ein wenig mehr Zeit für andere Dinge.

Flexibilität bedeutet, neue Freiheiten zu genießen. Für dich ist es nun eine Last weniger, nicht jeden Morgen und Nachmittag einen Umweg zu fahren. Von nun an kannst auch du deinen Tag besser einteilen und planen und wirst vermutlich viel mehr schaffen als vorher.

Vorsichtsmaßnahmen für den Schulweg

Wenn du dein Kind den Schulweg alleine gehen lässt, ist es empfehlenswert, vorher einige Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört zum Beispiel, das Kind mit einem Mobiltelefon auszustatten, damit es sich ganz schnell und einfach bei Verspätungen oder Problemen bei dir melden kann. Speicher alle wichtigen Nummern und Informationen vorher ein. Außerdem ist es ratsam, den Rucksack oder das Portemonnaie deines Kindes mit einem Adressanhänger zu bestücken.