Gefahren im Internet – wieso Medienkompetenz so wichtig ist

In unserer Gesellschaft ist der tägliche Umgang mit digitalen Medien für Jugendliche selbstverständlich. Es kann sehr leicht passieren, dass Sie als Elternteil keinen Überblick mehr über die Online-Aktivitäten Ihres Kindes haben und sich der Gefahren im Internet nicht bewusst sind, denen sich Ihr Kind aussetzt. Daher ist es wichtig, die Medienkompetenz Ihres Kindes zu stärken und es auf dem Weg durch die digitale Welt zu begleiten. Was Medienkompetenz genau ist und worauf Sie als Elternteil achten müssen, darüber informieren wir Sie hier. Denn ein bewusster Umgang mit dem Medium Internet ist unumgänglich.

Was ist Medienkompetenz?

Die Fähigkeit, Medien zielgerichtet und verantwortungsvoll zu nutzen, nennt man Medienkompetenz. Dazu gehört, dass man die verschiedenen Medien kennt und weiß, wie man sie verwendet und auch aktiv und kreativ mitgestalten kann. Man sollte in der Lage sein, die Inhalte zu reflektieren, und ihre Konsequenzen im Blick haben. Als Erwachsener ist man es gewöhnt, die Techniken zu hinterfragen. Wir kennen Gefahren wie Cybermobbing und die Probleme mit dem Datenschutz. Aber unsere Kinder sind in der digitalen Welt aufgewachsen, für sie sind Smartphones, Apps und Alexa tägliche Begleiter. Daher ist es besonders wichtig, ihre Medienkompetenz zu fördern. Für Eltern ist es nämlich kaum möglich, all die Aktivitäten ihrer Kinder im Internet zu kontrollieren. Das Kind sollte viel mehr selbstständig mit den Medien umgehen können.

Gefahren der Mediennutzung bei Kindern

Anonymität im Web

Eine der Gefahren im Internet ist die Anonymität. Im Internet können alle eine andere Identität annehmen. In Chats geben sich manchmal Erwachsene als Kinder oder Jugendliche aus und kommunizieren mit Kindern. Die Minderjährigen können dann Opfer von Bedrängung oder sogar sexueller Belästigung werden, wenn der Chat nicht moderiert wird. Sehr gefährlich kann es werden, wenn ein Täter oder eine Täterin Minderjährige dazu überredet, unangemessene Fotos von sich zu schicken oder sich mit dem oder der Unbekannten zu treffen.

Gefahren im Internet: Anonymitaet
©stevanovicigor

Weitere Folgen der Anonymität im Netz können Cybermobbing, Sexting und Hate Speech (Hassrede) sein. Die Täterinnen und Täter des Cybermobbings verbreiten via Internet schlimme Gerüchte über eine Person und beleidigen sie aufs Äußerste. Auch wenn sich die Mobbenden hinter Avataren oder Nutzernamen verstecken, haben die Leidtragenden meist eine Vermutung, wer aus ihrem Umfeld dahinterstecken könnte. Hate Speech dagegen richtet sich nicht gegen einzelne Personen, sondern gegen Personengruppen. Mit den Hassreden werden beispielsweise Menschen einer Religion, Hautfarbe oder sexueller Orientierung beleidigt oder verurteilt. Das reicht so weit, dass über verschiedene Medien zu Gewalt gegen sie aufgerufen wird. Dieses Mobbing über das Internet scheint zwar auf den ersten Blick nicht zu schlimm zu sein, denn es passiert nicht in der realen Welt. Doch es kann fatale Auswirkungen haben, denn über das Internet verbreiten sich sensible oder böswillige Inhalte wie Fotos und Videos auf rasante Weise und die Verbreitung kann nur sehr schwer gestoppt werden. Wenn Sie und Ihr Kind auf unangemessene Inhalte im Netz stoßen, die gegen den Jugendschutz verstoßen, können Sie diese hier melden. Beim Sexting sind es die Jugendlichen selbst, die erotische Texte oder Fotos von sich selbst an Vertrauenspersonen schickt. Gefährlich wird das erst, wenn diese Beziehung im Streit endet und die Inhalte in den Netzwerken verbreitet werden, zum Beispiel aus Rache.

Gegen diese Folgen von Anonymität im Netz gibt es leider keine Filter oder Apps. Gerade hier ist die Medienkompetenz Ihres Kindes gefragt. Respektvolles Verhalten gegenüber den Mitmenschen ist nicht nur in der Offline-Welt ein wichtiger Wert. Denn nicht nur, wer diese Beleidigungen und Anfeindungen erstellt, sondern auch alle, die sie verbreiten, werden zu Mittäterinnen und Mittätern.

Rechte im Internet

Im Internet ist so einiges möglich. Man kann ganz einfach Texte kopieren, Musik und Filme runterladen und fremde Bilder verwenden. Aber nicht alles ist auch rechtlich erlaubt. Dass Personen davon nichts wissen, schützt sie nicht davor, bestraft zu werden. Daher müssen sie für die wichtigsten Gesetze sensibilisiert werden. Hier finden Sie ausführliche Infos zu Rechtsfragen im Netz von iRights.info + klicksafe.

 

Recht am eigenen Bild

Personen, die auf Fotos oder in Videos abgebildet sind, müssen normalerweise zustimmen, dass ihr Bild veröffentlicht wird. Das gilt auch, wenn das Foto nur von hinten aufgenommen wurde oder mit Filtern verfremdet wurde. Es ist also wichtig, dass Ihrem Kind bewusst ist, dass es nicht einfach Bilder von anderen Personen in soziale Netzwerke hochladen oder über Medien teilen darf. Sind Bilder von Ihnen oder Ihrem Kind unrechtmäßig im Netz gelandet, sollten Sie Beweismaterial aufbewahren und die Websitebetreiber dazu auffordern, die Bilder zu löschen.

 

Urheberrecht

Viele Kinder und Jugendliche nutzen das Internet, um Bilder, Musik oder Filme herunterzuladen. Diese Dateien sind alle urheberrechtlich geschützt. Sind solche Inhalte illegal im Netz gelandet (beispielsweise Kopien von Kinofilmen), ist auch der Download und die Verbreitung illegal und wird strafrechtlich verfolgt. Hohe Geldbußen oder Gefängnisstrafen können die Folge sein. Der Vorgang der Piraterie wird von vielen häufig nicht als Diebstahl wahrgenommen, da sie ja nichts Physisches klauen. Dennoch findet ein Diebstahl von geistigem Eigentum statt – und der wird in Deutschland hart bestraft. Legale Streamingdienste für Musik oder Serien und Filme sind gute Alternativen, auch wenn sie meist nicht kostenlos sind. Hier finden Sie weitere Infos zum Thema Musik downloaden und hören. Für Fotos gibt es Datenbanken, deren Bilder frei verfügbar sind.

Gefahren im Internet: Verletzung von Urheberrechten
©AndreyPopov

Werbung und Kostenfallen

Werbeanzeigen sind in Apps oder auf bestimmten Websites nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Mit einem falschen oder unüberlegten Klick kann Ihr Kind darüber auf Angeboten landen oder wird aufgefordert, seine Daten anzugeben. Es kann auch passieren, dass diese Klicks Abos oder Käufe abschließen, die automatisch vom Mobilfunkanbieter in Rechnung gestellt werden. Dieses sogenannte WAP-Billing wird auch häufig für In-App-Käufe genutzt. In Gratisspielen kann man beispielsweise Zusatzfunktionen oder neue Levels freischalten. Dann wird die vermeintlich kostenfreie App schnell zur Kostenfalle. Weitere Surftipps und Hinweise, was Sie tun können, sollten Sie oder Ihr Kind einer Abzocke zum Opfer gefallen sein, finden Sie hier.

 

Abhängigkeit vom Netz

Wenn Ihr Kind jeden Tag, gleich nach dem Mittagessen bis in die späten Abendstunden, vor dem Computer hängt und die Zeit im Internet totschlägt, dann sollten Ihre Alarmglocken läuten, denn die Internetabhängigkeit ist eine weitere Gefahr im Internet. Die Welt im Internet ist ein eigenes Universum, in dem man sich schnell verlieren kann. Die Zeit vergeht schnell und es gibt eine große Anzahl an Angeboten, die man rund um die Uhr nutzen kann. Es gibt keine Unterscheidung von Tag und Nacht, denn irgendwo auf der Welt sind immer Leute wach und ebenfalls im Internet unterwegs. Wer aber zu viel Zeit in der digitalen Welt verbringt, verliert irgendwann den Bezug zur realen Welt. Motivieren Sie Ihr Kind, mehr an die frische Luft zu gehen und Zeit mit realen Freunden zu verbringen! Das Internet läuft ja zum Glück nicht davon. Hier finden Sie weitere Tipps zum Thema digitale Abhängigkeit, zusammengestellt von klicksafe.

Gefahren im Internet: Abhängigkeit vom Netz
©KatarzynaBialasiewicz

Privatsphäre

Ein albernes Urlaubsfoto oder die private Telefonnummer sind schnell mal im Internet geteilt. Aber gehen diese Inhalte die anderen Leute oder die Websitebetreiber überhaupt etwas an? Wenn Ihr Kind einmal einen Inhalt selbst ins Internet hochgeladen hat, wird er dort womöglich für immer irgendwo gespeichert sein. Daher kommt der Spruch: „Das Internet vergisst nichts!“ Bei jedem Foto und jeder persönlichen Info sollte sich Ihr Kind überlegen, ob das Gegenüber diese Inhalte wirklich benötigt oder ob es das Teilen später einmal bereuen könnte. Weder die private Adresse noch die Kontonummer sollten ohne Zögern und Abwägen irgendwo eingetragen werden. Im schlimmsten Fall kann der Inhalt später Kosten verursachen oder negative Auswirkungen haben. In einem Bewerbungsvorgang sollten zukünftige Vorgesetzte sicher besser keine peinlichen Partyfotos im Netz finden können. Das ist ein weiterer Aspekt der verschiedenen Gefahren im Internet, mit denen Ihr Kind in Berührung kommen kann.

 

Empfehlungen für Eltern

Bei all diesen Gefahren würde man als Elternteil den Kindern am liebsten den Umgang mit dem Internet verbieten. Das ist aber natürlich nicht möglich und auch wenig sinnvoll. Denn die Vernetzung bringt ja auch allerlei Erleichterungen und Vorteile mit sich. Aber wie geht man als Elternteil mit den Gefahren um?

Wir empfehlen die Kombination aus technischen Beschränkungen und der elterlichen Erziehung. Es gibt eine Reihe von Apps und Einstellungen an den Geräten, die Jugendliche und Kinder vor problematischen Seiten schützen können. Aber auch die Technik hat ihre Grenzen, weshalb es wichtig ist, zusätzlich die Medienkompetenz der Kinder zu stärken.

Online lernen und Gefahren im Internet vermeiden
©Catherine Yeulet

Technische Maßnahmen

Die gängigen Betriebssysteme wie Windows, Android und Apple bieten einige Einstellungen für den Jugendschutz an. Darüber kann man bestimmen, welche Anwendungen gesperrt werden sollen und dass Apps nur mit einem Passwort installiert werden können. Bei Ihrem Mobilfunkanbieter können Sie eine Drittanbietersperre einrichten lassen, um teure In-App-Käufe zu vermeiden. Um Ihr Kind vor ungewollter Werbung zu schützen, können Sie in den Browsern Werbeblocker installieren. Diese Add-ons erfassen einen Großteil der Werbeanzeigen und blenden sie aus. Ein Virenschutzprogramm und eine Firewall auf Ihrem Gerät können Sie vor Schäden bewahren, sollte Ihr Kind doch aus Versehen mal eine kritische Datei heruntergeladen haben. Besonders bei jüngeren Kindern und zum Kennenlernen des Internets empfehlen wir eine alternative Suchmaschine zu Google. fragFINN ist beispielsweise eine Suchmaschine für Kinder von 6 bis 12 Jahren. Dort werden nur für Kinder geeignete, mit dem fragFINN-Siegel ausgezeichnete Internetseiten angezeigt.

 

Förderung der Medienkompetenz

Bevor Sie das Bewusstsein Ihrer Kinder für den Umgang mit Medien stärken können, müssen Sie ihre Welt erst mal verstehen. Beobachten Sie, welche Anwendungen Ihr Kind benutzt und wie es damit umgeht. Welche Spiele spielt es gern und welche Serien sind für Ihre Tochter oder Ihren Sohn interessant? Wichtig ist, dass Sie sich die Dinge vorurteilsfrei zeigen und erklären lassen. Denn wenn Sie bei allen digitalen Trends erst mal ablehnend reagieren, verliert Ihr Kind die Lust, Sie einzubeziehen. Es kann auch sinnvoll sein, Spiele oder Apps selbst auszuprobieren. Dann bekommen Sie ein Grundverständnis davon und werden zum sachkundigen Ansprechpartner für Ihr Kind. Nicht zielführend wäre es aber, wenn Sie Ihrem Kind auf den sozialen Netzwerken folgen wollen oder gemeinsam das nächste Computerspiellevel knacken möchten.

Gefahren im Internet: Das Internet vergisst nie!
©monkeybusinessimages

Ihr eigenes Medienverhalten dient Ihrem Kind als Vorlage. Wenn Sie selbst den ganzen Tag auf Ihr Smartphone starren und die Abende vor dem Fernseher verbringen, versteht es nicht, warum es selbst das nicht tun darf. Wenn Mediennutzung in Ihrem Leben eine sehr große Rolle spielt, dann wird sich Ihr Kind daran orientieren. Gehen Sie also als bestes Beispiel voran.

Statt mit Ihrem Kind zu schimpfen, wenn es in eine Kostenfalle getappt ist, sollten Sie eher vorbeugend unterstützen. Sprechen Sie mit ihrem Kind über die oben genannten Gefahren im Internet und geben Sie ihm praktische Beispiele, die es nachvollziehen kann. Fordern Sie es auf, Inhalte kritisch zu hinterfragen und nicht alles zu glauben, was auf Plattformen oder Webseiten zu lesen ist. Ihr Kind hat gelernt, wie es angemessen mit seinen Mitmenschen umgeht. Diese sozialen Prinzipien gelten genauso in der digitalen Welt.

Wenn sich Ihr Kind auf einer Seite nicht sicher oder von anderen angegriffen fühlt, sollten Sie die erste Person sein, der sich Ihr Kind anvertraut. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es sich bei den kleinsten Bedenken und bei Unwohlsein an Sie wenden kann (und soll)! Seien Sie eine Vertrauensperson und machen Sie deutlich, dass Sie versuchen werden, ihrem Kind zu helfen.

 

Hilfreiche Websites für die Mediennutzung bei Kindern

 

www.mediennutzungsvertrag.de/ Hier können Sie gemeinsam mit Ihren Kindern Regeln für die Mediennutzung im Familienalltag definieren und in einem Mediennutzungsvertrag niederschreiben.
www.klicksafe.de Eine Initiative der EU für mehr Sicherheit im Internet. Der Elternbereich enthält wertvolle Tipps und Anregungen zur Stärkung der Medienkompetenz von Kindern.
www.schau-hin.info Bei dieser Initiative finden Eltern Hilfe für die Medienerziehung ihrer Kinder. Sie finden hier alltagstaugliche Tipps, wie Sie den Medienkonsum Ihrer Kinder kompetent begleiten können.
medienquiz.schau-hin.info/ Testen Sie allein oder gemeinsam mit Ihrem Kind, wie es um Ihre Medienkompetenz steht.
www.medienbewusst.de Diese Informationskampagne möchte das öffentliche Bewusstsein für das Thema Kinder und Medien stärken und sammelt dafür relevante journalistische Beiträge und Reportagen.
www.internet-abc.de/ Auch diese Site bietet einen guten Einstieg ins Internet für Kinder. Darüber hinaus unterstützt sie bei der Vermittlung von Medienkompetenz.
www.kjm-online.de/ Die Kommission für Jugendmedienschutz sorgt für die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen im privaten Rundfunk und den Telemedien.

 

Mit diesen Ratschlägen und Linktipps möchten wir Sie bei der Medienerziehung Ihres Kindes unterstützen. Die kindliche Neugier sollte auch in der digitalen Welt nicht gebremst, sondern durch ein gestärktes Medienbewusstsein abgesichert werden.