Computerspiele machen dumm und krank?

Viele Eltern denken mit Schrecken an Kinder, die nur noch vor dem Computer sitzen. Bilder von Übergewicht, Isolation und Gewaltbereitschaft kommen ihnen in den Kopf. Gerade sogenannte Ego-Shooter (Spiele, bei denen ein einzelner Protagonist durch eine Spielewelt läuft und andere abschießt) sind für Eltern und Großeltern schwierig und wirken brutal und gewaltverherrlichend.
Doch kann man behaupten, Computerspiele machen dumm?

Kurz und knapp beantwortet: Nein, das kann man so allgemein nicht behaupten. Eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich mittlerweile mit der Frage beschäftigt. Die Ergebnisse sind nur bedingt miteinander vergleichbar und man muss schon ganz genau hinsehen, was gemessen wird. Manchmal wird das Gehirnvolumen betrachtet oder die Aktivität in bestimmten Hirnregionen, manchmal werden Fähigkeiten wie z. B. Lesen oder Rechnen überprüft. Weder lassen sich deutliche Effekte im Gehirn zeigen, noch lassen Fähigkeiten wie Lesen und Rechnen nach. Genauso wenig verschlechtern sich schulische Leistungen oder kognitive Fähigkeiten durch häufiges Computerspielen. Wenn es überhaupt Effekte in diese Richtung gibt, sind sie sehr klein.

Es gibt Studien, die zu belegen versuchen, dass Computerspiele ganz bestimmte Fähigkeiten wie Gedächtnisleistungen, räumliches Verständnis und Hand-Auge-Koordination trainieren können und verbessern. Außerdem erfordern bestimmte Computerspiele strategisches Vorgehen. Auch hier sind die Effekte sehr klein.

Viel wichtiger ist: Zeit, die mit Computerspielen verbracht wird, kann nicht mit Lernen oder Lesen verbracht werden. Das liegt aber nicht am Computerspielen selbst: Schulische Leistungen verschlechtern sich oder entwickeln sich anders als bei Gleichaltrigen, weil Kinder und Jugendliche viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Das gilt aber zum Beispiel auch für Fernsehen. Was es bei Computerspielen (noch) nicht gibt, sind ausgeprägte Vereinsstrukturen wie im Fußball, so sitzt man meist allein vor dem PC, auch wenn man online mit anderen zusammenspielt. Das kommt Eltern vielleicht seltsam vor. Auch eine erhöhte Gewaltbereitschaft bei häufigem Computerspielen kann man nicht nachweisen. Hier muss ein Gewaltpotenzial schon vorhanden sein, das dann nur durchkommt.

Trotz allem gilt: Gehirne von Kindern sind sehr leicht „formbar“. Bilder machen einen besonderen Eindruck, um nicht zu sagen Abdruck. Nicht umsonst gibt es Altersgrenzen und USK-Angaben (freiwillige Selbstkontrolle für Unterhaltungssoftware). Sie sollten auch beachtet werden.

Computerspiele machen dumm, das kann so allgemein also nicht gesagt werden. Außerdem gibt es viele verschiedene Computerspiele. Inwieweit Computerspielen süchtig macht, das muss aber gesondert betrachtet werden. Exzessives Spielen birgt sicherlich Gefahren und moderne Computerspiele haben ein gewisses Potenzial in Richtung Computer- und Internetabhängigkeit.
Achte auf einen gesunden Ausgleich. Bewegung tut gut, egal ob zum Ausgleich von Schule oder Computerspielen.

Außerdem kannst du darüber nachdenken, die Zeit, die gespielt werden darf, auf ein paar Stunden am Tag zu begrenzen. Falls es zu Konflikten in der Familie kommt, versuch mit deinem Kind darüber zu sprechen, dir ein Bild zu machen und dir diese Welt ein bisschen zu erschließen. Computerspielen ist längst ein Massenphänomen, auch unter Erwachsenen. Das Ziel für Kinder und Jugendliche sollte die viel beschworene Medienkompetenz sein.