„Hausaufgaben mache ich morgen“ – 6 Tipps gegen Prokrastination bei Kindern

Hausaufgaben, Referat und Praktikumsbericht sind nur drei Beispiele, die von Schülerinnen und Schülern gern auf den letzten Drücker erledigt werden. Und seien wir mal ehrlich: Wir alle haben eine unliebsame Aufgabe doch schon mal erst in der letzten Sekunde fertig gemacht. Dieses „Auf-den-letzten-Drücker-Machen“ nennt man prokrastinieren. Welche Ursachen es für Prokrastination gibt und 6 einfache Tipps, was Sie dagegen machen können, erfahren Sie hier.

Die Definition von Prokrastination

Prokrastination lässt sich einfach mit dem Begriff Aufschieberitis umschreiben. Aufgaben, auf die man keine oder wenig Lust hat, verschiebt man gern mal auf später, morgen oder gleich auf die nächste Woche. Es setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern pro „für“ und crastinum „Morgen“. Unter Studierenden ist dieses Phänomen besonders bekannt, da man im Studium das erste Mal richtig gezwungen ist, eigenverantwortlich zu arbeiten. Aber auch Schülerinnen und Schüler haben schon Probleme damit. Sie verschieben gern das Lernen für eine Klassenarbeit auf den letzten Drücker oder prokrastinieren ihre Hausaufgaben auf Sonntagabend. Im schlimmsten Fall lassen sie das Erledigen ganz und gar. All das führt meist zu schlechter Leistung und einer großen Unzufriedenheit mit sich selbst. Von Streitigkeiten mit den Eltern mal ganz abgesehen. Kinder, die wiederholt prokrastinieren, werden gern auch als faul bezeichnet. Dass dieses Verhaltensmuster aber ernst zu nehmende gesundheitliche Folgen haben kann, wird dabei missachtet. In schlimmen Fällen kann das Aufschieben zu einer psychischen Belastung führen und in Schlafstörungen und sogar Depressionen enden.

Die Ursachen von Aufschieberitis

Warum Kinder aufschieben, kann unterschiedliche Gründe haben. Je nach Alter sind sie noch nicht fähig, sich umfassend selbst zu organisieren und zu steuern oder sind noch im Lernprozess. Denn Zeitmanagement und Prioritätensetzung will gelernt sein. Auch im Erwachsenenalter haben viele mit diesen Fähigkeiten noch zu kämpfen.

Weitere Ursachen für Prokrastination könnten psychischer Natur sein. Die Kinder fühlen sich überfordert und unter Druck gesetzt. Der Druck kann durch Angst vor Kritik, Perfektionismus oder durch den Wunsch entstehen, die Eltern nicht zu enttäuschen. Das lässt die Aufgabe für die Kinder besonders groß erscheinen und ihre Hemmungen wachsen. Da das Hinauszögern aber häufig Tadel der Eltern und schlechte Leistungen mit sich bringt, entsteht ein Teufelskreis. Der Stress wächst.

Häufiges Prokrastinieren könnte in seltenen Fällen auf AD(H)S bei den Kindern hinweisen. Die Betroffenen haben Probleme, sich länger auf eine Arbeit zu konzentrieren.

So kann man die Prokrastination überwinden

Nun sollte man nicht gleich in Panik geraten, wenn das Kind seine Hausaufgaben mal auf die lange Bank schiebt. Jedoch lässt es sich schwer definieren, wo genau die Grenze zwischen normaler Lustlosigkeit und ernsthafter Prokrastination verläuft. Eltern sollten ihre Kinder beim Aufschieben daher beobachten und eingreifen, wenn das Hinauszögern zum Alltag gehört und die Kinder dauerhaft unter Antriebslosigkeit leidet.

6 Tipps, um Prokrastination bei Ihrem Kind zu vermeiden:

Tipp 1: Eine To-do-Liste schreiben

Das Auflisten aller zu erledigenden Aufgaben verschafft Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn einen guten Überblick. Optimalerweise sortieren Sie gemeinsam die To-dos nach Wichtigkeit, sodass die Liste von oben nach unten abgearbeitet werden kann. Das Abhaken gibt Ihrem Kind das gute Gefühl, wirklich was geschafft zu haben.

Tipp 2: Aufgaben in kleine Häppchen aufteilen

Verpflichtungen, die Ihrem Kind zu groß oder erschlagend vorkommen, sollten Sie in kleinere Unteraufgaben unterteilen. Dann hat es die kleinen, leicht erreichbaren Ziele vor Augen und steht nicht hilflos vor einer Monsteraufgabe. Wichtig ist es außerdem, ausreichend Pausen zu machen. Die Konzentrationsphasen von Kindern sind nicht besonders lang, danach quälen sie sich mehr und das Ergebnis wird wenig erfolgversprechend. Effektiver sind daher kurze Lernphasen von ca. 15 Minuten, verteilt auf die zur Verfügung stehende Zeit.

Tipp 3: Die richtige Lernumgebung gegen Prokrastination schaffen

Sie kennen es ja sicher auch: Steht die Steuererklärung an, macht der Wohnungsputz plötzlich viel mehr Spaß. Beim Aufschieben gewinnen alltägliche Aufgaben plötzlich an Wichtigkeit und man lässt sich leicht ablenken. Ihrem Kind geht es genauso. Schaffen Sie daher eine Lernumgebung mit möglichst wenig Ablenkung. Auf dem Schreibtisch liegt nur, was zum Lernen benötigt wird. Das Handy und der Fernseher sollten sich außerhalb des Blickfelds befinden.

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Tipp 4: Üben Sie keinen Druck aus

Wenn Ihr Kind zu Aufschieberitis neigt, fangen Sie nicht an zu schimpfen und Ihr Kind unter Druck zu setzen. Versuchen Sie stattdessen gemeinsam mit Ihrem Kind eine Lösung zu finden und zeigen Sie ihm, dass Sie hinter ihm stehen. Erarbeiten Sie gemeinsam die To-do-Liste oder belohnen Sie Ihr Kind nach absolvierten Lernphasen mit einem Glas Kakao oder einer Einheit seines Lieblingsgames. Diese Erfolge wird Ihr Kind in positiver Erinnerung behalten.

Tipp 5: Aller Anfang ist schwer

Die größte Überwindung kostet die Aufschieber das Anfangen. Hat man den ersten Leidensdruck überwunden, merkt das Gehirn: Ach, halb so wild. Das ungute Gefühl verschwindet. Alle vorangegangenen Tipps können dabei unterstützen, die Startschwierigkeiten zu überwinden und dem Prokrastinieren ein Ende zu setzen.

Tipp 6: Wenn alles nichts hilft

Sie haben das Gefühl, dass Ihr Kind unter der Belastung der Prokrastination psychisch leidet und das nicht nur eine Phase ist? Dann sollten Sie sich auf jeden Fall professionelle Hilfe holen und Ihr Kind ärztlich untersuchen lassen.  Ärztinnen und Ärzte können zum Beispiel mithilfe standardisierter Fragebögen das Verhalten Ihres Kindes analysieren und Depressionen oder AD(H)S ausschließen.