Andere Bezeichnungen: Doppellaut, Zwielaut, Doppelvokal, Zwievokal
Über das Wort „Diphthong“
Genus, Betonung: der Diphthong (nach der lateinischen Betonung)
Plural: die Diphthonge
Abkürzung: —
Herkunft: von lat. diphthongus, dies von griechisch díphthongos Zwielaut (aus di- zwei-, zwie- + phthóngos Ton, Stimme, Laut)
Beachte: Das Wort „Diphthong“ schreibt sich mit ph + th!
Welche Bezeichnung ist die günstigste?
• Die Bezeichnungen „Doppellaut“ und „Doppelvokal“ verleiten zu der irrigen Annahme, dass es sich um etwas Doppeltes handelt, also etwas, das zweimal in gleicher Gestalt auftritt. Das ist beim Diphthong jedoch gerade nicht der Fall, denn ein Diphthong besteht immer aus zwei verschiedenen Vokalen. Auch unter „Doppelkonsonant“ wird ja gewöhnlich eine Verbindung von zwei gleichen Konsonanten verstanden (wie z.B. pp).
• Die Bezeichnungen „Doppellaut“ und „Zwielaut“ haben den Nachteil, dass aus ihnen nicht hervorgeht, dass eine Verbindung von Vokalen (niemals Konsonanten) gemeint ist.
• Das schwerfällige griechische Wort „Diphthong“ hat in der griechischen Sprache die gleiche Wortbildung wie unser „Zwielaut“, erscheint uns also eindeutiger, als es tatsächlich ist. Diese Bezeichnung wird am häufigsten verwendet.
• Allen Ansprüchen gerecht wird nur „Zwievokal“ oder – entsprechend dem englischen „bivocal“ – die noch ungebräuchliche Bezeichnung „Bivokal“. (Eine Verbindung aus drei Vokalen wäre dann ein „Trivokal“, usw.)
Definition
Ein „Diphthong“ ist eine Verbindung von zwei verschiedenen Vokalen in einer einzigen Silbe (= Sprechsilbe).
Hinweis: Gegenstücke zu „Diphthong“ sind „Monophthong“ (= einzelner Vokal in einer Silbe) und „Triphthong“ (= Verbindung von drei Vokalen in einer Silbe).
Beachte auch die Stellung der Diphthonge im lateinischen Lautsystem.
Bestand an Diphthongen
(1) Im Deutschen
(a) „traditionelle“ Diphthonge:
[aɪ̯] wie in: Ei, Mai
[ɔɪ̯] wie in: neu, Bäume
[aʊ̯] wie in: Baum
(b) Diphthonge in Interjektionen:
[ʊɪ̯] wie in: pfui!, hui!
[ɛɪ̯] wie in: äi! (= „ey!“), häi! (= „hey!“)
(c) Diphthonge mit vokalischem r:
wie in: war, wahr, Haar
[aɐ̯] wie in: hart, Narr
wie in: er, sehr, leer
wie in: Bär, fährt
[ɛɐ̯] wie in: Herz, Herr, März, plärrt
wie in: wir, ihr, Tier
[ɪɐ̯] wie in: Wirt, wirr
wie in: Tor, Ohr, Moor
[ɔɐ̯] wie in: Sport, schnorrt
wie in: Stör, Öhrchen
[œɐ̯] wie in: Wörter, dörrt
wie in: nur, Uhr
[ʊɐ̯] wie in: kurz, knurrt
wie in: Tür, führt
[ʏɐ̯] wie in: Fürst, dürr
(2) Im Lateinischen
ae [ae̯] wie in: Caesar Cäsar, laetus fröhlich, portae Türen
Klang nicht wie „ä“, sondern ungefähr wie „ai“.
„Caesar“ klang ähnlich wie das deutsche „Kaiser“.
oe [ɔe̯] wie in: proelium Kampf, moenia Mauern, foedus Bündnis, hässlich
Klang nicht wie „ö“, sondern ungefähr wie „oi“.
Der Anfang von „foedus“ klang ähnlich wie beim deutschen „feudal“.
ei [ɛi̯] wie in: ei ihm, eius von ihm
Klang nicht wie deutsches „ei, ai“, sondern ungefähr wie „äi“.
ui [ui̯] wie in: cui welchem, huic diesem
au [au̯] wie in: causa Grund, laudāre loben
eu [ɛu̯] wie in: neuter keiner von beiden, neu und nicht, oder nicht
Klang nicht wie deutsches „eu, äu, oi“, sondern wie „ä“ + „u“,
ähnlich wie „äu“ in „Matthäus“, jedoch in einer einzigen Silbe.