Definition
Ein „partitives Attribut“ eines Substantivs liegt vor, wenn nur ein Teil des Substantiv-Gegenstands gemeint ist und dieser Teil durch das Attribut beschrieben ist.
Erläuterung: Partitive Attribute sind meist Adjektive mit räumlicher oder zeitlicher Bedeutung. Ob ein Adjektiv in einem Satz in der gewöhnlichen Weise den gesamten Substantiv-Gegenstand beschreibt oder nur einen Teil davon (partitiv), lässt sich formal nicht erkennen, sondern nur aus dem inhaltlichen Zusammenhang erschließen.
Beispiele
(1) Latein
÷ summus mōns hat zwei Bedeutungen:
1. (gesamtbezüglich) der höchste Berg (von mehreren)
2. (partitiv) der höchste Teil des Berges = der Berggipfel
÷ Summus mōns ā Labiēnō tenēbātur.
Der Berggipfel wurde von Labienus besetzt gehalten.
(Da im Textzusammenhang nur von einem einzigen Berg die Rede
ist, ist die Übersetzung „der höchste Berg“ ausgeschlossen.)
(Caesar: De bello Gallico 1:22)
÷ urbs media hat zwei Bedeutungen:
1. (gesamtbezüglich) die mittlere Stadt (von mehreren)
2. (partitiv) der mittlere Teil der Stadt = Stadtmitte, Stadtzentrum
÷ Lūcus in urbe fuit mediā, laetissimus umbrā. (Hexameter)
(Ganz) in der Mitte der Stadt lag ein Hain, der durch Schatten beglückte.
(Vergil: Aeneis 1:441)
(2) Deutsch
Im Deutschen können Attribute nur dann partitiv gebraucht werden, wenn die gesamtbezügliche Interpretation aus sachlichen Gründen grundsätzlich ausgeschlossen ist, z.B.:
÷ das südliche Deutschland
bedeutet nie:
das südliche von mehreren Deutschlands,
sondern, da es nur ein Deutschland gibt, immer:
der südliche Teil von Deutschland.
÷ am frühen Montag
bedeutet nie:
an dem frühen von mehreren Montagen,
sondern, da man kaum je davon reden würde, dass ein Montag
im Vergleich zu einem anderen Montag „früh“ ist, immer:
am frühen Teil des Montags = am Montagmorgen.