Grundprinzipien
Unter Grundprinzipien sind allgemeine Grundlagen des Schreibens zu verstehen, die sich mit der Zeit herausgebildet haben. Jedes der folgenden Prinzipien gilt nicht absolut, sondern ist im Zusammenhang der anderen zu sehen; sie sind „grobe Handlungsanweisungen“ für das Schreiben.
Lautprinzip: Schreiben, wie man spricht
BEISPIELE
- Dem lang gesprochenen Vokal o entsprechen drei unterschiedliche Schreibungen: Ton, Sohn, Boot.
- Bei der Trennung werden die Silben von Wörtern berücksichtigt: spie - len, Pä - da - go - gik.
Stammprinzip: Gleiches möglichst gleich schreiben
BEISPIELE
Platz → platzieren; Gämse → Gams; Asse → Ass; tippen → Tip; Hand → behände
Grammatisches Prinzip: Grammatische Regularitäten beachten
BEISPIELE
- Schreibung bestimmter Wortarten (Groß- und Kleinschreibung); diese gliedern den Text beim Schreiben und Lesen.
- Großschreibung der höflichen Anredeform: Sie, Ihnen.
- Prinzip der Homofonie: gleich klingende Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung unterschiedlich schreiben.
BEISPIELE
Lied → Lid; mahlen → malen; Saite → Seite; Lärche → Lerche
Praxistipps
1. Deutlich sprechen, genau hinhören
Bei vielen Wörtern lässt sich die richtige Schreibung heraushören (vgl. Lautprinzip).
BEISPIELE
Dorf - Torf, Kuss - Guss, sägen - Segen
2. Verlängern oder verwandte Wörter suchen (vgl. Stammprinzip)
BEISPIELE
Quäntchen - Quantum, du gräbst - graben, er sank - sie sanken, sie sang - sie sangen
3. Rechtschreibregeln (oder „Eselsbrücken“) anwenden
BEISPIELE
- Nach l, m, n, r - das merke ja, steht nie tz und nie ck.
- gar nicht wird gar nicht zusammengeschrieben.
4. Grammatikwissen anwenden (vgl. grammatisches Prinzip)
BEISPIEL
Nomen/Substantive schreibt man groß; jedes Wort kann im Satz zum Nomen werden (die Sonne, das Schreiben, etwas Schönes, das Hier und Heute).
5. Genau hinsehen, sorgfältig schreiben
Für die Schreibung vieler Wörter lässt sich keine Regel benennen, man muss sich die Schreibweise daher einprägen.
BEISPIELE
Verwandte, vielleicht, Rhythmus
6. Die Bedeutung beachten
BEISPIELE
Seite - Saite, Antrag-steller nicht Antrags-teller
7. Der wichtigste Tipp: Das Wörterbuch benutzen
Problembereiche der Rechtschreibung
s-Laute
Die Schreibung des scharfen s-Lautes richtet sich wie die Schreibung anderer Konsonanten nach dem vorangehenden Vokal:
- Schreibung nach kurz ausgesprochenem Vokal: analog zu Kanne, Sommer, Schnalle, Kamm auch die s-Laut-Schreibung Tasse, Nuss
- Schreibung nach langem Vokal oder Doppellaut (nie Konsonantenverdopplung): analog zu er kam, Sahne, Saal auch die s-Laut-Schreibung: Spieß, er saß
Grundregeln Das weich ausgesprochene (stimmhafte) s wird immer mit s geschrieben (lesen, Häuser, Reise). Die Schreibung des Wortstammes wird nach dem Stammprinzip beibehalten, auch wenn das s in Ableitungen scharf (stimmlos) ausgesprochen wird (er liest - lesen, das Häuschen - Häuser, sie reist - reisen).
Das scharf ausgesprochene (stimmlose) s wird mit ss oder ß geschrieben, und zwar
- nach kurzem Vokal mit ss (Sessel, nass, Fluss),
- nach langem Vokal mit ß (fließen, er saß, reißen).
Das scharf ausgesprochene s wird in seltenen Fällen mit s geschrieben (z. B. Partikeln: bis, es, morgens, als; Fremdwörter: Bus, Iltis; Wörter mit der Endung -nis: Verhängnis, Erlebnis, Verhältnis, Missverständnis).
Die Schreibung der Konjunktion dass folgt der Grundregel (oben: ss); die Pronomen das und der Artikel das werden jedoch mit s geschrieben.
Faustregel: Wenn man ein, dieses, jenes, welches einsetzen kann (Ersatzprobe) wird das geschrieben. |
BEISPIELE
Sie hofft, dass morgen schönes Wetter wird. (dass = Konjunktion)
Er liest das spannende Buch. (ein spannendes Buch = Artikel)
Sie weiß das nicht. (dieses/jenes = Demonstrativpronomen)
Das Buch, das sie gelesen hat, ist spannend. (welches = Relativpronomen)
Groß- und Kleinschreibung
Nomen/Substantive werden immer großgeschrieben, andere Wortarten nur in Ausnahmefällen.
Großschreibung
- Nomen/Substantive: der Fuß, das Center, eine Million
- Nomen als Bestandteile in festen Gefügen: mit Bezug auf, im Grunde, in Kauf nehmen, Gefahr laufen, Not leiden
- Bezeichnung von Tageszeiten nach Adverbien wie heute, morgen, …: heute Morgen, gestern Abend
- Farb- und Sprachbezeichnungen nach Präpositionen: bei Grün, in Englisch
- Eigennamen: Katharina die Große, der Heilige Abend
- Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -er: Stuttgarter Nachrichten, Frankfurter Würstchen
- Auch andere Wortarten außer dem Nomen/Substantiv können zu Nomen werden:
-
Verb: das Laufen, beim Gehen, langes Schreiben, sein Lesen Adjektiv und Partizip: das Beste, wenig Neues, der Nächste, alles Übrige, im Wesentlichen, im Allgemeinen, Arm und Reich, das Folgende Pronomen als (höfliche) Anredeform: Sie, Ihnen Andere Wortarten das Wenn und Aber, das Hier und Heute
Kleinschreibung
- alle Wortarten außer dem Nomen/Substantiv
- Zahladjektive: sehr viel, ganz wenige, der eine, der andere, ein anderer
- Pronomen: mancher, ein jeder, alle, beide, die beiden, beides
- feste Verbindungen: schwarz auf weiß, durch dick und dünn, von nah und fern, von klein auf
- Superlative von Adjektiven: am besten, am schnellsten
- Wörter wie schuld, leid, recht, klasse, spitze, pleite in Verbindung mit den Verben bleiben, sein, werden: schuld sein
- unbestimmte Zahlwörter: ein bisschen, ein paar
- bestimmte Adverbien, Konjunktionen, Präpositionen, die ihre Aufgabe als Nomen verloren haben: morgens, anfangs, dank seiner Hilfe, kraft Gesetzes, seitens meiner Verwandtschaft, mittels Gewalt, zeit meines Lebens
Groß- oder Kleinschreibung möglich
- auf die Frage wie: aufs Schönste - aufs schönste
- als Nomen oder Pronomen: die Deinen - die deinen
- als Nomen oder Adjektiv: von Neuem - von neuem
- Zusammensetzung oder Wortgruppe: auf Seiten - aufseiten
- Anredepronomen im Brief: D/du - I/ihr
Getrennt- und Zusammenschreibung
Getrenntschreibung
- Wortgruppe aus Nomen/Substantiv und Verb: Rad fahren, Ski laufen, Recht haben, Schlange stehen, Klavier spielen, Kuchen backen
- Wortgruppe aus zwei Verben (Infinitiv/Partizip): baden gehen, sprechen lernen, gestört werden, getrennt schreiben
- das Verb sein in Verbindung mit anderen Wörtern: fertig sein, fort sein, da sein
- folgende Wortgruppen: ohne dass, statt dass, gar nicht, gar nichts, gar kein, zu viel, wie viel, zu wenig
Zusammenschreibung
- untrennbare Verben: wetteifern, vollenden (Sie wetteiferten miteinander.)
- Zusammensetzungen mit verblassten Nomen: preisgeben, standhalten, heimkommen, eislaufen, kopfstehen, leidtun
- Der adjektivische Bestandteil bildet zusammen mit dem verbalen Bestandteil eine neue übertragene Gesamtbedeutung: freisprechen (vor Gericht), sich kranklachen (heftig lachen), kaltstellen (pol. mundtot machen), kürzertreten (sich einschränken), richtigstellen (berichtigen).
- Zusammensetzungen, in denen der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht: freudestrahlend (vor Freude strahlend), schreibgewandt, lebensfremd, werbewirksam
- Zusammensetzungen, in denen (wenigstens) ein Bestandteil nicht selbstständig vorkommt: redselig, vieldeutig, einmalig
- Zusammensetzungen mit einem bedeutungsverstärkenden Bestandteil: todernst, superschlau
- Verbzusammensetzungen mit fest-, voll-, tot-: festbinden, totschlagen
Getrennt- oder Zusammenschreibung möglich
BEISPIELE
- aufgrund - auf Grund
- sodass - so dass
- haltmachen - Halt machen
- maßhalten - Maß halten
- kennenlernen - kennen lernen
- Verbindungen mit bleiben und lassen als zweitem Bestandteil: stehen bleiben - stehenbleiben, bleiben lassen - bleibenlassen
Regeln zur Kommasetzung
Komma bei Aufzählungen (außer vor und und oder)
Auf der Jahrgangsstufen-Fete trifft Jonas seine früheren Klassenkameraden Tim, Jan und Faysal.
Komma zwischen Hauptsätzen (Satzreihe)
Sie ging schon früh weg, daraufhin ging er auch.
Marisa liebt Katzen, Ben mag Hunde lieber.
Komma vor entgegensetzenden Konjunktionen
Tom tanzt gerne lateinamerikanisch, aber auf keinen Fall Walzer.
Julius hat den Satz lange geübt, doch im entscheidenden Moment fiel er ihm nicht ein.
Komma zwischen Hauptsatz und Nebensatz (einfaches Satzgefüge)
Obwohl nicht alle kommen konnten, ist die Stimmung spitze.
Das Sortiment an Getränken, das Lara und Tim zusammengestellt hatten, kam bei allen gut an.
Komma zwischen Hauptsätzen und Nebensätzen (komplexes Satzgefüge)
Weil plötzlich alle verschwunden waren, räumte Alina nach der Fete allein auf, obwohl Emily und Jakob, die als Erste die Fete verlassen hatten, sich gestern, als die Aufgaben verteilt wurden, zum Aufräumen bereit erklärt hatten.
Das Komma kann gesetzt werden bei verkürzten Nebensätzen.
Ich komme(,) wenn nötig(,) zu dir.
Komma bei Infinitivgruppen und Partizipgruppen
a) Die Infinitivgruppe ist mit um, ohne, anstatt, statt, außer, als eingeleitet.
- Er kam, um mich zu besuchen.
b) Die Infinitivgruppe oder Partizipgruppe hängt von einem Nomen/Substantiv oder Pronomen ab.
- Sie übernimmt die Aufgabe, für die Klasse zu sprechen. Sie, tödlich beleidigt, verließ den Raum.
c) Die Infinitivgruppe oder Partizipgruppe hängt von einem Verweiswort ab.
- Darauf, sie ins Kino einzuladen, kam er nicht. Er kam nicht darauf, sie ins Kino einzuladen.
- Aus vollem Halse lachend, so kam er auf sie zu.
In den Fällen b) und c) kann das Komma bei einem einfachen Infinitiv entfallen.
Er hatte die Aufgabe(,) zu kochen. Sie dachte nicht daran(,) zu gehen.
Das Komma kann bei Infinitivgruppen oder Partizipgruppen gesetzt werden, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder um Missverständnisse zu vermeiden.
Sie riet(,) ihm schnell zu helfen. Sie riet ihm(,) schnell zu helfen.
Das ist (,) grob gerechnet (,) ein Viertel. Er stand (,) sein Buch in der Hand haltend (,) vor der Klasse. Sie versuchten mit vereinten Kräften (,) den Hund an der Leine zu halten.
Komma bei Zusätzen und Nachträgen
Nur eine war nach der Fete noch dageblieben, nämlich Alina.
Komma bei Anreden und Ausrufen
Gehst du morgen mit ins Kino, Johanna?
Hallo, hörst du mich nicht?
Malena, komm doch auch mit!
Besondere Probleme
- Das Komma zwischen Hauptsätzen, die durch und und oder aufgezählt oder verbunden sind
- Es muss kein Komma gesetzt werden.
- Er will heute ins Kino und sie möchte lieber ins Theater.
- Peter will Fußball sehen oder er möchte ein Buch lesen.
- Es kann ein Komma gesetzt werden, wenn der Satz dadurch übersichtlicher gegliedert wird oder Missverständnisse vermieden werden.
- Sie wartet vor dem Kino noch auf Jan (,) und Paul holt schon mal die Karten.
- Hier kann man ein Komma setzen, weil man zunächst lesen könnte: sie wartet noch auf Jan und Paul.
- Es muss ein Komma gesetzt werden, wenn ein eingeschobener Nebensatz oder ein anderer Einschub durch Komma eingeschlossen wird.
- Er bestätigt die allgemeine Meinung, dies sei langweilig, und sieht aus dem Fenster.
- Sie spielt Tennis mit Majid, ihrem Freund, und noch zwei Mädchen aus ihrer Kursgruppe Sport.