Kennzeichen epischer Texte
Die Epik gehört neben der Lyrik und der Dramatik zu den Hauptgattungen der Dichtung. Unter Epik versteht man alle fiktionalen erzählenden Texte, die sich in kleine Formen (Kurzepik) und große Formen (Großepik) einteilen lassen. Fiktion ist also das Grundelement der epischen Dichtung. Das bedeutet, dass erfundene Sachverhalte real dargestellt werden. Das erzeugt eine Wirklichkeitsillusion, d.h., das Geschehen wird so erzählt, wie es in Wirklichkeit sein könnte.
Stoff als Basis der Handlung
Wenn der Autor einen literarischen Text verfasst, gestaltet er darin einen Stoff, den er als quasi unbearbeitetes Rohmaterial in der Wirklichkeit vorgefunden hat (z.B. einen Kriminalfall), der vielleicht schon literarisch gestaltet wurde (z. B. den Fauststoff) oder den er erfunden hat. Der Stoff bildet die Basis für die Grundidee der Geschichte. Die Grundidee ist der abstrahierte und komprimierte Kern einer Geschichte, der einen Sinn vermitteln und zur Deutung anregen soll. Der Autor organisiert eine Abfolge der Ereignisse (Plot), d.h., er verändert Zeiten und Räume, bildet nach seiner Vorstellung Figuren und Figurenkonstellationen und schafft so eine neue fiktive Wirklichkeit.
Erzähler als charakteristisches Merkmal der Epik
Um dem Leser seine Geschichte und Absicht vermitteln zu können, wählt der Autor ein erzählendes Medium: den fiktiven Erzähler, von dem nicht auf den Autor geschlossen werden darf. Autor und Erzähler dürfen daher nicht verwechselt werden. Die Erzählerfigur soll als Vermittler zwischen Autor und Stoff das Geschehen steuern; auch Standpunkte und Wertungen des Erzählers kennzeichnen seine fiktive Welt. Der Erzähler kann das Geschehen aus großer Distanz, unter eingeschränktem Blickwinkel oder aus großer Nähe wahrnehmen. (s. auch: Erzählformen/Erzählverhalten)