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Stress bei Kindern: Wie Sie rechtzeitig erkennen, ob Ihr Kind stressgefährdet ist

Lernen gegen schlechte Noten

©iStockphoto.com/inarik

Als Eltern möchten Sie nur das Beste für Ihr Kind. Was jedoch viele Eltern viel zu spät oder gar nicht merken, ist die Tatsache, dass das eigene Kind enorm unter Stress leidet. Dabei ist Stress bei Kindern gar keine Seltenheit. Wir sagen Ihnen, wie Sie den Stress bei Ihrem Kind erkennen und wie Sie am besten damit umgehen.

Stress bei Kindern ist keine Seltenheit

Stress ist ein häufig genutzter Begriff und taucht meist dann auf, wenn es um Erwachsene, die Arbeitswelt oder den Unialltag bei Studierenden geht. Was viele nicht wissen: Auch Kinder leiden unter Stress, genauer gesagt unter Schulstress.
Wie Erwachsene in der Berufswelt verspüren Kinder immer stärker den Druck, der nicht nur von außen auf ihnen lastet.

Somit ist Stress bei Kindern gar keine Seltenheit und wird leider viel zu spät erkannt. Hinzukommt, dass sich viele Kinder permanent selbst unter hohen Druck setzen, um all den Erwartungen der Eltern und der Lehrer in der Schule gerecht zu werden. Stress bei Kindern kommt häufig vor, da Kinder niemanden enttäuschen wollen, schon gar nicht die eigenen Eltern. Auch der Wettkampf unter den Klassenkameraden spielt dabei eine nicht zu vergessene Rolle.

Das Kind als Investitionsgut

Auf der anderen Seite investieren Eltern sehr viel Zeit, Aufwand und Geld in die Ausbildung des Kindes – diese Ausbildung fängt jedoch nicht erst in der Grundschule an. Viele Eltern schicken ihre Kleinkinder bereits in einem Alter von 3 Jahren entweder zum Ballett- oder Musikunterricht oder in einen privaten, internationalen Kindergarten, damit möglichst viele Fremdsprachen gelernt werden. All das soll als Vorbereitung auf die spätere Berufswelt dienen.
Besucht das Kind dann die Schule, versuchen viele Eltern weiterhin, die Zeit rund um den Schulalltag genauestens und möglichst pädagogisch sinnvoll für das Kind zu verplanen. Viel Freizeit bleibt für das Kind dann nicht mehr, obwohl es genau das braucht: Zeit für sich selbst und die eigene Entwicklung, die nicht zu 100 % von außen gesteuert wird.

Selbstbestimmung und Freizeit

Auch wenn die Bemühungen der Eltern natürlich gut gemeint sind, sollte dennoch beobachtet werden, ob es dem Kind nicht irgendwann zu viel wird. Rechtzeitiges Handeln kann Stress bei Kindern reduzieren und dem Kind wieder eine angenehme Freizeit verschaffen, damit es selbst kreativ lernen und seine Umwelt entdecken kann. Auch Experten sprechen von der sogenannten „Qualitätszeit“ („quality time“), die dem Kind ausreichend zur Verfügung stehen sollte, um Aktivitäten zu unternehmen, die ihnen wirklich Freude bereiten. Dazu zählen regelmäßige Treffen mit Freunden genauso wie das Lesen von Comics und Büchern (keinen Schulbüchern) oder ein Besuch im Schwimmbad, im Kino oder einfach auf dem Spielplatz oder Fußballfeld, um sich auszutoben.

Anzeichen rechtzeitig erkennen und handeln

Auch wenn Kinder häufig launisch sind oder quengeln – nicht immer ist solch ein Verhalten grundlos. Anzeichen für Stress bei Kindern können auffällig häufig auftretende Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität sein. Auch besonders auffällige Überdrehtheit oder Frustabbau in Form von auftretenden Aggressionen können Anzeichen dafür sein, dass das Kind innerlich mit Problemen kämpft, die Sie bisher nicht wahrgenommen haben. Außerdem können permanente Traurigkeit und Lustlosigkeit langfristig zu Depressionen und schulischem Versagen führen, was das Kind in einen Teufelskreis geraten lässt.

Zudem können sich stetig verschlechternde Schulleistungen ebenfalls ein Zeichen von erhöhtem Schulstress sein. Ist man sich als Elternteil nicht sicher, wie die Leistungen des Kindes in der Schule tatsächlich sind, kann ein Gespräch mit dem Klassenlehrer Abhilfe schaffen. Vor allem jedoch sollte zusammen mit dem Kind darüber gesprochen werden, mit welchen Unterrichtsstoffen es nicht zurechtkommt. Manchmal reicht bereits regelmäßige Nachhilfe und der Druck mindert sich und die Noten werden besser.

Doch damit der Stress in der Schule nicht nur erträglich, sondern bestmöglich auf ein Minimum reduziert wird, sollten Eltern klar ihre Unterstützung und Fürsorge signalisieren und das Kind auf den möglichen Stress ansprechen. Dies tun Sie am besten, indem Sie Verständnis für Fehler aufbringen und gleichzeitig das Kind ermutigen, sich mehr zu trauen und weiterzumachen.
Vor allem sollten Sie vermitteln, dass kein Grund besteht, sich zu sehr unter Druck zu setzen und sich selbst zu vergessen. Das Wichtigste ist und bleibt die Gesundheit des Kindes. Möglichst strahlen Sie dabei Ruhe und Gelassenheit aus. Alles andere würde das sowieso bereits gestresste Kind nur noch mehr verunsichern und es dazu bringen, sich zurückzuziehen. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Schützling und suchen Sie auch bei sich selbst nach möglichen Ursachen für den Stress. Schauen Sie sich den Wochenplan Ihres Kindes an und fragen Sie sich, ob das Kind wirklich genug Zeit für eigene Entscheidungen hat. Wenn nicht, dann streichen Sie nach Absprache mit Ihrem Kind einen Kurs oder zwei aus dem Plan und schenken Ihrem Kind dafür umso mehr Zeit für sich selbst und die Familie.

Auch Eltern sind ständig unter Druck

Eltern sollen weder ihren Anspruch an ihr Kind mindern noch das Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes verlieren. Doch manchmal muss es reichen, das Kind einfach mal Kind sein zu lassen. Dazu gehört vor allem, sich selbst der Drucksituation zu entziehen, in denen Eltern sich sehr oft befinden. Das Bild der Elternschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt und es steht ein höherer Anspruch an Eltern und die Erziehung im Raum als früher.
Auch die Bedeutung und Wahrnehmung von Kindheit hat sich verändert. Kinder gelten heute als ebenbürtige Familienmitglieder auf Augenhöhe, deren Bedürfnisse stets erfüllt werden sollen. Viele Eltern vergessen, dass es dabei eben nicht nur um die Investition in die Zukunft geht, sondern auch um das Hier und Jetzt der Kinder und ihre ganz eigenen Wünsche.

Der Druck, der auf den Schultern vieler Eltern lastet, ist überwiegend auf den starken Bildungs- und Wettbewerbsdruck in der Gesellschaft zurückzuführen. Das Credo in der Gesellschaft lautet: Mehr Bildung verspricht mehr Erfolg, mehr Erfolg verspricht mehr Sicherheit. Gerade Eltern aus den 60er- und 70er-Jahren waren oft die Ersten in ihren Familien, die den Sprung in höhere Bildungssphären schafften und sich eine stabile und sichere Zukunft aufbauen konnten. Aus Erfahrung wissen Eltern, dass sich harte Arbeit und Fleiß auszahlt und sich in der Zukunft rentieren kann. Diese Einstellung wollen viele Eltern auf ihr Kind übertragen und versuchen mittels zahlreicher Maßnahmen, ihr Kind optimal für den späteren Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt „auszurüsten“.

Mehr Unterstützung statt Stress

Sicher ergeben viele der Fördermaßnahmen Sinn, damit Ihr Kind später einmal bessere Chancen in der Berufswelt hat; dennoch sollten Sie Ihrem Kind genug Freiraum lassen, sich selbst zu entfalten. Zu viel Stress kann gesundheitliche Schäden hervorrufen und verschlechterte Schulleistungen. Und das ist doch eigentlich das, was die meisten Eltern und auch Kinder vermeiden wollen. Wichtig ist also, dass Sie bei ersten Anzeichen das Gespräch mit Ihrem Kind suchen und notfalls auch den Lehrer kontaktieren. Generell spricht auch nichts dagegen, sich mit anderen Eltern auszutauschen, die die gleiche Erfahrung mit ihrem Kind gemacht haben.

Am wichtigsten ist es jedoch, dass Sie Ihr Kind optimal im Schulalltag und beim Lernen unterstützen. Das können Sie auf unterschiedlichen Wegen tun. Wie das geht, erfahren Sie in unserem Blogartikel „Wie Sie Ihr Kind optimal beim Lernen unterstützen“.

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