DDR – Lexikoneinträge
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Arbeiteraufstand, die Erhebung von Arbeitern am 16.6.1953 in Ost-Berlin, die sich zu einem Volksaufstand in der Deutschen Demokratischen Republik ausweitete. Die DDR-Führung versuchte, die langsame wirtschaftliche Entwicklung des Landes mit Druck voranzutreiben. Als die Arbeitsnormen ohne Lohnausgleich um durchschnittlich 10% erhöht werden sollten, streikten und demonstrierten zunächst Bauarbeiter in Ost-Berlin (Stalinallee) dagegen. Daraus entwickelte sich am 17.6.1953 ein Arbeiteraufstand von Zehntausenden auch an anderen Orten der DDR. Kurz darauf forderten die Menschen auf Demonstrationen...
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Geboren in Lodz (Polen) am 30.9.1937, gestorben in Sieseby (Schleswig-Holstein) am 14.3.1997: Jurek Becker verbrachte seine Kindheit im jüdischen Getto von Lodz und in den NS-Konzentrationslagern Ravensbrück und Sachsenhausen. Erst als er mit seinem Vater 1945 nach Deutschland kam, lernte er die deutsche Sprache und studierte später Philosophie in Berlin (Ost). 1976 protestierte er gegen den Ausschluss von Reiner Kunze aus dem Schriftstellerverband der DDR und gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns . 1977 trat er selbst aus dem Schriftstellerverband aus, nachdem er 1976 aus der Einheitspartei...
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Berliner Mauer, von der DDR veranlasste Sperrmaßnahmen an der Grenze zwischen dem Ostsektor und den drei Westsektoren Berlins quer durch die Stadt und um die Westsektoren herum. Der „antifaschistische Schutzwall“ Mit den Baumaßnahmen zur Abriegelung West-Berlins wurde in der Nacht zum 13.8.1961 mit Zustimmung der Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts begonnen. Bis auf wenige kontrollierte Grenzübergänge wurde West-Berlin hermetisch abgeriegelt. Noch am 15.6.1961 betonte Walter Ulbricht (* 1893 , †1973, Erster Sekretär bzw. Generalsekretär der SED von 1950 bis 1971, Staatsratsvorsitzender der...
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Geboren in Augsburg am 10.2.1898, gestorben in Berlin (Ost) am 14.8.1956: Nach dem kriegsbedingten Notabitur 1917 studierte Bertolt Brecht, Sohn eines Fabrikdirektors, einige Semester Medizin in München, konzentrierte sich aber früh auf eine Karriere als Schriftsteller. Erste literarische Versuche unternahm er 1913, erste Veröffentlichungen folgten wenig später. 1922 wurde erstmals sein Theaterstück Trommeln in der Nacht in München aufgeführt. "Der vierundzwanzigjährige Dichter Brecht hat über Nacht das dichterische Antlitz Deutschlands verändert", schrieb der Theaterkritiker Herbert Ihering...
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Deutsche Demokratische Republik, Abkürzung DDR, der sozialistische deutsche Staat, der von 1949 bis 1990 existierte. Staatsgründung und Staatsorgane Am 7.10.1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik ausgerufen. Bereits 1946 waren in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und die SPD zur Sozialistischen Einheitspartei ( SED ) zusammengeschlossen worden. Damit existierten nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23.5.1949 zwei deutsche Staaten. Die Regierungen beider Staaten beanspruchten jeweils für sich, alle Deutschen zu vertreten und im...
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Einigungsvertrag, der am 31.8.1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik in Ost-Berlin geschlossene Vertrag, der den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 23 des Grundgesetzes und die damit zusammenhängenden Fragen regelte und völkerrechtlich die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten besiegelte Der Einigungsvertrag tat am 29.9.1990 in Kraft, umfasst 45 Artikel und drei umfangreiche Anlagen. In Artikel 1 wurde die Bildung der fünf neuen Bundesländer geregelt, die am 3.10.1990 Länder der Bundesrepublik wurden. In Artikel 2...
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Honecker, Erich, führender Politiker in der Deutschen Demokratischen Republik Honecker lebte von 1912 bis 1994. Weimarer Republik und Nationalsozialismus Der im Saarland geborene Honecker war seit frühester Jugend in der kommunistischen Bewegung aktiv und seit 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und führender Funktionär des kommunistischen Jugendverbands. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ging er wie viele seiner Parteigenossen in den Untergrund. Im Jahr 1935 nahm ihn die Gestapo fest, zwei Jahre später wurde er zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt...
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Geboren in Limlingerode (Thüringen) am 16.4.1935, gestorben in Heide (Schleswig-Holstein) am 5.5.2013: Kirsch arbeitete nach dem Abitur in einer Zuckerfabrik und studierte zunächst Biologie, dann ab 1963 am Institut für Literatur in Leipzig. Mit ihrem Mann, Rainer Kirsch, veröffentlichte sie 1965 ihren ersten Gedichtband Gespräch mit dem Saurier . Seit 1968 arbeitete Kirsch als freie Schriftstellerin und Journalistin in Berlin. Sie wurde 1976 aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) ausgeschlossen, da sie sich für Wolf Biermann eingesetzt hatte. 1977 verließ sie die Deutsche...
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Historische Zusammenhänge Prägende Merkmale für die Zeit unmittelbar nach dem Krieg waren insbesondere die wirtschaftliche und politische Situation des Neuanfangs und die materiellen Schwierigkeiten: Viele Druckereien waren ausgebombt, das Papier war knapp und wurde kontingentiert, die Besatzungsmächte hatten ein Zensurrecht. Die Reaktionen auf die schrecklichen Nachrichten von Völkermord und NS-Vernichtungslagern sowie das Bekanntwerden der Bilanzen des Elends (Tote, Kriegsversehrte, Vertriebene, Evakuierte) waren vielfältig: Fassungslosigkeit über das Ausmaß des NS-Terrors und Einsicht in...
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Planwirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft, ein Wirtschaftssystem, in dem eine zentrale Behörde Pläne für die Volkswirtschaft aufstellt, ihre Durchführung anordnet und deren Erfüllung kontrolliert. In den sozialistischen Planwirtschaften bestimmten der Staat bzw. staatliche Planungsbehörden nach politischen und wirtschaftlichen Zielvorstellungen die gesamte Produktion und Verteilung der Güter und Dienstleistungen sowie auch deren Preise. Die in Fünfjahresplänen entwickelten Anweisungen und Planvorgaben von oben waren verbindlich und ließen keine oder nur geringe Entscheidungsspielräume. In...
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SED, Abkürzung für Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, durch Zusammenschluss von Kommunistischer Partei Deutschlands (KPD) und Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (SPD) in der Sowjetischen Besatzungszone 1946 gegründete politische Partei. Den Zusammenschluss vollzogen im April 1946 der SPD-Politiker Otto Grotewohl (*1894, †1964, Ministerpräsident der DDR von 1949 bis 1964) und der KPD-Politiker Wilhelm Pieck (*1876, †1960, Präsidenten der DDR von 1949 bis 1960). SED als zentrales Machtinstrument Die SED war auf Betreiben der Kommunisten und mit Unterstützung der sowjetischen...
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Sozialdemokratie (nach 1945). 1945 wurde in den vier Besatzungszonen Deutschlands die SPD wiedergegründet. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde die SPD unter dem Druck der Sowjetunion 1946 mit der Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ( SED ) gezwungen. In den der westlichen Besatzungszonen und der späteren Bundesrepublik Deutschland grenzte sich die SPD unter Kurt Schumacher (*1895, †1952, Vorsitzender von 1946 bis 1952) sowohl von der KPD als auch von der CDU mit ihrer Politik der sozialen Marktwirtschaft und Westintegration ab...