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Andere Bezeichnungen:  interrogativer Nebensatz, indirekter Fragesatz, indirekte Frage, indirekter Interrogativsatz

 

Definition

Ein „Fragenebensatz“ ist ein Fragesatz, der als Nebensatz grammatisch in einen übergeordneten Satz eingegliedert ist, indem er in diesem die Funktion des Objekts oder (seltener) des Subjekts übernimmt.

 

Form

(1)  Modus
Im Lateinischen gelten (anders als im Deutschen) alle Fragenebensätze als indirekte Rede und stehen daher im Konjunktiv.

(2)  Einleitewort  
Wie der Fragehauptsatz (= direkte Fragesatz) wird der Fragenebensatz durch ein Fragewort eingeleitet. Solche Fragewörter sind:

Fragepartikeln, z.B.:
-ne, im Nebensatz übersetzt mit: ob
num, im Nebensatz ebenfalls: ob
     (Im Unterschied zum Fragehauptsatz ist num hier neutral,
     d.h. es wird keine negative Antwort erwartet.)
÷ Interrogāvit amīcum, pūgnāvissetne.
   Er fragte seinen Freund, ob er gekämpft habe.

Fragepronomen, z.B.:
÷ Interrogāvit amīcum, quis pūgnāvisset.
   Er fragte seinen Freund, wer gekämpft habe.

Frageadverbien, z.B.:
÷ Interrogāvit amīcum, ubī pūgnāvisset.
   Er fragte seinen Freund, wo er gekämpft habe.

(3)  Verwendete Pronomen
Für den Gebrauch von Pronomen gelten die Regeln der indirekten Rede. D.h. vor allem, dass die Person des übergeordneten Satzes, die den Fragenebensatz spricht oder denkt, im Fragenebensatz selbst als Reflexivpronomen erscheint. Z.B.:
÷ Mīles nescīvit, quis persecūtus esset.
   Der Soldat wusste nicht, wer ihn (= den Soldaten) verfolgt hatte.

 

Funktion

(1)  Objektfunktion
Der Fragenebensatz tritt als Objekt (genauer: Objektsatz) auf bei Verben des Sagens (einschließlich des Fragens) und Denkens (einschließlich des Meinens und Wissens); siehe alle oben unter „Form“ gegebenen Beispielsätze. Der Objekt-Fragesatz vertritt meist ein Akkusativobjekt (Frage: „wen oder was?“); z.B.:
÷ Interrogāvit amīcum, pūgnāvissetne.
   Er fragte seinen Freund, ob er gekämpft habe.
   (Wen oder was fragte er seinen Freund? > Der Fragesatz hat Objektfunktion.) 
In diesem Beispiel steht das Verb des übergeordneten Satzes (interrogāvit er fragte) mit zwei Akkusativobjekten: einem persönlichen Objekt und einem Fragesatz.

(2)  Subjektfunktion
Der Fragenebensatz tritt als Subjekt (genauer: Subjektsatz) auf beim Passiv der unter (1) genannten Verben und bei unpersönlichen Ausdrücken, vor allem esse + Adjektiv. Z.B.:
÷ Hīs librīs quaeritur, quid prōsit hominī.
   In diesen Büchern wird untersucht, was dem Menschen nützt (oder: nütze).
   (Wer oder was wird untersucht? > Der Fragenebensatz hat Subjektfunktion.)
÷ Dubium est, quid prōsit hominī.
   Umstritten ist, was dem Menschen nützt.
   (Wer oder was ist umstritten? > Der Fragenebensatz hat Subjektfunktion.)