Direkt zum Inhalt

Andere Bezeichnung:  Beugung der Nomen

 

Über das Wort „Deklination“

Genus, Betonung:  die Deklination
Plural: die Deklinationen
Abkürzung: Dekl.
Herkunft: von lat. dēclīnātiō Beugung, Abweichung (gemeint ist die Abweichung von der Nennform, also vom Nominativ Singular)

 

Definition

„Deklination“ ist eine Art der Flexion. Unter „Deklination“ versteht man eine Veränderung der Form eines Wortes, die dazu dient, Kasus, Numerus und Genus auszudrücken.
Ein Wort zu „deklinieren“ bedeutet, seine Deklinationsformen zu bilden.
„Deklination“ wird auch als abkürzende Bezeichnung für „Deklinationstyp“ gebraucht (z.B. in „ā-Deklination“).

 

Analyse von Deklinationsformen

Bei der Deklination verändert sich die Form eines Wortes. Im Lateinischen ändert sich immer nur der letzte Teil des Wortes.
Den veränderlichen Anteil des Wortes nennen wir Endung, hier genauer: Deklinationsendung.
Den gleichbleibenden Anteil des Wortes nennen wir Stamm, hier genauer: Nominalstamm oder Deklinationsstamm.

In unseren Deklinationstabellen trennen wir die Endung mit einem Bindestrich vom Stamm ab. Die Deklinationsendung zeigen wir in ROTER, den Deklinationsstamm in BRAUNER Schrift. So kannst du es beispielsweise in den Tabellen der ō-Deklination sehen.

 

Deklinationstypen

Alle deklinierbaren Wörter, nämlich Substantive, Adjektive und Pronomen, werden in der lateinischen Grammatik unter der Bezeichnung „Nomen“ zusammengefasst.

Die Deklinationsendungen sehen jedoch nicht bei allen Nomen gleich aus, ihr Aussehen hängt davon ab, zu welcher Deklination (= Deklinationstyp) ein Nomen gehört:

ā-Deklination (= „1. Deklination“) für Substantive und für das Feminin der Adjektive der ō-Deklination
ē-Deklination (= „5. Deklination“) für Substantive
ī-Deklination (ein Untertyp der „3. Deklination“) für Substantive und Adjektive
ō-Deklination (= „2. Deklination“) für Substantive und Adjektive
ū-Deklination (= „4. Deklination“) für Substantive
konsonantische Deklination (ein Untertyp der „3. Deklination“ oder der ĕ-Deklination) für Substantive und Adjektive
gemischte Deklination (ein Untertyp der „3. Deklination“ oder der ĕ-Deklination) für Substantive
Deklination der Personal- und Reflexivpronomen
• Deklinationstypen der anderen Pronomen; diese folgen im Wesentlichen der ō/ā-Deklination, haben aber auch eigene Pronominalendungen und nehmen einige Endungen aus der kons./gem. Deklination.

 

Regeln für alle Deklinationstypen

(1) Nennform
Als Nennform (Wörterbuchform) für Substantive wird der Nominativ Singular, für Adjektive und Pronomen der Nominativ Singular Maskulin verwendet.

(2) Plural-Regel
Im Plural aller Deklinationstypen gilt:
• Nominativ = Vokativ
• Dativ = Ablativ

(3) Maskulin-Feminin-Regel
Innerhalb ein und derselben Deklination sind die Endungen für Maskulin und Feminin gleich. Die Adjektive der ō/ā-Dekl. und der ähnlich deklinierten Pronomen haben, um drei Genera unterscheiden zu können, zum Maskulin und Neutrum der ō-Dekl. ein Feminin nach der ā-Dekl. gestellt. Dies können die Adjektive der ī-Dekl. und der kons./gem. Dekl. nicht. Der einzige Fall, wo innerhalb einer Deklination Maskulin und Feminin unterschiedlich sind, ist der Nom.Sg. der r-Stämme der Adjektive der ī-Dekl., z.B. ācer-_ (m.), ācr-is (f.), ācr-e (n.) scharf.

(4) Neutrum-Regeln
Für alle neutrischen Substantive und neutrischen Formen der Adjektive und Pronomen gilt:

• Im Singular wie auch im Plural ist Nominativ = Akkusativ = Vokativ.

• Im Nom./Akk./Vok. Singular lautet die Endung in der ō-Dekl. -um, beim Pronomen -ud/-od/-id, in den anderen Deklinationen ist sie gleich der Maskulin/Feminin-Endung abzüglich auslautendem s (wo vorhanden), z.B.:
÷ ō-Dekl.:  templ-um Tempel;
÷ Pronomen: ill-ud jenes;
÷ kons./gem. Dekl.:  caput-_ Kopf (= leere Endung, d.h. die Maskulin/Feminin-Endung -s wird abgezogen);
÷ ū-Dekl.:  corn-ū Horn (= Maskulin-Endung -us abzüglich s; wegen der Auslautregel wird das u lang);
÷ ī-Dekl.:  mar-e Meer (= Maskulin/Feminin-Endung -is abzüglich s; wegen der Auslautregel wird das verbleibende kurze ĭ zu ĕ).

• Im Nom./Akk./Vok. Plural lautet die Endung -a, dem in der ī-Dekl. und ū-Dekl. der charakteristische Vokal der Deklination vorausgeht (also -ia, -ua), z.B.:
÷ ō-Dekl.:  templ-a die Tempel;
÷ Pronomen: ill-a jene;
÷ kons./gem. Dekl.:  capit-a Köpfe;
÷ ū-Dekl.:  corn-ua Hörner;
÷ ī-Dekl.:  mar-ia Meere.
Unregelmäßig ist der Plural folgender Pronomen:
÷ hic dieser hat Nom./Akk.Pl. Neutrum haec (= *h-a + angehängtes -e-c);
÷ quī welcher hat Nom./Akk.Pl. Neutrum quae (= *qu-a + angehängtes -e). Ebenso die von quae abgeleiteten quaeque, quaedam, quaevis, quaelibet.

• In allen anderen Kasus, also im Gen./Dat./Abl./Lok. Singular und Plural, stimmen in allen Deklinationen die Neutrum-Endungen mit denen des Maskulins/Feminins überein.

(5) Vokativ

Einen Vokativ mit eigener Endung (-e) gibt es nur im Singular der ō-Deklination bei den meisten maskulinen Substantiven und maskulinen Formen der Adjektive, z.B. domin-us bon-us hat Vok. domin-e bon-e guter Herr!. Bei allen anderen Deklinationstypen und immer im Plural wird der Nominativ als Vokativ mitverwendet.

(6) Lokativ
Einen Lokativ (= Ortskasus auf die Frage: Wo?) mit „eigener“ Endung gibt es nur im Singular der ō-Deklination und ā-Deklinaton, wo er allerdings mit dem Gen.Sg. übereinstimmt. Er wird fast nur von Namen von Städten, Inseln und Ländern gebildet, z.B. Rom-ae in Rom, Aegypt-ī in Ägypten. In allen anderen Fällen wird der Ablativ als Lokativ mitverwendet, z.B. Carthāgin-e in Karthago (kons./gem. Dekl.).

 

Hintergrundinformation:  Über die Namen der Deklinationen

Vielleicht fragst du dich, warum die lateinischen Deklinationen (genau wie die Konjugationen des Präsensstamms) auf mehrere verschiedene Arten bezeichnet werden und es nicht ein einheitliches Benennungssystem gibt. Das wollen wir dir hier erklären.

Phase 1:  Im Altertum erfand man die Unterscheidung der Deklinationen mit Nummern. Die Reihenfolge der Deklinationen richtete sich in erster Linie nach der Ähnlichkeit, wobei die 1. und 2. Deklination ebenso wie die 3., 4. und 5. Deklination enger zusammengehören, innerhalb der zweiten Gruppe waren die 3. und 4. Deklination einander ähnlicher. Innerhalb der Gruppen ordnete man alphabetisch.

Die „3. Deklination“ folgt keinem einheitlichen Deklinationsmuster. Sie ist eine so unübersichtliche Sammlung verschiedener Untertypen, „gemischt“ deklinierter Zwischentypen und Alternativformen, dass es den römischen Grammatikern nicht gelang, sie sauber in mehrere Deklinationen aufzuteilen.

Phase 2:  Im 19. Jahrhundert wurde die Indogermanistik, d.h. die Wissenschaft der Etymologie (= Sprachgeschichte), gegründet. Seitdem erklärt man die Ähnlichkeiten zwischen Latein, Griechisch, Sanskrit, Deutsch und anderen Sprachen durch die Herkunft aus einer unbekannten gemeinsamen Ursprache, die man zu rekonstruieren versucht. Man kam zu dem Schluss, dass es in der Ursprache anfangs viel weniger Deklinationstypen gab (eine für Personen- und eine für Sachbezeichnungen sowie eine pronominale Deklination). Im Laufe der Zeit vermischten sich diese Deklinationstypen und ihre Endungen verschmolzen mit den verschiedenen Stammauslauten der Wörter, sodass je nach Stammauslaut verschiedene neue Endungen entstanden. Nach Jahrtausenden waren durch zahlreiche Lautveränderungen und „Umbauten“ schließlich die lateinischen Deklinationstypen entstanden.

Nach dieser Entdeckung durch die Indogermanistik benannte man die lateinischen Deklinationen nach dem Stammauslaut, den die Wörter, wie man glaubte, in der Ursprache(!) gehabt hatten. Daher sprach man von Deklination der ā-Stämme, der ŏ-Stämme, der ĭ-Stämme, der Konsonantenstämme usw., oder kürzer von ā-Deklination, ŏ-Deklination, ĭ-Deklination, konsonantischer Deklination usw.

Phase 3:  Seit dem 20. Jahrhundert traten im Unterricht die sprachgeschichtlichen Überlegungen in den Hintergrund, andere Gesichtspunkte wurden wichtiger: Die Didaktik (= Kunst der Wissensvermittlung) zielte darauf, die Lehrgegenstände verständlicher zu vermitteln, und die neu entstandene Allgemeine Sprachwissenschaft versuchte, das System der lateinischen Sprache ohne sprachgeschichtlichen Bezug allein aus den Texten zu verstehen.

Die sprachgeschichtlichen Bezeichnungen ā-Deklination, ŏ-Deklination usw. waren zwar leichter zu merken als die vorher benutzten Nummern, passten aber zum Teil nur schlecht zur den tatsächlichen lateinischen Deklinationsendungen:
• Die „ā-Deklination“ geht nicht von einem langen ā, sondern von einem kurzen ă aus, z.B. portă Tür. (Auch manche Indogermanisten betrachten inzwischen fürs Lateinische in diesem Fall die Annahme eines ursprünglich langen ā als Irrtum.)
• Die „ŏ-Deklination“ enthält im klassischen Latein kein einziges kurzes ŏ mehr.
• Die „konsonantische Deklination“ ist durch Übernahme von Endungen der „ĭ-Deklination“ und Vokaleinfügung so vokalisch geworden, dass sie nur noch im Nominativ Singular konsonantisch aussieht in den Fällen, wo dieser die Endung -s hat.

Heutzutage verweisen die Lateinlehrer zu Recht darauf, dass man den Deklinationstyp eines Wortes am besten an seiner Ablativ-Singular-Endung erkennen kann. So erhalten wir die Bezeichnungen ā-Deklination, ē-Deklination, ī-Deklination, ō-Deklination, ū-Deklination (alle mit langem Vokal!). Außerdem können wir die konsonantische und die gemischte Deklination, die sich sowieso kaum trennen lassen, nach ihrer gemeinsamen Ablativ-Singular-Endung zur ĕ-Deklination (sprich: „Kurz-e-Deklination“) vereinigen. Im Lateinlexikon von Learnattack behalten wir die Bezeichnungen „konsonantische“ und „gemischte“ Deklination bei, weil du sie aus deinen Schulbüchern kennst. In unseren Erklärungen und Tabellen fassen wir beide aber immer zusammen, da eine getrennte Darstellung nicht sinnvoll ist.


Schlagworte

  • #Deklination
  • #Flexion
  • #Grammatik
  • #Nomen
  • #Beugung