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Grundlagen und Begriffe im Schulfach Geschichte

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Grundlagen und Begriffe im Schulfach Geschichte

Was du beim Suchen von Informationen beachten musst

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Wie du eine Textquelle analysierst

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Wie du eine politische Rede analysierst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Analysiere folgende politische Rede.

Quelle_Rede_Bülow_1899.pdf

Text: Auszug aus einer Rede Bernhard von Bülows im Reichstag am 11. Dezember 1899.

Das musst du wissen

Politische Reden sind wichtige historische Quellen. Ihre Funktion ist heute wie in der Vergangenheit dieselbe: Politiker erklären in ihren Reden der Öffentlichkeit ihre Ziele und werben um Unterstützung dafür. Eine Rede soll die Zuhörer überzeugen und beeinflussen, sodass sie zum Beispiel für ein neues Gesetz stimmen oder ihre Stimme einer bestimmten Partei geben.

Politische Reden werden von den Medien verbreitet. Eine Rede erreicht daher meist viel mehr Menschen als die anwesenden Zuhörer. 

Die meisten Reden werden nicht spontan gehalten. Ihr Aufbau und ihre Gestaltung ist bewusst gewählt. Um die Überzeugungskraft ihrer Rede zu verstärken, setzen die Redner oft rhetorische Mittel ein.

Im Unterricht können dir Reden als Tondokumente oder in Form eines Redeprotokolls begegnen. Im Unterschied zu anderen schriftlichen Quellen enthält ein Redeprotokoll oft kursiv gedruckt die Reaktionen der Zuhörer. Sie können wichtige Hinweise geben, wie die Rede beim Publikum ankam.

Schritt 1: Beschreibe die formalen Merkmale der Rede (Redesituation)

Zu den formalen Merkmalen gehören Informationen über die Person des Redners, die Redesituation, die Art der Rede, das Thema. Diese Informationen findest du meist in einem kurzen Einleitungstext. Überfliege aber auch die Rede selbst und verschaffe dir einen ersten Überblick über den Inhalt.

Die Beschreibung der Redesituation bildet die Einleitung deiner Redeanalyse.

Folgende Fragen können dir helfen:

  • Wer ist der Redner?
  • Wann und wo wurde die Rede gehalten?
  • Um welche Redegattung handelt es sich (z. B. Parlaments-, Wahlkampf-, Parteitags-, Festrede, Plädoyer vor Gericht)?
  • An wen ist die Rede gerichtet?
  • Was ist das Thema der Rede?

Beispiel:

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Bernhard von Bülow, spricht im Reichstag am 11. Dezember 1899 über die Außenpolitik des Kaiserreichs und wirbt für die Aufrüstung der Flotte. Bülow hielt die Rede vor Volksvertretern im Parlament, das über die Gesetzesvorlage abstimmen musste. Er wollte damit aber auch die deutsche Bevölkerung erreichen und überzeugen. Bülow war zum Zeitpunkt der Rede schon seit 20 Jahren Staatssekretär des Äußeren. Dieses Amt entspricht dem Außenminister heute. Ein Jahr nach der Rede wurde er Reichskanzler unter Kaiser Wilhelm II.

Schritt 2: Analysiere den Inhalt der Rede

Die Arbeitsschritte 2 und 3 bilden den Hauptteil deiner Analyse. Fasse die Hauptaussagen der Rede in eigenen Worten zusammen. Hier kann es hilfreich sein, Schlüsselbegriffe zu markieren und die Rede in einzelne Sinnabschnitte zu untergliedern. Belege deine Aussagen stets am Text und achte auch darauf, dass die Meinung des Redners nicht als objektive Tatsache erscheint.

Arbeite auch heraus, welche sprachlichen Gestaltungsmittel der Redner einsetzt, um sein Publikum zu überzeugen. Hier kannst du deine Kenntnisse aus dem Deutschunterricht einbeziehen.

Tipp:

Wenn du die Gelegenheit hast, die Rede zu hören, achte auf die Artikulation: Was betont der Redner besonders stark? Wo macht er Pausen, um seine Worte nachwirken zu lassen? Wo hebt oder senkt er die Stimme, sodass seine Worte dramatisch wirken?

Folgende Fragen können dir bei der inhaltlichen Analyse helfen:

  • In welche Sinnabschnitte lässt sich die Rede gliedern? Was ist jeweils das Thema?
  • Welche Schlüsselbegriffe verwendet der Redner?
  • Was sind wesentliche Textaussagen?
  • Welche rhetorischen Stilmittel setzt der Redner ein (z. B. Bilder, Wiederholungen, Vergleiche)?
  • Welche politische Position vertritt der Redner?

Beispiel:

Bernhard von Bülow beschreibt am Anfang des Redeauszugs, wie sich die europäischen Großmächte Großbritannien, Frankreich und Russland im 19. Jahrhundert immer weiter vergrößert und Kolonien erworben haben (Zeile 1–4).

Dann erklärt Bülow, wie er die Situation des Kaiserreichs sieht. Er beruft sich auf den englischen Premierminister und zitiert ihn mit den Worten, dass „starke Staaten immer stärker“ würden, schwache Staaten dagegen immer schwächer. Mit diesem Zitat leitet er seinen Appell ein, dass das Kaiserreich sich unter den anderen Staaten behaupten und auch Weltpolitik betreiben solle. Er vergleicht die Welt mit einem Kuchen, von dem Deutschland auch einen Teil abbekommen sollte (Z. 5 f.).

Im nächsten Absatz begründet Bülow, warum sich das Kaiserreich ausdehnen und Weltpolitik betreiben sollte. Er argumentiert mit der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands und dem Bevölkerungswachstum. Seine Aufzählung schmückt er mit ausdrucksstarken Adjektiven wie „rapide“, „beispiellos“, „gewaltig“ (Z. 13 f.) aus, um seiner Argumentation Nachdruck zu verleihen.

Bülow spricht von „wir“ und „uns“ (Z. 13 f.) und meint damit das Kaiserreich unter Wilhelm II. Mit diesem „wir“ vereinnahmt er sein Publikum. Es wirkt, als würde Bülow für alle Deutschen sprechen, obwohl er ja die Interessen seiner Regierung vertritt. Am Ende des Absatzes erklärt er, dass die Expansion friedlich erfolgen solle, durch den Ausbau der Handelsstützpunkte.

Im nächsten Absatz jedoch erklärt der Staatssekretär des Äußeren, dass eine starke Flotte und ein starkes Heer die Voraussetzungen dafür seien. Nur so könne das deutsche Kaiserreich seine Interessen in der Welt durchsetzen (Z. 22 ff.). Hier wird nun klar, was Bülow mit seiner Rede erreichen möchte: die Aufrüstung des Heeres und vor allem der Flotte.

Das Bild vom Hammer und Amboss (Z. 29), mit dem Bülow am Ende die Lage Deutschlands vergleicht, wirkt wie eine Drohung. Hammer und Amboss sind Werkzeuge eines Schmieds. Bülow stellt das Kaiserreich vor die Wahl: Es kann selbst der Hammer sein, der das Eisen schmiedet – oder das Land wird zum Amboss, auf den der Schmiedehammer niedersaust.

 

Schritt 3: Ordne die Rede in den historischen Kontext ein

Damit du die Rede richtig deuten und die Absicht des Redners verstehen kannst, musst du sie in den historischen Kontext einordnen. Hier musst du dein Vorwissen über die Epoche und die politische Lage einbeziehen. Je mehr du über die Situation weißt, in der die Rede gehalten wurde, desto besser kannst du einschätzen, an wen die Rede aus welchem Grund welche Botschaft senden sollte.

Beispiel:

Der Anlass der Rede war der Gesetzesentwurf zur Vergrößerung der deutschen Flotte. Dafür musste der Reichstag Gelder bewilligen.

Nach der Entlassung von Reichskanzler Bismarck im Jahr 1890 hatte sich die deutsche Außenpolitik stark verändert. Bismarck hatte viel Wert auf Bündnisse mit anderen Staaten gelegt. Kaiser Wilhelm II. wollte Kolonien erwerben, Weltpolitik betreiben und die Flotte ausbauen. Das führte natürlich zu Konflikten mit den anderen europäischen Staaten. Bernhard von Bülow unterstützte die Politik Wilhelms II. Seine Außenpolitik zielte auf Expansion (Ausdehnung). Während Bismarck durch verschiedene Bündnisse den Ausgleich gesucht hatte, nahmen Wilhelm II. und von Bülow Spannungen in Kauf, um auch „einen Platz an der Sonne“ zu bekommen, wie Bülow es in einer Rede im Reichstag 1897 formulierte.

Schritt 4: Beurteile die Rede

Die Beurteilung der Rede erfolgt in zwei Schritten. Versuche zuerst, dich in die Rolle der Zeitgenossen zu versetzen. Fasse die politische Haltung des Redners zusammen und erläutere, welche Wirkung die Rede wohl auf die Zuhörer hatte. Beziehe hier dein Vorwissen ein. Außerdem können dir die kursiv gedruckten Zuschauerreaktionen wichtige Hinweise geben. Dann beurteilst du, ob die Argumentation nachvollziehbar ist.

Am Schluss kannst du aus heutiger Sicht beurteilen, welche kurzfristigen und langfristigen Folgen die Rede hatte bzw. wie die in ihr formulierten Wertvorstellungen zu bewerten sind.

Fragen, die dir helfen können:

  • Welche Ideologie (Weltanschauung) vertritt der Redner?
  • Was wird verschwiegen/weggelassen?
  • Gibt es Widersprüche und/oder Fehler?
  • Welche Wirkung will der Redner beim Publikum erzielen?
  • Wie lässt sich die Rede aus heutiger Sicht bewerten? Stimmen ihre Aussagen mit heutigen Wertvorstellungen überein?

Beispiel:

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Bernhard von Bülow, stellt in seiner Rede die Aufrüstung Deutschlands als notwendig dar. Er verschweigt, dass sich der Ausbau der Flotte gegen England richtet. Mithilfe einer starken Flotte wolle man England zum Nachgeben gegenüber deutschen Forderungen zwingen.

Sein Ziel erreichte Bülow. Das Redeprotokoll hält viel Beifall fest, allerdings nicht von allen Abgeordneten. Von links kam auch Widerspruch. Links der Mitte saßen im Reichstag die Abgeordneten des Zentrums, der SPD und unabhängige Parlamentarier. Die Gesetzesvorlage für den Ausbau der Flotte wurde aber einige Monate später im Parlament verabschiedet, sodass der Aufrüstung nichts mehr im Wege stand.

Der Inhalt der Rede zeigt deutlich den Kurswechsel in der deutschen Außenpolitik nach der Entlassung Bismarcks 1890. Bülow wollte vermutlich auch ein Signal ans Ausland senden und das Selbstbewusstsein der Deutschen demonstrieren.

Aus heutiger Sicht weiß man, dass das Wettrüsten in Europa und die deutsche Politik der Konfrontation 15 Jahre später zu einer großen Katastrophe führten: zum Ersten Weltkrieg.

Wie du ein Lied als historische Quelle analysierst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Interpretiere das politische Lied.

 

Deutschlandlied:
Text (1841): August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben
Melodie (1797): Franz Joseph Haydn

Zusatzinformationen:
Trutz (Z. 3): Trotz; das bedeutet hier: Widerstand
Maas und Memel (Z. 5): Flüsse im heutigen Belgien bzw. Litauen
Etsch (Z. 6): Fluss in Südtirol
Belt (Z. 6): Meeresteil der Ostsee
Sang (Z. 10): Gesang
Unterpfand (Z. 22): Garantie, Beweis

 

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Das musst du wissen

Politische Lieder sind eine besondere Form der politischen Lyrik. Sie wurden und werden oft geschrieben und gesungen, um Rechte wie Freiheit oder Gleichheit zu fordern oder um Missstände zu kritisieren. Lieder eignen sich gut dazu, politische Ideen in die Öffentlichkeit zu tragen. Eine mitreißende, eingängige Melodie verstärkt die Wirkung des Textes. Zudem verstehen auch Menschen, die nicht oder nicht gut lesen können, die Botschaft. Immer wieder in der Geschichte und in der Gegenwart instrumentalisierten Regierungen politische Lieder aber auch und nutzen sie für ihre Zwecke. Dann dienen sie dazu, bestehende Verhältnisse zu stützen. Wenn große Menschenmengen gemeinsam singen, entsteht ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Dies kann ausgenutzt werden, um die Bevölkerung auf ein bestimmtes Ziel einzuschwören.

Schritt 1: Beschreibe die formalen Merkmale

Nenne alle Informationen, die du zu der Quelle bekommst. Wichtig sind vor allem die Entstehungszeit, der Entstehungsort, der Dichter, der Komponist. Verweise auch auf Informationen, die fehlen.

Folgende Fragen können dir helfen:

  • Wie ist der Titel des Liedes?
  • Wer hat den Text des Liedes verfasst?
  • Wer hat die Melodie komponiert?
  • Wann und wo ist das Lied entstanden?

Beispiel:

Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben schrieb das „Lied der Deutschen“ 1841 auf der Insel Helgoland. Die Melodie entstand schon früher. Der Komponist Franz Joseph Haydn komponierte sie 1797 für ein Lied auf den Österreichischen Kaiser.

Schritt 2: Ordne das Lied in den historischen Kontext ein

Nur wenn du weißt, in welcher Zeit das Lied entstand und welche Ereignisse in dieser Zeit die Menschen bewegten, kannst du den Inhalt verstehen und die Wirkung bewerten.

Beispiel:

Das „Lied der Deutschen“ entstand 1841, also sieben Jahre vor der Märzrevolution von 1848. Diese Zeit nennt man auch Vormärz. Damals war Deutschland in viele kleine und größere Fürstentümer zersplittert, die im Deutschen Bund nur zu einem losen Staatenbund zusammengeschlossen waren. Einen einheitlichen deutschen Staat gab es nicht.

Schritt 3: Beschreibe Text und Melodie

Die Wirkung eines politischen Liedes entsteht durch das Zusammenspiel von Inhalt, Form und Melodie. Daher ist es wichtig, dass du den Inhalt in eigenen Worten zusammenfasst, aber auch die Sprache und die Melodie charakterisierst.

Es ist hilfreich, Schritt 3 in drei einzelne Arbeitsschritte zu untergliedern:

  • Fasse den Inhalt der einzelnen Strophen kurz zusammen.

Tipp: Kläre zuerst unbekannte Wörter. Mache dir dann neben dem Text Notizen zur Bedeutung zentraler Verse. Du kannst den Inhalt einer Strophe auch zusammenfassen, indem du ihr eine Überschrift gibst.

  • Charakterisiere die Sprache: Ist sie kämpferisch? Werden einzelne Wörter oft wiederholt und damit betont?

Tipp: Beziehe dein Wissen aus dem Deutschunterricht ein. Welche formalen Gestaltungsmittel fallen dir auf: z. B. Reim, Refrain, Strophen, rhetorische Mittel? Wenn du einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Form beschreiben kannst, ist das ein großes Plus für deine Interpretation.

  • Beschreibe die Melodie: Wirkt sie traurig, fröhlich, feierlich, ...?

Beispiel:

Das Lied besteht aus drei Strophen mit je acht Versen. In der ersten Strophe wiederholt der Dichter die Verse „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“. Damit betont er, wie wichtig ihm ein deutscher Staat ist.  Hoffmann von Fallersleben nennt auch die geografischen Grenzen, die er sich für dieses Deutschland wünscht: die Flüsse Maas, Memel, Etsch und den Belt, einen Teil der Ostsee. Das waren damals ungefähr die Grenzen des deutschen Sprachraums.

In der zweiten Strophe beschreibt Hoffmann von Fallersleben, was für ihn zu Deutschland gehört. Zum Beispiel ist Treue eine Eigenschaft, die Hoffmann den Deutschen zuschreibt. Er fordert zu „edlen Taten“ auf, damit  alles Deutsche in der Welt einen „schönen Klang“ bekommt. Mit dem Wort „deutsch“ soll in der Welt Gutes verbunden werden.

In der dritten Strophe Ruft der Dichter dazu auf, die Ideale „Einigkeit und Recht und Freiheit“ (Z.  17) zu verwirklichen. Wenn alle Deutschen sich „brüderlich“ für ein einiges Deutschland mit Freiheitsrechten für alle Bürger einsetzen, ist das die Garantie für Glück (Z. 22).

Das Adjektiv "deutsch" wird sehr oft wiederholt und betont die Gemeinsamkeiten der Deutschen in den verschiedenen deutschen Staaten. Den Text kann man sich aufgrund der vielen Wiederholungen leicht merken, und die einfache, getragene und feierliche Melodie ist eingängig.

 

Schritt 4: Interpretiere das Lied

In diesem Schritt untersuchst du, in welcher Weise das Lied die politische Situation der Entstehungszeit widerspiegelt und welche Botschaft es vermitteln sollte. Bringe hier dein gesamtes Wissen über die Zeit ein, in der das Lied entstanden ist.

Diese Fragen können dir helfen:

  • Welche politischen Ereignisse werden erwähnt?
  • Welche Einstellung hat der Dichter zu diesen Ereignissen?
  • Welche Haltung zeigten die Menschen, die das Lied gesungen haben?

Beispiel:

A. H. Hoffmann von Fallersleben schrieb das „Lied der Deutschen“ auf der Insel Helgoland. In dem Lied werden vor allem die Zersplitterung Deutschlands und die Willkürherrschaft der Fürsten thematisiert. Der Dichter bringt seine Hoffnung auf einen deutschen Nationalstaat auf der Grundlage der Ideale Freiheit und Gleichheit zum Ausdruck.

In der ersten Strophe beschreibt der Dichter ein Land, das es in dieser Zeit so nicht gab. Er drückt den Wunsch aus, dass alle Deutschen „brüderlich zusammenhalten“ (Z. 4) sollen. Alle Deutschen, das heißt, die Menschen, die in dem Gebiet zwischen dem Fluss Maas im Westen, der Memel im Osten, der Etsch im Süden und dem Belt, einer Meerenge im Norden, leben. Diese natürlichen Grenzen umfassten in etwa das Gebiet, in dem Deutsch gesprochen wurde. Zwei der Flüsse, die Maas und die Etsch, waren Grenzen des Deutschen Bundes. Vielleicht spielt Hoffmann von Fallersleben auch auf einen Konflikt mit Frankreich an, das den Rhein als seine Ostgrenze wollte.

Indem der Dichter die ersten beiden Verse am Ende der Strophe wiederholt, betont er, wie wichtig ihm eine geeinte deutsche Nation ist. In einer Zeit, in der es dieses Deutschland noch gar nicht gab – stattdessen aber viele Landesgrenzen innerhalb des Deutschen Bundes –, wollte er nichts Trennendes zwischen den Menschen, die eine Sprache und Kultur teilten, sehen.

Die zweite Strophe ist nicht politisch. Die Deutschen müssen sich seiner Meinung nach ihrer gemeinsamen kulturellen Wurzeln bewusst werden. Diese sollen zu „edlen Taten“ ermutigen und ein positives Bild in der Welt bewirken (Z. 11 f.).

Die dritte Strophe hat wieder eine politische Botschaft. Der Dichter ruft alle Deutschen dazu auf, für „Einigkeit und Recht und Freiheit“ (Z. 17, Z. 21) zu kämpfen. Die Bedeutung dieser Werte wird durch die Wiederholung innerhalb der Strophe betont. Für Hoffmann von Fallersleben sind sie die Voraussetzung für ein glückliches Leben (Z. 21 f.). In einer Zeit, in der in den meisten deutschen Staaten die Fürsten willkürlich herrschten, kann dies als Aufruf zum Widerstand verstanden werden. Es gab 1841 keine Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Der größte Teil der Bevölkerung hatte keine politischen Mitbestimmungsrechte. In vielen Staaten des Deutschen Bundes gab es keine Verfassungen, die die Menschen- und Bürgerrechte garantierten. Wer das Lied sang, teilte die Ideale des Dichters und war in den 1840er-Jahren in Gefahr, dafür bestraft zu werden.

Schritt 5: Beurteile das Lied

Im letzten Schritt sollst du beurteilen, welche Wirkung das Lied erzielen sollte und tatsächlich erzielte. Wenn möglich, ordne das Lied in einen größeren historischen Zusammenhang ein. Vielleicht hatte es in späteren Zeiten eine ganz andere Wirkung. Dazu musst du wahrscheinlich weiter recherchieren.

Fragen, die dir helfen können:

  • Was sollte das Lied bewirken? Was bewirkte es tatsächlich?

  • Welche Bedeutung bekam das Lied im Verlauf der Geschichte? Kennt man es heute noch?

  • Ist es heutzutage noch bekannt? Wie wirkt es heute?

Tipp: Vergleiche das Lied mit anderen Quellen (z. B. mit Karikaturen, anderen Liedern) aus der Entstehungszeit.

Beispiel:

In den 1840er-Jahren verbreitete sich das Lied schnell im deutschsprachigen Raum. Es sollte das Gefühl hervorrufen bzw. verstärken, dass man eine Kultur teilt. Das Lied wurde zum Ausdruck des Wunsches nach einem deutschen Nationalstaat in einer Zeit, in der sich noch viele Menschen als Bayern oder Preußen, als Sachsen oder Friesen fühlten – und nicht als Deutsche. Im Ersten Weltkrieg wurde das Lied oft an den Kriegsfronten gesungen. 1922 wurde es Nationalhymne der Weimarer Republik. Nach 1933 ließen die Nationalsozialisten nur noch die erste Strophe singen. Sie interpretierten deren Text so, dass die Deutschen allen anderen überlegen sind. Bei der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 war umstritten, ob das „Lied der Deutschen“ Nationalhymne bleiben sollte. Die Regierung der DDR wählte eine andere Hymne. In der Bundesrepublik entschied man 1952, dass zu offiziellen Anlässen nur die dritte Strophe des „Liedes der Deutschen“ gesungen wird. Diese dritte Strophe ist seit 1991 offizielle Nationalhymne der wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland.

 

 

Wie du Werbung als historische Quelle untersuchst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Interpretiere die Werbung.

 

„Heute klappt es wie am Schnürchen“, Werbung für Sauerkraut, Bundesrepublik, 1960er Jahre.

Das musst du wissen

Werbung begegnet uns heute auf Schritt und Tritt: schon morgens beim ersten Blick auf das Smartphone, am Frühstückstisch oder auf dem Weg zur Schule.

Ob du ein Werbeplakat als historische Quelle analysierst oder ob dir eine Anzeige auf deinem Smartphone ins Auge springt – beachte immer, dass  Werbung dich zum Kauf eines Produkts bewegen möchte. Dazu entwerfen Werbeagenturen Idealbilder, spielen mit Klischees und appellieren mit Versprechungen an die Wünsche und Sehnsüchte potenzieller Käufer. Gleichzeitig ist Werbung ein Spiegel dieser Wünsche und Sehnsüchte und daher als historische Quelle interessant. Werbung zeigt, welche gesellschaftlichen Haltungen zu einer bestimmten Zeit verbreitet und welche Werte wichtig waren.

Schon seit der Erfindung des Buchdrucks im 17. Jahrhundert warben Händler in Zeitungen und auf Flugblättern für ihre Waren. Mit der Industrialisierung begann dann die große Zeit der Werbung. Firmen starteten Werbekampagnen, die bestimmte Zielgruppen ansprechen sollten. Sie entwickelten eingängige Markennamen, von denen manche bis heute mit dem Produkt gleichgesetzt werden (z. B. „Uhu“ für Klebstoff).

Jedes Medium (Plakat, Radio-/Fernsehspot, Anzeige) arbeitet mit anderen Gestaltungsmitteln. Doch die Wirkungsweise ist vergleichbar. Die folgenden Arbeitsschritte sind Anhaltspunkte für die Analyse und müssen für unterschiedliche Formen der Werbung angepasst werden.

Schritt 1: Beschreibe die formalen Merkmale

Verschaffe dir einen ersten Überblick und nenne alle Informationen, die du bekommst: das Produkt, den Hersteller, die Entstehungszeit der Werbung. Nenne nicht nur die Informationen, die gegeben sind, sondern verweise auch auf das, was fehlt.

Tipps:

Halte deinen ersten Eindruck fest, bevor du mit der Analyse beginnst. Fühlst du dich von der Werbung angesprochen? Wie wirkt das Motiv auf dich? Formuliere in der Einleitung eine These über die Zielgruppe und überprüfe diese zum Schluss (Schritt 5): Wird sie durch deine Analyse bestätigt oder kommst du zu einem anderen Ergebnis?

Folgende Fragen können dir helfen:

  • Um welche Art der Werbung handelt es sich (Plakat/Spot/Anzeige)?
  • Wer wirbt für welches Produkt?
  • Wann und wo wurde die Werbung veröffentlicht?
  • Wer sollte vermutlich als Zielgruppe angesprochen werden?

Beispiel:

Die Firma Hengstenberg warb mit diesem Motiv in der Bundesrepublik für das Sauerkraut „Mildessa“ aus der Dose. Ob es sich bei der Werbung um eine Zeitungsanzeige oder ein Plakat handelte, kann man nicht erkennen. Auch wann diese Werbung veröffentlicht wurde, ist nicht genau bekannt. Aus der Bildunterschrift geht aber hervor, dass sie aus den 1960er-Jahren stammt.

Die Werbung vermittelt das Bild einer glücklichen kleinen Familie, die sich auf das gemeinsame Abendessen freut. Das Motiv sollte Familien ansprechen. Wahrscheinlich waren Mütter die Hauptzielgruppe, da sie sich um die Kinder und den Haushalt kümmerten. 

Schritt 2: Ordne die Werbung in den historischen Kontext ein

Du kannst das Motiv der Werbung besser analysieren und deuten, wenn du es in den historischen Kontext einordnest: Was weißt du über die Entstehungszeit? Dabei geht es nicht um konkrete politische Ereignisse, sondern um gesellschaftliche Haltungen und Wertvorstellungen, zum Beispiel die Bedeutung der Familie oder die Geschlechterrollen. 

Beispiel:

In den 1950er Jahren war die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in der Bundesrepublik klar: Der Mann arbeitete und verdiente das Geld, die Frau kümmerte sich um Haus und Kind. Zwar waren Männer und Frauen laut Grundgesetz gleichberechtigt, die Realität sah aber oft anders aus: Der Mann war das Familienoberhaupt und hatte in allen wichtigen Angelegenheiten das Sagen. Bis 1958 durften Frauen zum Beispiel nicht ohne Zustimmung ihres Mannes einen Arbeitsvertrag unterschreiben.

In der Bundesrepublik gab es ab Mitte der 1950er-Jahre einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Das Einkommen der Haushalte stieg, viele Familien konnten sich nun ein Auto oder einen Fernseher leisten. Auch die Hausarbeit der Frauen veränderte sich in der Zeit des „Wirtschaftswunders“: Mithilfe einer Waschmaschine und Spülmaschine konnten viele Aufgaben leichter und schneller erledigt werden. Und auch das Kochen wurde durch Fertiggerichte und Küchenhelfer revolutioniert.

Schritt 3: Beschreibe die Werbung

Betrachte die Anzeige, das Plakat oder den Werbespot genau und beschreibe alles, was du siehst. Deine Beschreibung ist Grundlage für die anschließende Deutung (Interpretation).

Achte dabei vor allem darauf,

  • was die Werbung zeigt (Personen, Gegenstände, Gebäude),
  • welche Gestaltungsmittel eingesetzt werden (Perspektive, Größenverhältnisse, Farben, Eyecatcher/Blickfang),
  • welche Slogans verwendet werden.

Tipp: Werbung spielt oft mit allgemein verbreiteten Rollenbildern (Klischees). Achte besonders darauf, wie Frauen und Männer dargestellt werden. Mit welchen Adjektiven kannst du sie beschreiben?

Beispiel:

Der Blick des Betrachters fällt zuerst auf eine Frau und einen etwa 10-jährigen Jungen, die im Zentrum des Bildes auf dem Boden vor einem Herd mit geöffneter Ofentür knien. Auf dem Herd steht ein Wasserkessel. Die Frau holt gerade einen Kuchen oder einen Auflauf aus dem Ofen. Die beiden schauen mit fröhlichem Lachen zu einem Mann auf, der hinter ihnen im Türrahmen steht. Der Blick des Mannes ist ernst, aber freundlich. Er hat eine Aktentasche unter den Arm geklemmt, trägt einen dunklen Anzug, Krawatte und ein weißes Hemd. Der Mann zeigt auf die Uhr an der Wand: Es ist fünf nach eins.

Der Junge trägt ein geringeltes T-Shirt und eine kurze Hose, die Frau eine weiße Bluse und eine rot-schwarze Schürze über ihrem schwarzen Rock. Nur der Anzug und der Rock sind dunkel, sonst überwiegen helle Farben.

Unter dem Bild – es ist kein Foto, sondern eine Zeichnung – sieht man eine große geöffnete Dose Sauerkraut. Darunter stehen klein der Preis und die Eigenschaften des Krauts: Es hat viele Vitamine und bleibt immer frisch. Neben der Konservendose steht ein Teller mit einem fertig gekochten Sauerkrautgericht. Rechts daneben der einprägsame Slogan: „Heute klappt es wie am Schnürchen.“ Die Erklärung wird gleich in einem längeren Text mitgeliefert: Es gibt nämlich Mildessa-Weinsauerkraut.

Schritt 4: Interpretiere das Werbemotiv

Lies nun deine Beschreibung noch einmal genau durch und erkläre die Bedeutung zentraler Bildelemente und des Gesamtmotivs im historischen Kontext. Achte dabei genau auf die Zielgruppe, die das angepriesene Produkt kaufen soll. Erkläre, mit welchen Mitteln die Werbemacher ihre Zielgruppe ansprechen wollten und welches Bild der Zielgruppe entworfen wird.

Folgende Fragen können dir helfen:

  • Wer ist die Zielgruppe der Werbung und welches Image wird von ihr verbreitet?
  • Welche Botschaft vermittelt die Werbung?
  • Werden Ängste oder Hoffnungen geweckt oder Versprechungen gemacht?
  • Wird mit prominenten Persönlichkeiten geworben?
  • Wird auf „wissenschaftliche“ Erkenntnisse verwiesen?

Beispiel:

Das Motiv zeigt eine typische Familiensituation der 1950er-Jahre und frühen 1960er-Jahre: Der Mann kommt zum Mittagessen nach Hause, die Frau ist gerade mit dem Kochen fertig, vielleicht hat der Junge ihr nach der Schule mit der Vorbereitung des Essens geholfen. In den 50er-Jahren war es nicht unüblich, dass der Mann in der Mittagspause nach Hause zum Essen kam. Unüblich waren dagegen Ganztagsschulen, und auch dass Frauen berufstätig waren, war nicht die Regel.

Die Frau und der Junge knien vor dem Herd und schauen zum Familienoberhaupt auf. Der Mann steht und deutet mit dem Finger auf die Uhr an der Wand. Er hat also den Überblick und erwartet, dass das Mittagessen rechtzeitig auf dem Tisch ist. In diesem Motiv spiegelt sich die klassische Rollenverteilung der Zeit: Der Mann arbeitet und bestimmt, wo es lang geht, die Frau kümmert sich um den Haushalt und sorgt dafür, dass es Mann und Kindern gut geht. Der Mann war gesellschaftlich höher gestellt und es gab auch noch zahlreiche Gesetze, die Frauen rechtlich benachteiligten.

Nur die Schürze der Frau verweist auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter. Sie ist ansonsten sehr adrett gekleidet und auch die Frisur sitzt perfekt. Darin zeigt sich ein weiterer Anspruch an die perfekte Ehefrau zur Zeit des Wirtschaftswunders: Sie sollte natürlich auch hübsch und strahlend sein. An dieses Ideal knüpft die Hengstenberg-Werbung an. Der Slogan „Heute klappt es wie am Schnürchen“ suggeriert, dass dieses Fertigprodukt dabei hilft, alle Anforderungen mit spielender Leichtigkeit meistern zu können. Hier verwenden die Werbemacher eine bekannte Redewendung. Das Schnürchen wird zur Metapher für das Kraut. Die Eigenschaften, mit denen die Firma ihr Sauerkraut aus der Dose bewirbt, sollen die Hausfrau davon überzeugen, dass man die Familie auch mit Konserven gesund ernähren kann. Die Werbemacher packen drei Eigenschaften ihres Produkts in zwei Schlagworte: Das Kraut hat viele Vitamine, macht stark, bleibt immer frisch. Mit diesen Schlagworten will der Hersteller vielleicht Vorbehalte gegenüber Fertigprodukten entkräften, die damals noch nicht so verbreitet waren.

Da die Werbung viel Text enthält, handelt es sich wahrscheinlich eher um eine Anzeige als um ein Plakat. Vielleicht wurde es in einer Frauenzeitschrift veröffentlicht. Das Idealbild der glücklichen Familie sollte bei der Zielgruppe, den Frauen, die Hoffnung wecken, alle Anforderung des Alltags mithilfe von Mildessa-Weinsauerkraut spielend und fröhlich erfüllen zu können.

Schritt 5: Beurteile die Werbung

Fasse zum Schluss noch einmal zusammen, mit welcher Botschaft bei welcher Zielgruppe das Bedürfnis nach dem Produkt geweckt werden sollte. Hier kannst du auf deinen ersten Eindruck zurückgreifen und mit dem Ergebnis deiner Interpretation vergleichen. Erläutere dann, welche gesellschaftlichen Werte und Haltungen man aus der Werbebotschaft ableiten kann. Welche Ängste oder Hoffnungen sollen beim Betrachter angesprochen werden? Wenn du gut über den historischen Kontext informiert bist, kannst du zum Schluss Widersprüche zwischen der Werbebotschaft und der realen gesellschaftlichen Situation aufdecken. Du kannst zudem erläutern, ob du die Werbekampagne in ihrer Zeit für erfolgreich hältst.

Beispiel:

Die Hersteller des Mildessa-Weinsauerkrauts knüpfen mit ihrer Werbung an die Wünsche vieler Frauen in den 1950er Jahren an: dem Idealbild von Mutter, Ehefrau und Hausfrau zu entsprechen. Darüber hinaus suggeriert die Werbung aber, dass all diese Aufgaben mit Leichtigkeit, Fröhlichkeit und perfektem Aussehen erfüllt werden können. Hauptzielgruppe sind Frauen und nicht, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, die ganze Familie.

In den 1950er-Jahren lag der Zweite Weltkrieg noch nicht lange zurück. Man wollte Sicherheit und Wohlstand und die Familie als Bezugspunkt war enorm wichtig. Viele Frauen, die im Krieg auch die Aufgaben der Männer übernommen und viel Verantwortung getragen hatten, begaben sich später in die Rolle der Hausfrau zurück.

Das Werbemotiv entwirft ein Idealbild, das nichts darüber aussagt, wie die Frauen ihre Rolle wahrgenommen haben und ob sie sich mit ihr abfinden wollten. Interessant wäre es zu untersuchen, ob das hier zum Ausdruck kommende Frauen- und Familienbild auch in der DDR verbreitet war und ob die Werbung dort mit ähnlichen Klischees spielte.

Wie du Textquellen miteinander vergleichst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Vergleiche die beiden Quellen M1 und M2.

M1 Augustus: Res gestae

Im Jahr 13 n. Chr. verfasste der 76-jährige Kaiser Augustus einen Tatenbericht („Res gestae“). Hierin stellte er sein politisches Lebenswerk selbst dar. Den Bericht ließ er in Stein meißeln und öffentlich aufstellen.

Im Alter von 19 Jahren [44 v. Chr.] brachte ich aus eigenem Entschluss und mit eigenen Mitteln ein Heer auf, mit dessen Hilfe ich den Staat, der durch die Gewaltherrschaft einer Partei unterdrückt war, in die Freiheit zurückführte. Aus diesem Grund nahm mich der Senat […] in seine Reihen auf [43 v. Chr.] […] und gab mir die militärische Befehlsgewalt […]. Die meinen Vater ermordet haben, sie habe ich in die Verbannung gejagt und ihr Verbrechen gerächt durch gesetzmäßige Gerichtsurteile. […] Die Diktatur, die mir abwesend und anwesend sowohl vom Volk als auch vom Senat […] angetragen wurde, habe ich nicht angenommen […]. Als […] Senat und Volk Roms übereinkamen, dass ich allein zum Walter der Gesetze und Sitten mit höchster Machtvollkommenheit gewählt werde, habe ich kein Amt, das wider den Brauch der Vorfahren übertragen werden sollte, angenommen.

Res gestae 1 ff., zit. nach: Walter Arend, Geschichte in Quellen, Bd. 1, bsv, München 1965, S. 581 f.
 

M2 Tacitus: Annalen

Unter den verschiedenen Kaisern hatte Tacitus (um 55 bis nach 116 n. Chr.) wichtige Ämter bekleidet, bevor er in den Jahren um 100 n. Chr. ein Geschichtswerk über die Zeit ab Augustus schrieb. In seinem Werk („Annalen“) gibt Tacitus zunächst die Meinungen von Zeitgenossen des Augustus wieder:

Dagegen sagten nun die anderen: Die Anhänglichkeit gegen seinen Vater und die allgemeine Lage habe er bloß zum Vorwande genommen. Im Grunde sei es Herrschsucht gewesen, wenn er als junger Mensch ohne Amt die Veteranen durch freigebige Spenden an sich zog, ein Heer warb, die Legionen des Konsuls bestach […]. Er habe vom Senat das Konsulat erzwungen und das Heer […] gegen den Staat geführt […]. Dann ist allerdings Friede geworden, aber ein blutiger: Lollius und Varus sind geschlagen worden, in Rom sind Varro, Egnatius und Jullus hingerichtet worden […]. Für die Götterverehrung hat er keinen Raum mehr gelassen: Er wollte selber Tempel haben und von […] Priestern als Gott angebetet werden. Er hat auch Tiberius nicht aus Liebe […] zu seinem Nachfolger bestimmt; nein, er hat dessen anmaßende und grausame Natur wohl erkannt und darauf gerechnet, dass der Vergleich mit einem solchen Scheusal seinem Ruhm zugutekommen werde.

Tacitus, Annalen 1, 9 f., zit. nach: Walter Arend, Geschichte in Quellen, Bd. 1, bsv, München 1965, S. 585 f.

Das musst du wissen

Schriftliche Quellen sind eine wichtige Grundlage für unser Wissen über historische Ereignisse. Wie man eine schriftliche Quelle interpretiert, weißt du bereits. Wenn du dein Wissen noch einmal auffrischen möchtest, kannst du es noch einmal nachlesen.

Bei der Interpretation schriftlicher Quellen muss man immer daran denken, dass sie die Perspektive des Verfassers zum Ausdruck bringen. Das bedeutet, dass sie die Sichtweise oder Meinung dieser einen Person wiedergeben. Wir können aber nicht sicher sein, ob der Verfasser der Quelle sich richtig erinnert, ob er die Wahrheit sagt oder ob er die Tatsachen verfälscht, weil er bestimmte Interessen verfolgt. Vielleicht hat eine andere Person das Geschehen ganz anders wahrgenommen.

Deshalb ist es wichtig, möglichst viele Quellen zu einem Ereignis auszuwerten und ihre Aussagen zu vergleichen. Diesen Grundsatz der Geschichtsforschung nennt man „Multiperspektivität“. Historikerinnen und Historiker sollten möglichst viele Perspektiven (Sichtweisen) auf ein historisches Ereignis untersuchen. Erst dann können sie die Ereignisse der Geschichte einordnen und aus heutiger Sicht bewerten.

Schritt 1: Beschreibe die formalen Merkmale

Zuerst beschreibst du die formalen Merkmale beider Quellen. Du findest sie meist in der Einleitung; sie gibt dir Zusatzinformationen zur Quelle. Einige formale Merkmale musst du aber auch der Quelle selbst entnehmen. Am besten behandelst du die Quellen nacheinander. Du kannst sie aber auch vergleichend formal einordnen.

Folgende Fragen helfen dir:

  • Welches Thema behandeln die Texte?
  • Wer sind die Verfasser (Autoren) der Texte?
  • Wann und wo sind die Texte entstanden?
  • Um welche Textsorte handelt es sich (z. B.: Brief, Rede, Vertrag)?
  • An wen richten sich die Texte, wer waren die Adressaten (z. B.: Anhänger der eigenen Partei, politische Gegner, eine Privatperson)?

Es kann natürlich vorkommen, dass du nicht alle dieser Fragen beantworten kannst.

Beispiel:

Die Quelle M1 stammt von Kaiser Augustus und wurde im Jahr 13 n. Chr. verfasst. Die Quelle M2 stammt von dem Historiker Tacitus und entstand im Jahr 100. In beiden Texten geht es um das Leben und Werk des Kaisers Augustus. M1 ist ein Auszug aus einem Bericht, den Augustus selbst schrieb. M2 ist ein Auszug aus einem Geschichtswerk. Der Historiker Tacitus berichtet, was die Zeitgenossen des Augustus über den Kaiser und seine Taten dachten. Augustus ließ seinen Text öffentlich in Stein gemeißelt aufstellen. Er wollte also möglichst viele Menschen erreichen. Tacitus’ Werk wurde wahrscheinlich vor allem von einer gebildeten Oberschicht gelesen.

Schritt 2: Gib die Hauptaussagen der Texte wieder

In diesem Schritt geht es darum, die wesentlichen Aussagen beider Quellen zu erfassen und mit eigenen Worten wiederzugeben. Konzentriere dich auf die Hauptaussagen. Vielleicht kannst du sie sogar zu einer Kernaussage zusammenfassen. Gib als Beleg immer die Zeile an, der du deine Information entnommen hast. Setze Textteile, die du wörtlich aus der Quelle übernimmst, immer in Anführungszeichen.

Tipps:

  • Markiere unbekannte Wörter und kläre ihre Bedeutung (Internet, Fremdwörterbuch).
  • Unterteile längere Texte in einzelne Sinnabschnitte und gib ihnen Überschriften.

Beispiel:

In M1 beschreibt Kaiser Augustus, welche großartigen Leistungen er vollbracht hat. Er spricht davon, dass er ein eigenes Heer aufgebaut und mit dessen Hilfe einem Staat die Freiheit zurückgegeben habe (Z. 3 ff.). Er betont, dass alle Leistungen „gesetzmäßig“ (Z. 10) stattgefunden haben, dass er also nichts Unrechtes getan habe. Als Dank und als Anerkennung seiner Leistungen wurde er in den Senat aufgenommen (Z. 5 f.). Bei alledem sei er jedoch bescheiden geblieben und habe alle Ehrungen zurückgewiesen, die nicht der Tradition der römischen Republik entsprachen (Z. 10 ff.).

In M2 berichtet der Historiker Tacitus fast hundert Jahre nach dem Tod von Augustus, was die Leute über den Kaiser gesagt hätten: Augustus habe aus „Herrschsucht“ (Z. 4) gehandelt, das Konsulat erzwungen und er habe das Heer gegen sein eigenes Land eingesetzt (Z. 7 f.). Für den Frieden seien viele Menschen gestorben (Z. 9 ff.). Zudem sei sich Augustus selbst der Wichtigste gewesen. Er habe Tempel für sich bauen und sich wie einen Gott verehren lassen. Außerdem habe er einen ungeeigneten Nachfolger bestimmt, um selbst gut dazustehen (Z. 12ff.).

Schritt 3: Finde passende Vergleichsaspekte und vergleiche die Quellen

In diesem Schritt ist es wichtig, dass du die Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennst und klar benennst. Beginne am besten mit den Gemeinsamkeiten und fasse dann die Unterschiede zusammen. Vergleichsaspekte sind Fragestellungen, mit denen du an beide Texte herangehen kannst. Im Unterricht oder in der Klausur werden sie dir meistens durch einen konkreten Arbeitsauftrag vorgegeben.

Beispiel:

In beiden Quellen geht es um die Leistungen des Augustus und um die Motive seines Handelns. Beide Quellen berichten von Erfolgen: Augustus habe Frieden geschaffen (M1, Z. 3 ff.; M2, Z. 9 f.) und hohe Ämter bekleidet (M1, Z. 6 ff.; M2, Z. 7 f.). Die Quellen nennen aber unterschiedliche Motive: Augustus betont, dass er ganz uneigennützig und nur dem Gesetz und der Tradition gemäß gehandelt habe (M1, Z. 10 ff.). Tacitus dagegen unterstellt Augustus negative Motive: Augustus habe aus „Herrschsucht“ (Z. 4) gehandelt und sei süchtig nach Ruhm gewesen (Z. 15 ff.).

In der Gesamtaussage unterscheiden sich beide Texte stark. Augustus stellt sich selbst als uneigennützig und bescheiden dar. Tacitus dagegen beschreibt einen grausamen, berechnenden Herrscher, dem es nur um den eigenen Ruhm ging.

Schritt 4: Beurteile die Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Der wichtigste Schritt ist nun, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Aussagen zu erklären. Manchmal kannst du nur Vermutungen anstellen, da wir die Personen ja nicht mehr befragen können. Hier ist es wichtig, dass du dein Hintergrundwissen über die Epoche, das Ereignis oder die Verfasser der Texte einbeziehst. 

Folgende Fragen helfen dir:

  • In welcher Beziehung stehen die Texte bzw. die Verfasser zueinander?
  • In welchem zeitlichen Abstand vom Geschehen entstanden die Texte?
  • Welche Intention (Handlungsabsicht) haben die Verfasser?
  • Welchen politischen Standpunkt nehmen die Verfasser ein?
  • Welche Wirkung sollen die Texte beim Leser erzielen?
  • Welcher Text ist glaubwürdiger und aus welchen Gründen?

Tipp: Um die Glaubwürdigkeit der Quellen zu beurteilen, kannst du ihre Aussagen mithilfe einer weiteren Quelle überprüfen.

Beispiel:

Beide Texte behandeln das Leben und Werk des Augustus. In M1 legt Augustus kurz vor seinem Tod im Jahr 14 n. Chr. Rechenschaft über seine Taten ab. Die Leser sollen ihn als einen großen Herrscher in Erinnerung behalten, der dennoch bescheiden war.

Tacitus war Historiker und wollte objektiv über das Vermächtnis des Kaisers informieren. Er gibt die Aussagen von Zeitgenossen über Augustus wieder. Das soll beweisen, dass er unvoreingenommen berichtet. Wir wissen jedoch nicht, ob Tacitus sowohl Anhänger als auch Gegner des Augustus zu Wort kommen lässt und welche Quellen er benutzt hat.

Daher ist die Glaubwürdigkeit der Quellen schwer zu beurteilen. Um die Herrschaft des Augustus aus heutiger Sicht zu bewerten, sind Zusatzinformationen nötig.

Wie du einen archäologischen Fund untersuchst

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