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Erster Weltkrieg, der erste Krieg, an dem sich viele Staaten der Erde zwischen 1914 und 1918 beteiligten. Neben europäischen Staaten traten auch Japan, China und die USA in den Krieg ein.

Kriegsgründe

Der Neue Kurs des deutschen Kaiser Wilhelm II. (*1859, †1941, deutscher Kaiser und König von Preußen von 1888 bis 1918) hatte das Deutsche Kaiserreich in die außenpolitische Isolation getrieben und mündete in den Weltkrieg. Dessen Verlauf und Auswirkungen legten einige der Grundlagen für den Zweiten Weltkrieg. In ganz Europa herrschte eine starke Anspannung und viele Menschen begrüßten den Krieg, der diese Spannung lösen sollte. Besonders in Deutschland glaubte man, dass der Krieg in wenigen Wochen zu gewinnen sei.

Wesentliche Ursachen und Motive für den Krieg waren das Wettrüsten, der Wettbewerb und Streit um den Besitz von Kolonien im Sinne des Imperialismus und Kolonialismus, der sich ausbreitende Nationalismus und Militarismus als Voraussetzungen zur Bereitschaft zum Krieg (Überlegenheitsgefühl anderen Nationen gegenüber), die Isolierung Deutschlands und die Angst, von potenziellen Kriegsgegner „eingekreist“ zu sein, innenpolitische Probleme besonders in Russland und in Österreich-Ungarn, die Absicht Großbritanniens, die deutsche Handelsflotte zu vernichten, die Revancheabsichten Frankreichs nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 (Rückgewinnung Elsass-Lothringens und die Annexion des Saarlands) sowie das Bestreben Österreich-Ungarns, Serbien zu zerschlagen und die Vormachtstellung auf dem Balkan zu erreichen.

Kriegsanlass

Nach der Ermordung des Thronfolgers Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand (*1863, †1914), am 28.6.1914 durch einen serbischen Attentäter verschärfte sich der seit langer Zeit schwelende Konflikt beider Staaten und rief deren Verbündete auf den Plan.

Das Attentat von Sarajevo löste eine Kettenreaktion aus, die zum Krieg führte. Die Kriegskonstellation bestand auf der einen Seite aus der Entente (Russland, Großbritannien und Frankreich) und auf der anderen Seite den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn sowie im Dreibund auch Italien.

Julikrise und Kriegserklärungen

Die Kettenreaktion kann durch die Julikrise beschrieben werden. Am 5./6.7.1914 sicherte Deutschland seinem Bündnispartner Österreich-Ungarn in einer „Blankovollmacht“ volle Unterstützung für einen Krieg gegen Serbien zu. Österreich­-Ungarn nutzte diese Rückendeckung und stellte Serbien am 23.7.1914 das Ultimatum, die Hintermänner des Attentats zu verhaften. Aufgrund der russischen Zusage militärischer Unterstützung im Sinne des Panslawismus ließ Serbien das Ultimatum verstreichen. Die Folge war die Kriegserklärung Österreich­-Ungarns am 28.7.1914 an Serbien, woraufhin Russland am 30.7.1914 mobil machte. Die deutsche Forderung, die Mobilmachung zurückzunehmen, blieb unbeantwortet. Deshalb erklärte das Deutsche Kaiserreich Russland am 1.8.1914 den Krieg und rief zur Mobilmachung auf.

Als Bündnispartner Russlands machte Frankreich mobil, woraufhin das Deutsche Kaiserreich am 3.8.1914 Frankreich den Krieg erklärte und in das neutrale Belgien einmarschierte. Damit wurde der Kriegseintritt Großbritanniens an der Seite Frankreichs ausgelöst. Es folgten weitere Kriegserklärungen: Serbien an Deutschland (6.8.), Österreich-Ungarn an Russland (6. 8.), Frankreich an Österreich-Ungarn (11. 8.), Großbritannien an Österreich-Ungarn (12. 8.).

Kriegsverlauf

Mit der Besetzung des neutralen Belgien im August 1914 versuchte Deutschland, Frankreich niederzuringen. Doch Frankreich brachte den deutschen Vormarsch Anfang September zum Stehen. Entsprechend dem Schlieffenplan sollte erst nach einem Sieg über Frankreich Russland angegriffen werden, um einen Zweifrontenkrieg (gleichzeitiger Krieg gegen Frankreich im Westen und Russland im Osten) zu vermeiden. Militärische Erfolge gegen Russland konnte Deutschland in der Schlacht von Tannenberg (1914) verbuchen.

Die britische Seeblockade 1915 schnitt Deutschland von kriegswichtigen Rohstoffen ab. Deutschland begann mit dem uneingeschränkten U-­Boot­-Krieg auch gegen die zivile Seefahrt. Die USA drohten mit einer Kriegserklärung. Deutschland stoppte den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.

Soldaten im ersten Weltkrieg

Bei Ypern wird im April 1915 von deutschen Truppen erstmals in großem Umfang Giftgas eingesetzt. Auch die Alliierten setzen von nun an Giftgas ein.

In monatelangen Materialschlachten bei Verdun 1916 kämpften Deutsche und Franzosen unter großen Verlusten in einem Stellungskrieg gegeneinander. Als ausschlaggebend für den Sieg galt die Wirtschaftskraft der jeweiligen Kriegsparteien.

Im Februar 1917 befahl die Oberste Heeresleitung, deutsche U-Boote sollten ohne Warnung Handels- und Passagierschiffe versenken. Die USA sahen mit der Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs eine Bedrohung und nahmen diese Verschärfung zum Anlass, am 6.4.1917 an der Seite der Alliierten in den Krieg einzutreten. Die Entente verfügte damit über größere Menschen-, Material- und Wirtschaftsreserven als das Deutsche Kaiserreich. Der Kriegseintritt der USA hatte entscheidende Bedeutung für den weiteren Kriegsverlauf.

Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson (*1856, †1924, 28. Präsident der USA von 1913 bis 1921) schlug am 8.1.1918 in seinen „14 Punkten“ die Einrichtung eines Völkerbundes vor, um den Krieg zu beenden. Künftige internationale Konflikte sollten nicht mehr militärisch, sondern auf dem Verhandlungsweg gelöst werden.

Die Teilnahme des Osmanischen Reichs aufseiten der Mittelmächte versperrte den Nachschub Frankreichs und Großbritanniens für Russland, verschärfte die Versorgungskrise dort bis zur Oktoberrevolution dort, die zum Zusammenbruch Russland 1917 führte. Im Frieden von Brest Litowsk am 3.3.1918 schlossen Russland und Deutschland einen Waffenstillstand. Deutschland konnte seine Kräfte auf die Westfront konzentrieren. Russland schied aus dem Krieg aus, musste aber umfangreiche Gebiete abtreten. Finnland und die Ukraine wurden unabhängig.

Von März bis Juli 1918 scheiterte die letzte große Offensive des deutschen Heeres im Westen. Im August folgte der Vorstoß der Entente (Alliierten) am Fluss Somme. Dies gilt als entscheidende Wende im Krieg, da die Gegenoffensive die deutschen Truppen zum Rückzug bis an die Reichsgrenze zwang. Die Oberste Heeresleitung (OHL) erklärte die Fortführung des Kampfes für aussichtslos und forderte Waffenstillstandsverhandlungen. Das Osmanische Reich hatte bereits am 30.10.1918, Österreich-Ungarn am 3.11.1918 kapituliert.

In Compiègne (in der Nähe von Paris) wurde am 11.11.1918 in einem Eisenbahnwaggon ein Waffenstillstand geschlossen, der an allen Fronten galt. Am gleichen Ort und im gleichen Eisenbahnwaggon nahm Adolf Hitler im Juni 1940 die Kapitulation Frankreichs im Zweiten Weltkrieg entgegen.

Kriegsfolgen

Der Erste Weltkrieg stellte einen traurigen Wendepunkt in der Kriegsführung dar. Durch die industrielle Fertigung wurden in vorher unvorstellbarer Weise Vernichtungswaffen produziert und eingesetzt. 1915 setzte die deutsche Armee erstmals auch Giftgas im Kampf ein. Die Zahl der Toten erreichte mit insgesamt etwa 10 Millionen Menschen ein nie zuvor gekanntes Ausmaß.

In Deutschland wurde nach dem Sturz Kaiser Wilhelm II. (*1859, †1941, Deutscher Kaiser und König von Preußen von 1888 bis 1918) und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs in der Novemberrevolution von 1918/19 erstmals auf deutschem Boden eine parlamentarische Republik errichtet. Am 9.11.1918 um 14 Uhr rief der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Philipp Scheidemann (*1865, †1939, 1. Ministerpräsident der Weimarer Republik 1919) die „Deutsche Republik“ aus. Zwei Stunden später proklamierte der Führer des linksradikalen Spartakusbunds Karl Liebknecht (*1871, †1919) die „sozialistische Republik“.

Die Weimarer Republik hatte von Anfang an viele Feinde. Eine schwere Last war auch der Friedensvertrag nach dem Waffenstillstand vom 11.11.1918. Nach einem Ultimatum der Siegermächte nahm die Weimarer Nationalversammlung den Versailler Vertrag an, nachdem die Oberste Heeresleitung eine Wiederaufnahme der Kämpfe für militärisch aussichtslos erklärt hatte. Sozialdemokratische Regierungsvertreter unterschrieben den Vertrag am 28.6.1919. Der Kriegsschuldartikel 231 verurteilte „Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden“. Die Kriegsschuldfrage schien damit geklärt zu sein.

Der wirtschaftliche Zusammenbruch infolge des Kriegs, die Rückkehr der Soldaten von der Front, unterschiedliche politische, darunter auch antidemokratische Vorstellungen und zeitweise bürgerkriegsähnliche Verhältnisse bereiteten dem neuen deutschen Staat in den ersten Jahren zwischen 1918 und 1923 erhebliche Probleme.


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