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Geboren in Landsberg (Warthe) am 18.3.1929, gestorben in Berlin am 1.12.2011:
Nach der Übersiedlung der Familie 1945 nach Mecklenburg studierte Wolf Germanistik in Leipzig und Jena. 1953-62 arbeitete sie als Redakteurin und Lektorin. Seither lebte sie als freie Schriftstellerin in Kleinmachnow bei Berlin.

Suche nach Selbstverwirklichung

Mit der Erzählung Der geteilte Himmel (1963), einer in Rückblenden und inneren Monologen erzählten Liebesgeschichte kurz vor dem Mauerbau, gelang Wolf der Durchbruch. Die Geschichte um die Studentin Rita, die sich gegen ihren Freund und für ein Leben in der Deutschen Demokratischen Republik entscheidet, folgte den Konzepten des Bitterfelder Wegs, ging aber erzählerisch über die üblichen Texte sozialistischer Literatur hinaus, was zu heftigen Kontroversen in der DDR führte. Ambivalent war auch die Aufnahme des Romans Nachdenken über Christa T. (1968).

Geschichte und Mythologie

In dem autobiografisch geprägten Roman Kindheitsmuster (1976) wird ein epischer Rechenschaftsbericht über die Kindheit im Nationalsozialismus mit den aktuellen Erlebnissen und Gedanken der Erzählerin verschränkt.
Nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann gestaltete Wolf ihre Themen stärker vor historischem Hintergrund. So befasst sich die fingierte Begegnung zwischen Heinrich von Kleist und Karoline von Günderode in Kein Ort. Nirgends (1979) mit den Möglichkeiten und Grenzen individueller Selbstverwirklichung in der bürgerlichen Welt. Der kultur- und gegenwartskritische Entwurf einer durch Weiblichkeit und Frieden bestimmten Utopie der Erzählung Kassandra (1983) verarbeitet aktuelle Tendenzen des Feminismus und der Friedensbewegung. Mit den Erzählungen Störfall (1987) und Sommerstück (1989) wendete sich Wolf wieder der Gegenwart und dem eigenen Erleben zu. Die 1990 veröffentlichte Erzählung Was bleibt (1979 entstanden) entfachte einen Literaturstreit um die Rolle der Intellektuellen in der DDR. Ihre öffentliche Demontage nach Bekanntwerden ihrer Tätigkeit für den DDR-Staatssicherheitsdienst verarbeitete sie 1994 in dem Essay Auf dem Weg nach Tabou. 1996 griff sie mit dem Roman Medea wieder auf die Mythologie zurück. In der Erzählung Leibhaftig (2002) setzte sie sich erneut mit der Rolle der Intellektuellen in der DDR auseinander.


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